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IHK stellt Taxi-Unternehmern neue Strategien vor

Schwierige Wegstrecke

VON LEONIE MOLLS

IHK stellt Taxi-Unternehmern neue Strategien vor - © Wirtschaft
IHK stellt Taxi-Unternehmern neue Strategien vor (© Wirtschaft)

Bielefeld. Veränderte Tarifbedingungen, steigende Spritkosten, begrenzte Nachfrage - ein Taxiunternehmen erfolgreich zu führen, wird nicht gerade einfacher. Eine Infoveranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld hat Taxi- und Mietwagenunternehmern neue Strategien vorgestellt, mit denen ihr Überleben gesichert werden könnte.

"Wir sollen die Welt retten und mit Hybrid- oder Elektroautos die Umwelt schützen", echauffiert sich ein Teilnehmer in der Diskussion. Den Fahrern sollten Mindestlöhne gezahlt werden und das Fiskaltaxameter (siehe Infokasten) komme auch. Aber die Grundsatzfrage sei doch: "Wie schützen wir unser Leben als Unternehmer? Von der Taxe zu leben ist eigentlich gar nicht mehr möglich."

Dirk Ritter, Sachgebietsleiter der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) in Hamburg, gibt eine deutliche Antwort: "Unsere Aufgabe ist es, faire Bedingungen zu schaffen für Unternehmen." Die Nachfrage sei nunmal begrenzt und es gehe nicht darum, dass jeder Unternehmer gesichert werde. "Wenn mir jemand sagt, ich mache nur Minus, dann rate ich ihm, aufzuhören."

Rechtsanwalt Benjamin Sokolovic (v. l.), Volker Uflacker (IHK), Marco Meyenborg (BWVI), Alexander von Brandenstein (Gründer von Taxi.de), Jürgen Kruse (prima-clima-mobil), Peter Köhl (Taxi-Center Ostbahnhof) und Dirk Ritter (BWVI). - © FOTO: W. RUDOLF
Rechtsanwalt Benjamin Sokolovic (v. l.), Volker Uflacker (IHK), Marco Meyenborg (BWVI), Alexander von Brandenstein (Gründer von Taxi.de), Jürgen Kruse (prima-clima-mobil), Peter Köhl (Taxi-Center Ostbahnhof) und Dirk Ritter (BWVI). (© FOTO: W. RUDOLF)

Und Rechtsanwalt Benjamin Sokolovic, Justiziar beim Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN), fügt hinzu: "Eine Gewerbeanmeldung ist kein Anspruch auf Kundschaft." Gerade, wenn der Mindestlohn komme, müssten die Unternehmer wieder lernen, Arbeitgeber zu sein. "Arbeitnehmer, die nach Umsatz bezahlt werden, sind im Grunde genommen Co-Unternehmer - wer was einfährt, verdient auch."

Ein mögliches Verbot der Umsatzbeteiligung und die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns sind ein großes Thema bei der Veranstaltung. "Es ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche, dass wir in einem halben Jahr den Mindestlohn haben werden", so Rechtsanwalt Thomas Grätz, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes. Ein Gutachter habe untersucht, wie hoch die Taxitarife liegen müssten, damit der Betreiber seinen Fahrern 8,50 Euro Stundenlohn zahlen kann. "Er hat gesagt, dass die Tarife 24,6 Prozent höher liegen müssten", so Grätz. Das Gewerbe sei aufgerufen, sich da langsam heranzurobben.

Auch Vertreter aus der Praxis zählen zu den Referenten. Peter Köhl, Geschäftsführer des Taxi-Centers Ostbahnhof in München, hat 48 Hybridfahrzeuge im Einsatz und bezeichnet die Umstellung als eine Erfolgsgeschichte. Außerdem hat er eine Motivation geschaffen, seine Fahrer zu einer spritsparenden Fahrweise zu bewegen. Zusammen mit einem jungen Ingenieurbüro wurde ein Gerät entwickelt, das sich "FuelSpy" nennt.

"Es ist ein fortlaufender Zähler mit ansprechendem Design." Der Verbrauch pro Kilometer wird erfasst. "Der Fahrer soll sofort sehen, wenn er Sprit gespart hat. Vor allem soll es aber in seiner Lohnabrechnung deutlich werden." Liegt der Verbrauch nämlich unter dem errechneten Durchschnitt, bekommt der Fahrer für jeden gesparten Liter Geld. Und nicht nur die Spriteinsparung sei lohnend. "Der Verschleiß der Fahrzeuge ist geringer, wir erhoffen uns weniger Unfälle und die Fahrer berichten uns, dass sie bei einer gedrosselten Fahrweise höhere Trinkgelder bekommen."

Nicht Hybrid, sondern Elektroautos sind beim Taxiunternehmen "prima-clima-mobil" in Hamburg in den Betrieb aufgenommen worden. "Wir haben festgestellt, dass die Autos nicht nur technisch belastbar, sondern auch alltagstauglich sind", sagt Jürgen Kruse, Prokurist des Unternehmens. Der Imagegewinn sei gewaltig. "Auch wenn wir von den Mitbewerbern belächelt worden sind - zumindest in Ballungsgebieten werden Elektroautos ein Thema sein."

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