Paderborn (sim). Ein neues Medikament, das MS-Patienten Hoffnung gibt, wird nun in der neurologische Abteilung des St.-Vincenz-Krankenhauses Paderborn eingesetzt - weltweit zum ersten Mal.
Der Wirkstoff Alemtuzumab sei über zehn Jahre lang in umfangreichen Studien mit 1.700 Patienten erprobt worden, die unter multipler Sklerose leiden - einer bislang unheilbaren entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems, deren Ursache bis heute nicht bekannt ist. In Europa zugelassen wurde das Medikament Lemtrada, das den Wirkstoff enthält, erst vor wenigen Wochen.
Die Klinik in Paderborn setzt das neue Medikament insbesondere bei Patienten ein, bei denen mit herkömmlichen Behandlungsmethoden "keine befriedigende Krankheitskontrolle" erreicht worden sei. Studien hätten Alemtuzumab "eine sehr hohe, bisher noch nicht erreichte Wirksamkeit" gerade bei sehr schweren Krankheitsverläufen bescheinigt. Allerdings gehe die Behandlung häufig mit schweren - beispielsweise allergischen - Nebenwirkungen einher, so dass Nutzen und Chancen "sehr, sehr sorgfältig gegeneinander abgewogen werden", meint Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie am St. Vincenz. "Dies haben wir vor Anwendung des Medikaments selbstverständlich getan und die Vorteile und Risiken detailliert mit den Betroffenen besprochen."
Verabreicht wird das Medikament per Infusion an fünf Tagen innerhalb einer Woche; ein Jahr später gibt es noch einmal drei Infusionen. Die Infusionen sollen die Fresszellen zerstören, die die Nervenbahnen der betroffenen Patienten angreifen. Weil die Infusionen nachhaltig das Immunsystem der betroffenen MS-Patienten veränderten, sei eine weitere dauerhafte Medikamenteneinnahme nicht mehr erforderlich, meinen die Ärzte in Paderborn. Nach Schätzungen der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft leiden etwa 130.000 Menschen an MS.