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Jäger werfen die Flinte ins Korn

Auch in OWL wurden viele Herbstjagden abgesagt

VON HUBERTUS GÄRTNER

Jäger werfen die

Flinte ins Korn - © OWL
Jäger werfen die Flinte ins Korn (© OWL)

Bielefeld. Die Jäger in der Region machen sich massive Sorgen um die Zukunft der Tiere. Weil die Bestände vieler Arten immer mehr zurückgehen, werfen sie an vielen Orten sprichwörtlich "die Flinte ins Korn". So wurden in ganz Nordrhein-Westfalen nun zahlreiche traditionelle Herbstjagden abgesagt, weil es immer weniger Fasanen, Hasen und Kaninchen gibt.

Es sei "fünf vor zwölf in der Feldflur", schreibt der Präsident des Landesjagdverbandes NRW, Ralph Müller-Schallenberg, im Editorial der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Rheinisch-Westfälischer Jäger. Die Lage habe sich "eindeutig weiter verschärft", so Müller-Schallenberg. In der Landschaft sinke nicht nur "die Zahl der Vögel dramatisch", auch gebe es immer weniger Fasanen, Hasen und Kaninchen. Wer jetzt noch weiter "abwarte" , riskiere "den Totalverlust des Niederwildes".

Eine aktuelle Umfrage, die die genannte Zeitschrift bei 20 Kreisjägerschaften gemacht hat, verdeutliche das große Ausmaß der Misere. Bei "Hase und Fasan" gebe es "vom bereits geringen Vorjahresniveau einen neuen, erheblichen Einbruch", schreibt zum Beispiel Peter Kallen, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Neuss. In diesem Jahr werde man wohl nicht mehr "von Treibjagdsaison sprechen" können. "Wo kaum Wild ist, sollte man auch nicht jagen", resümiert Kallen. "Keine Hasen, keine Fasanen, es ist eine Katastrophe", meint auch sein Kollege Hans Willi Dahmen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Düren.

Zwei Gänsejäger kehren von der Jagd zurück. Immer mehr Jagden werden in diesen Wochen abgesagt, da die Bestände an Niederwild teils drastisch zurückgehen. - © FOTO: DPA
Zwei Gänsejäger kehren von der Jagd zurück. Immer mehr Jagden werden in diesen Wochen abgesagt, da die Bestände an Niederwild teils drastisch zurückgehen. (© FOTO: DPA)

Aus den genannten Gründen wurden auch in den Kreisen Paderborn, Herford und Gütersloh Treibjagden abgesagt oder stark reduziert. Die Fasanenpopulation habe im Vergleich zum Vorjahr "Einbrüche von 50 bis 70 Prozent erlitten", schreibt Hans-Gert Haversiek, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Herford. "Beim Hasen ist die Situation nicht besser", teilt er mit.

Sogar in einigen Hegeringen des Münsterlandes wird befürchtet, dass der früher dort massenhaft vorkommende Fasan "für immer verlorengeht". Eine wesentliche Ursache für den Rückgang des Niederwildes und das allmähliche Aussterben zahlreicher Bodenbrüter sehen viele Jäger in der industriellen Landwirtschaft, die den Tieren sukzessive immer mehr Lebensräume nimmt.

Rätsel gibt allerdings der plötzliche und gewaltige Schwund bei den Fasanen auf. Die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn (FJW) hat deshalb nun ein epidemiologisches "Forschungsprojekt Fasan" gestartet. Es sollen "Aussagen zum Erreger- beziehungsweise Antikörpervorkommen und eine Einschätzung der Infektionskrankheiten als primäre oder sekundäre Ursache der Besatzrückgänge gewonnen werden", so FJW-Leiter Michael Petrak.

Für den menschlichen Verzehr seien die wenigen Fasanen, die noch geschossen werden, aber weiterhin geeignet, sagte Petrak dieser Zeitung. Die Verbraucher müssten sich "keine Sorgen machen". "Ich bedauere sehr, dass die meisten Wildtiere, die in Deutschland vermarktet werden, aus dem Ausland importiert und nicht entsprechend deklariert sind", sagte Petrak. Heimisches Wild sei sehr zu empfehlen, Hasen und Fasanen dürften aber nun teurer werden.

Information

Das sagen die Naturschützer

Der Landesverband NRW des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) begrüßt, dass wegen sinkender Niederwildpopulationen viele Jagden abgeblasen werden.

Die Erkenntnis, das bedrohte Niederwild zu schonen, komme allerdings ziemlich spät, sagte der Landesvorsitzende Holger Sticht. "Fünf Jahre Schonzeit für Feldhasen" wären aus seiner Sicht sinnvoll.

Der BUND fordert, dass etliche Arten in Zukunft nicht mehr als "jagdbar" eingestuft werden. Die Novellierung des Landesjagdgesetzes in NRW müsse das berücksichtigen.

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