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Weggefährten erinnern sich der lippischen Trainerlegende Heinz Brannolte

„,Kanne’ war ein unvergleichlicher Mensch“

Dietmar Welle

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Treff rüstiger Fußball-Rentner: Unser Bild zeigt von links Herbert „Juppi“ König, Michael Pyka, Hermann Feldscher und Horst Reinisch. - © Dietmar Welle
Treff rüstiger Fußball-Rentner: Unser Bild zeigt von links Herbert „Juppi“ König, Michael Pyka, Hermann Feldscher und Horst Reinisch. (© Dietmar Welle)
Ein Leben für den Fußball: Heinz Brannolte (links). - © Archivfoto: Dietmar Welle
Ein Leben für den Fußball: Heinz Brannolte (links). (© Archivfoto: Dietmar Welle)

Lemgo. In unregelmäßigen Abständen trifft sich im Jako-Sportgeschäft von Hermann Feldscher in Lemgo ein kleiner Kreis von Fußballern und lässt alte Zeiten Revue passieren. Zuletzt hat Heinz Brannolte im Mittelpunkt gestanden.

In unregelmäßigen Abständen trifft sich im Jako-Sportgeschäft von Hermann Feldscher in Lemgo ein kleiner Kreis von Fußballern und lässt alte Zeiten Revue passieren. Zuletzt hat Heinz Brannolte im Mittelpunkt gestanden.

„Er war ein unvergleichlicher Mensch.“ Diesem Satz von Hermann Feldscher stimmten die drei Fußball-Rentner Herbert König, Michael Pyka und Horst Reinisch ohne jede Einschränkung zu. „War?“ Ja, Heinz, genannt „Kanne“, Brannolte ist am 22. Februar diesen Jahres mit 91 Jahren verstorben. Der Fußballtrainer aus Blomberg hat Spuren hinterlassen. Im Lipperland wie auch kurz hinter der Grenze in Bad Pyrmont. Nachfolgend erinnern sich Weggefährten.

Michael Pyka (60): „Ich war gerade 18 Jahre alt und kam mit der Saison 1972 zur Spvvg Bad Pyrmont, bei der Heinz Brannolte zwei Aufstiege in Folge geschafft hatte bis in die höchste deutsche Amateurklasse. Er hat uns immer ,Männer’ genannt und uns ganz einfache Dinge beigebracht. So zum Beispiel: ,Den Ball von rechts auf die andere Seite. Dann steht der Gegner ganz dumm da.’ Brannolte war auch ein Mensch, der für jedes Problem, auch außerhalb des Fußballs, ein offenes Ohr hatte. Charakterlich einmalig. Und er hat auch jedem einleuchtend erklärt, wenn er einmal nicht von Anfang an auf dem Spielfeld stand. Ich kam als Mittelstürmer, habe unter ,Kanne’ verteidigt und auch von hinten raus meine Tore geschossen.“

Herbert „Juppi“ König (71): „Unter Heinz Brannolte habe ich 1962 in der Verbandsliga beim TBV Lemgo, dem ich seit 1960 treu bin, auf Rechtsaußen gespielt. Er fand immer tröstende Worte, wenn man nicht zum Einsatz kam. Damals gab es ja noch keine Auswechselspieler, und die Ersatzleute waren dabei, wenn sich jemand zum Beispiel beim Warmmachen verletzt. Mein erstes Erlebnis in der Verbandsliga hatte ich unter Brannolte, als wir mit Lemgo ein 0:0 bei Recklinghausen-Hochlarmark erzielten. Ich war damals ein ziemliches Leichtgewicht. Brannoltes Plus war, dass er aus jedem seiner Spieler das Letzte herauskitzelte. Und wenn es einmal einen Hänger gab, dann hat er stets zu Dir gehalten.“

Horst Reinisch (79): „Ich habe Heinz Brannolte als Trainerkollegen sehr geschätzt. Immer wieder haben wir die Klingen gekreuzt. Vor allem auch, als ,Kanne’ Trainer beim TuS Horn-Bad Meinberg in der Verbandsliga war und ich beim Bünder SV an der Seitenlinie stand. Seine Mannschaften traten immer diszipliniert auf. Aber er ging auch gern seinen eigenen Weg, trank zum Beispiel – so wie ich ihn kenne – keinen Alkohol. Er war ein Fanatiker der Gewissenhaftigkeit, gestaltete seine Übungseinheiten konservativ und warf auch Medizinbälle mit rein. Gewiss ist: Brannolte war ein Vorbild für mich genauso wie der Herforder Coach Dietrich Garbers und der Bielefelder Eiche Haubrock.“

Hermann Feldscher (66): „Als Nachfolger von Otto Laszig kam Heinz Brannolte Anfang der 70-er Jahre nach Bad Pyrmont. Damals hatte der finanziell unabhängige Manager Jürgen Maaßen das Sagen. ,Kanne’ war menschlich immer ohne Fehl und Tadel. Ich habe 1973 sogar mal einen Urlaub mit den Familien in der Nähe von Kitzbühel verbracht. Er verstand es, seine Schützlinge richtig heiß zu machen. Wir haben von ihm gelernt, das eine gute konditionelle Voraussetzung Spiele entscheiden kann. So haben wir auch oft in den letzten zehn Minuten einen Sieg gelandet. Beim AH-Lippe-Cup zählte Brannolte ja zu den Ikonen im Schiedsgericht. Dort in Voßheide haben wir oft am Spielfeldrand gefachsimpelt. Das war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte, weil Heinz ein Mann ohne Hintergedanken war mit einem ganz entscheidenden Wesenszug: Menschlichkeit.“

Zwischenruf: Ein Sportler, ein Vorbild

von Dietmar Welle
Die Idee, sich alter Zeiten zu erinnern, birgt die Chance, die vergangenen Fußballjahre Revue passieren zu lassen, zu schwelgen. Der Blomberger Heinz Brannolte gehörte sicherlich zu den prägenden Akteuren der Trainerszene.

Brannolte hinterließ Spuren, weil er den Fußball, den Sport an sich, liebte, galt als Weiser des Kicks auf dem grünen Rasen und brachte sich stets mit vollem Herzen und viel Schwung ein. Ein Vorbild halt, wie es sie in diesen Zeiten nicht mehr so häufig gibt.

Nach seiner erfolgreichen Trainerkarriere blieb „Kanne“ seiner Leidenschaft, dem Sport, stets verbunden. Er spielte gern Tennis und war Mitglied des Sachverständigenrates des AH-Lippe-Cups in Voßheide. Noch im Juli 2010 demonstrierte der damals 85-Jährige dem Chronisten freudig, wie fit er noch war.

Gern gesehener Gast war Brannolte beim Frauenhandball-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe. Auch dort ist Brannolte als Sportler, als Mensch in bester Erinnerung.

DWelle@lz.de

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