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Udo Wille spricht über die Folgen des Torunfalls

Oliver König

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Nachdenklicher Blick: Das Torunfall-Urteil hat im Jahr 2015 auch die Schlagzeilen der Lippischen Landes-Zeitung bestimmt, davon überzeugt sich hier der Vorsitzende des Detmolder Kreisjugendausschusses, Udo Wille. - © Bernhard Preuß
Nachdenklicher Blick: Das Torunfall-Urteil hat im Jahr 2015 auch die Schlagzeilen der Lippischen Landes-Zeitung bestimmt, davon überzeugt sich hier der Vorsitzende des Detmolder Kreisjugendausschusses, Udo Wille. (© Bernhard Preuß)

Detmold. Interessiert, teils kritisch blickt Udo Wille auf die Wand im Mediaraum des Medien Centrum Giesdorf. Aufgehängt sind dort etliche LZ-Berichte über das Torunfall-Urteil, das den Sport im Kreis Lippe das gesamte Jahr über beschäftigt hat. Nach dem Richterspruch hatte der Fußballkreis Detmold in einer ersten Reaktion die Hallenmeisterschaften der Junioren abgesagt.

Unterhalb des Interviews finden Sie eine Chronik der LZ-Berichterstattung zum Thema "Torunfall".

Information
Udo Wille, 54, ist Fuhrpark-Leiter am Landestheater in Detmold und seit mehr als 35 Jahren Mitglied im BSV Heiden᠆oldendorf . Hier kickt er noch bei den Alten Herren in der Ü 50. In seinem Heimatverein war er 15 Jahre lang Jugendobmann, seit fünf Jahren ist Udo Wille Vorsizender des Detmolder Kreisjugendausschusses (KJA). Im kommenden Jahr stellt er sich beim Kreisjugendtag zur Wiederwahl. Seit diesem Jahr ist Wille außerdem Beisitzer der KSB-Jugend.

Nun blickt Wille, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses, auf die Tage im Januar zurück und erläutert zudem, welche Vorkehrungen er und seine Mitstreiter für die Anfang Dezember gestarteten Wettbewerbe dieser Saison getroffen haben.

Herr Wille, haben Sie in den vergangenen elf Monaten an irgendeinem Zeitpunkt mal an Rücktritt gedacht?

Udo Wille: Nein. Ich mache jetzt 20 Jahre Jugendarbeit und spiele seit mehr als 40 Jahren Fußball: Wenn man immer gleich den Kopf in den Sand stecken würde, ginge es nicht weiter. Ich bin froh, dass der komplette Kreisjugendausschuss weiter zur Stange hält.

Mit dem ganz großen Abstand zur Entscheidung: Der Fußballkreis sah sich nach dem Torunfall-Urteil in der Pflicht, die Meisterschaften abzusagen. Gleichzeitig appellierte er an die Ehrenamtler ruhig und besonnen zu reagieren. Wie war das zu vereinbaren?

Wille: Das widerspricht sich ja nicht. Ehrenamtliche sind sensibilisiert worden, noch mehr auf die Sicherheit zu achten. Außerdem wollten wir die Eltern mit ins Boot holen, das war uns wichtig. Denn wir können das nur gemeinsam schaffen – Kommunen, Fußballkreis, Vereine, Trainer, Eltern, alle Sportarten.

Damals haben Sie angekündigt, künftiger noch genauer hinschauen zu wollen. Tun Sie das?

Wille: Ja. Wir haben gemeinsam mit den Städten und Gemeinden zum Beispiel die Hallen, in denen die Kreismeisterschaften ausgespielt werden, kontrolliert.

Wie habe ich mir das vorzustellen?

Wille: Wir haben zum Beispiel eine Checkliste entworfen, die auch vom Landessportbund abgesegnet ist. So haben wir geschaut, ob die Geräteräume abzuschließen sind oder die Tore fest verankert werden können. In Lage beispielsweise konnten die neuen, großen Tore im Gegensatz zu den kleinen Toren nicht befestigt werden. Deshalb ist die LZ-Cup-Vorrunde bei den Senioren von Lage nach Augustdorf verlegt worden.

Und die ausrichtenden Vereine?

Wille: Die können sich auch an einer Checkliste orientieren. Diese sollen sie dann unterschreiben, und wenn Mängel festgestellt worden sind, gibt es eine Kopie für den Kreis und die jeweilige Kommune. Diese Liste ist unter www.flvw-kreis10-detmold.de zu finden.

Gab es ein Gespräch mit dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen, dem Landessportbund und/oder dem Kreissportbund im Vorfeld der Hallenmeisterschaften 2015/2016?


Wille:
Nein. Wir hatten im Verlauf des Jahres drei Veranstaltungen mit Vereinsberater Patrick Busse. Seit dem Urteil haben wir Checklisten verteilt, das Thema auf Arbeitstagungen, bei einem Stammtisch in Heidenoldendorf besprochen und diskutiert. Dann gab es noch eine C- und D-Junioren-Trainer-Schulung. Was soll man noch machen?

Das sind schon umfangreiche Maßnahmen. Dennoch eine Zusatzfrage: Außer den Checklisten haben die Vereine weitere Materialien an die Hand bekommen?

Wille: Wir haben einen Elternbrief aufgesetzt, der Verhaltensregeln und einen Fragebogen beinhaltet. Zunächst wollten wir auch den unterschreiben lassen, das hätte zu weit geführt. Der Brief ist nun ebenfalls auf unserer Internetseite zu finden.

Ist es nicht verwunderlich, dass erst ein Richterspruch das auslöst, was eigentlich selbstverständlich sein sollte – noch mehr auf die Sicherheit zu achten?

Wille: Ja, da kann man nichts anderes sagen. Es ist danach einiges passiert. Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir einige Stunden mit dem Thema verbracht und daran gearbeitet haben.

Eine hundertprozentige Sicherheit wird es aber nie geben?

Wille: Richtig, die werden wir nicht kriegen. Ich frage mich: Wollen wir Kinder so haben, dass sie sich bei Turnieren nur hinsetzen und sich nur bewegen, wenn sie spielen?

Bei allen Konsequenzen aus dem Torunfall-Urteil: Man muss auch an den damals verletzten Jungen denken. Hatten oder haben Sie Kontakt zur Familie?

Wille: Unser Kreisvorsitzender Gottfried Dennebier steht mit der Familie in Kontakt, auch Verbandspräsident Hermann Korfmacher hat sie kontaktiert. Meine Wenigkeit hat am Anfang gefragt, wie es ihm geht.

Fast elf Monate nach dem Urteilsspruch und die Absage der laufenden Hallenkreismeisterschaften im Januar 2015: Würden Sie diese Entscheidung noch einmal so treffen?

Wille: Ja, ich würde es genauso wieder machen. Die Entscheidung stand fest: Wir mussten die Vereine, die Ehrenamtler schützen. Man stelle sich vor, es wäre noch ’was anderes passiert.

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