Talente abwerben und fördern: So macht’s der JFV Lippe

Detmold/Jerxen-Orbke. Seit knapp zweieinhalb Jahren gibt es den Jugendförderverein Lippe. Die Fußball-Nachwuchsabteilungen des TBV, der bis dahin vornehmlich die Talente aus dem Lemgoer Bereich anzog, und des SVE Jerxen-Orbke, der das Aushängeschild im Detmolder Junioren-Bereich war, bündelten die Kräfte. Da sich die Verantwortlichen entschlossen, dem FuL-Kreis Lemgo anzuschließen, stehen die JFV-Teams nun hier am Samstag in den Pokalendspielen. Wer sich die Talente von der D- bis zur A-Jugend anschauen möchte, bekommt beim Finaltag in Langenholzhausen von 10 bis zirka 18 Uhr die Gelegenheit.

Mit Boris Baumeister gibt es beim JFV seit dem 1. Juli einen neuen Sportlichen Leiter, der aus Berlin stammt, als Jugendlicher nach Detmold kam, für Post und TSV sowie RSV Klüt und SVE Jerxen-Orbke spielte, und im Sommer die Nachfolge von Christian Schulze antrat. Im LZ-Interview spricht der 59-jährige zugereiste Jerxer, der 20 Jahre Trainer war, unter anderem über seine Aufgabe und den Weg des JFV.

Ich bin mir sicher, dass die vier Titel am Samstag der Jugendförderverein gewinnt. Widersprechen Sie?

Boris Baumeister: Nein.

Ergeben die Spiele überhaupt Sinn – bei allem Respekt für die Gegner?

Ja, absolut. Ich werde den Finaltag dafür nutzen, um mit den umliegenden Vereinen in Kontakt zu treten. Und zwar proaktiv. Mein Eindruck ist, dass viele gar nicht genau wissen, was wir hier machen. Dazu ist der sportliche Vergleich wichtig. Natürlich sind wir stets der Favorit, aber gerade im Nachwuchsbereich unterliegen die Spieler großen Leistungsschwankungen, entsprechend ist es auch denkbar, dass wir ein Finale verlieren. Das wollen wir vermeiden, im Westfalenpokal geht es ja weiter.

Von den kleineren Vereinen ist immer mal wieder zu hören, der JFV mache sie kaputt. Was entgegnen Sie?

Das ist natürlich falsch. Wir brauchen alle Vereine. Nur aus einer Breite kann auch eine Spitze entstehen. Wir wollen Talenten die Chance geben, sich mit Gleichgesinnten zu messen. Leistung entsteht nur durch Reibung. Bei uns bekommen die Spieler die Möglichkeit, sich durch sehr gutes Training weiter zu entwickeln. Wir holen nur Talente, bei denen wir davon überzeugt sind, dass es bei ihnen funktioniert. Ich bin jederzeit gerne Ansprechpartner, um zu erklären. Beim Thema Kommunikation müssen wir uns verbessern.

Bei Arminia und dem SC Paderborn gibt es jeweils U11-Teams, der JFV startet mit der D-Jugend. In welchem Alter halten Sie es für richtig, den Heimatverein zu verlassen?

Unter zwölf Jahren ergibt es keinen Sinn, da sollten die Kids im gewohnten Umfeld bleiben. Aber jedes Kind ist anders, und wir sind für die Lipper im Nahbereich.

Wie läuft es konkret beim JFV : Wann und wie werben Sie ab?

Zunächst setzen wir auf die hervorragende Nachwuchsarbeit beim SVE und dem TBV, dazu gibt es viele Talente, die sich bei uns melden und bei uns spielen wollen. Mit dem Scouting beginnen wir ab der U13, unsere Trainer übernehmen das...

... und lassen die Jungs dann ohne Rückmeldung mit dem aktuellen Verein mittrainieren?

Mag sein, dass da in der Vergangenheit Fehler passiert sind. Ich habe alle Trainer darüber informiert, dass wir nur den offiziellen Weg gehen, die entsprechenden Spieler über das DFBnet anfragen. Wir werden scharf beobachtet, ich stehe für eine offene und ehrliche Kommunikation.

Und wenn der Verein ein Probetraining ablehnt?

Dann können wir nichts machen.

Bei der C-Jugend-Westfalenliga-Mannschaft wird es dann richtig interessant, oder? ?

Das kann man so sagen: Mit Kariem Moussa haben wir da einen sehr verdienten Trainer zurückgewinnen können, der über ein sehr, sehr großes Netzwerk verfügt. 15 neue Spieler holten wir im Sommer, um in diesem Haifischbecken zu überleben. Die Westfalenliga ist ein großes Geschenk für uns, aber auch ein Rucksack. Es werden Interessen geweckt, die schwer zu erfüllen sind. Die Scouts stehen am Rand, wir versuchen stets, so viele Spieler wie möglich für die U16 zu halten. Das ist Schwerstarbeit.

In der B-Jugend gibt es eine Lücke, der 2007er-Jahrgang fehlt. Hier ist offenbar genau dieses Problem aufgetreten?

Richtig. Nach der Saison 2021/2022 gab es einen großen Aderlass, 14 Spieler gingen. Im Winter 2022 zogen wir die Reißleine, es gab Disziplinlosigkeiten beim Training und den Spielen. Ich war der Trainer. Es gab keine Alternative: Wir zogen das Team zurück.

Auch im Rückblick die richtige Entscheidung?

Absolut, aber sie tut heute noch weh. Auch deshalb stecken wir mit der A2 und der B-Jugend nun im Abstiegskampf.

Wo soll der JFV in fünf Jahren stehen?

Ich werbe immer wieder für Geduld. So ein Zusammenschluss benötigt Zeit. Ziel ist es, dass dann die erste Mannschaft jeweils mindestens in der Landesliga spielt und die zweite im Bezirk.

Die Endspiele Der Ball rollt in Langenholzhausen, Stadion am Kirchberg, D-Junioren : SV Werl-Aspe – JFV Lippe (Samstag, 10 Uhr); C-Junioren: TuS Brake – JFV Lippe (Samstag, 12 Uhr); B-Junioren: JSG Oerlinghausen/Lipperreihe – JFV Lippe (Samstag, 13.45 Uhr); A-Junioren: JSG Bentorf/Hohenhausen – JFV Lippe (Samstag, 16 Uhr).

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