Der Kartsport wird grün: Flotte Flitzer schnurren erstmals mit Ökostrom durchs Schweineohr

Lemgo. Wie gut, dass der ADAC OWL mit kleinen Pfeilen an den Laternenmasten den Weg zum Homag-Parkplatz im Industriegebiet Lieme ausgeflaggt hatte. Denn über lautes Motorengeräusch war der Austragungsort der 32. Norddeutschen ADAC Kart-Slalom-Meisterschaften nicht zu lokalisieren. Statt dessen schnurrten die flotten Flitzer wie kleine Kätzchen über den Asphalt.

Zirka 200 Pylonen wurden von den vielen ehrenamtlichen Helfern fein säuberlich zentriert, um die 22 Hindernisse mit spannenden Namen wie das Brezel, das Deutsche Eck, Spurgasse, Schweineohr oder einen 360-Grad-Kreisel zu stellen. Waren die Parcoursaufgaben für die 7- bis 18-jährigen Nachwuchspiloten nichts Neues, so gab es bei den Fahrzeugen ultimative Veränderungen.

AMC Retzen ist Ausrichter Erstmals wurde bei der vom AMC Retzen ausgerichteten Endrunde ausschließlich auf E-Karts gefahren. Fanden die Kart-Rennen aus Umwelt- und Lärmschutzgründen in den vergangenen Jahren eher diskret auf Hinterhöfen statt, so strebt der ADAC dank neuer Technik künftig wieder eine größere Öffentlichkeit an.

Ab Januar 2025 dürfen Kart-Rennen im Kinder- und Jugendbereich nicht mehr mit den vorhandenen dieselbetriebenen Maschinen gefahren werden, sondern nur noch mit E-Karts. Dies hat für die Motorsportklubs gravierende Konsequenzen, kostet die Anschaffung eines E-Karts doch zwischen 12.000 und 15.000 Euro.

Akku-Leasing für 1000 Euro Für das Leasing eines Akkus seien pro Jahr 1000 Euro zu budgetieren, berichtet Rolf-Michael Siepert vom AC Lemgo, der während des Endlaufs als fachkundiger Streckensprecher fungierte. Die jüngsten Piloten wirkten in ihren Rennanzügen mit den noch etwas zu großen Helmen wie kleine Astronauten, oder, wie es Siepert mit einem Augenzwinkern ausdrückte: &bdquo;Wie Mork vom Ork“.

Die beiden Karts, auf denen die Norddeutschen Meister ermittelt wurden, stellte in Lemgo der ADAC zur Verfügung. Für Sebastian Tietz, Leiter der Sportabteilung im ADAC OWL, bieten die E-Karts im Kontext der Nachhaltigkeitsdebatten &bdquo;riesige Vorteile“. Von der Fahrgeschwindigkeit würden sich die E-Karts zwar wie Verbrenner verhalten. &bdquo;Doch bei den Verbrennern muss erst Drehzahl aufgebaut werden. Die E-Karts haben den Vorteil des Direktantriebs. Da ist man vom Null-Punkt sofort auf 100 Prozent. Die Heraufbeschleunigung erfolgt viel schneller“, erklärt Tietz.

Grüne Zukunft in Sicht Um einen guten Schwerpunkt zu haben, werden die Akkus in den E-Karts mittig verbaut. &bdquo;Und da wir zumeist auf Grundstücken unterwegs sind, auf denen die Firmen Photovoltaikanlagen auf dem Dach angebracht haben, fahren wir zu 100 Prozent mit Ökostrom“, sieht sich Sebastian Tietz für die grüne Zukunft gut aufgestellt.

Lauter Applaus von den Fans Auch sportlich wirkte es alles andere als anonym, wie die 108 qualifizierten Fahrer die Endrunde um die 32. Norddeutsche Meisterschaft zelebrierten. Nach dem Einmarsch mit den Flaggen ihrer ADAC-Landesverbände Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Weser-Ems, Schleswig-Holstein, Berlin-Brandenburg, Hansa und OWL wurden sie beim Tanz um die Pylonen lautstark mit Fanfaren von ihren Verwandten und Fans angefeuert. &bdquo;Der Applaus ist fast lauter als die Geräusche der Karts“, musste auch Sebastian Tietz angesichts des bisweilen euphorischen Jubels schmunzeln.

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