Camilla wird im Mai zur Königin gekrönt – und keiner stört sich daran

Camilla als Queen? Das hätten sich die wenigsten vorstellen können, als vor etwa 30 Jahren bekannt wurde, dass der Thronfolger Prinz Charles, damals verheiratet mit Prinzessin Diana, ein Verhältnis mit ihr hatte. Camilla Parker-Bowles, geborene Shand, war eine verheiratete Frau, dazu 14 Jahre älter als Diana und bei weitem nicht so attraktiv. Undenkbar, so schien es den Briten, dass der Thronfolger seine Geliebte bevorzugen würde. Und doch wird Camilla jetzt am 6. Mai an der Seite von König Charles III. zur Königin gekrönt werden – und die Untertanen Seiner Majestät finden das auch gut so. Camilla ist endgültig angekommen. Ihre Beziehung zu Charles ist &bdquo;eine der leidenschaftlichsten Liebesgeschichten des Zeitalters“, urteilt heute die Hof-Expertin Jan Moir.

1992 hatte der Journalist Andrew Morton sein Buch &bdquo;Diana: Ihre wahre Geschichte“ veröffentlicht. Morton hatte mit der Prinzessin eng kollaboriert, sie hatte ihm jede Menge Interviews geliefert, das Ergebnis war eine Sensation. Es räumte mit dem schönen Schein auf, der seit 1981 mit der &bdquo;Märchenhochzeit des Jahrhunderts“ die Öffentlichkeit fasziniert hatte. Tatsächlich lief es in dem Lebensbund völlig schief, und einer der Gründe war das Verhältnis von Charles mit Camilla. In ihrer Ehe, beklagte Diana, sei es &bdquo;etwas eng“ gewesen, &bdquo;da gab es drei Leute“.

Damit wurde Camilla beim Volk zur Hassfigur. Mit ihrer Affäre machte sich Charles Geliebte zur öffentlichen Unperson. Aufgebrachte Bürger attackierten sie in einem Supermarkt an und bewarfen sie mit Brötchen. Die Massenblätter ließen kein gutes Haar an ihr und griffen schnell den Spitznamen &bdquo;Rottweiler“ auf, den Diana ihr angehängt hatte. Die Gazetten des Königreichs schienen sich geradezu in Verachtung und Herabwürdigung überbieten zu wollen: &bdquo;Pferdegesicht“, &bdquo;Vogelscheuche“ oder &bdquo;alte Langweilerin“ lauteten die Beleidigungen. Man wollte ihr nicht verzeihen, die Ehe gebrochen zu haben: Ihre eigene nicht, und vor allem nicht die Ehe der allseits vergötterten Diana.

"Also wie wär's mit uns?" Dabei hatten Charles und Camilla sich kennen und lieben gelernt, lange bevor Lady Di auf der Bühne erschien. Es war 1970 passiert, bei einem Polo-Tunier, und was Anmachsprüche angeht, war dieser nicht von schlechten Eltern. Camilla Rosemary Shand, so lautet die Legende, spielte auf die Affäre ihrer Vorfahrin Alice Keppel mit dem König Edward VII. an und soll den Thronfolger mit dem Satz begrüßt haben: &bdquo;Meine Urgroßmutter war die Mätresse deines Ur-Ur-Großvaters. Also wie wärs mit uns?“. Von da an datiert die Beziehung der beiden. Obwohl Camilla 1973 den Kavallerie-Offizier Andrew Parker Bowles heiratete, konnten die beiden nicht voneinander lassen.

Vor allem Charles wollte sie nicht ziehen lassen. Nachdem er sich 1992 von Diana scheiden ließ, konnte er sich nicht vorstellen, dereinst als König zu herrschen ohne die Frau an seiner Seite, die er wirklich liebte. Camilla ließ sich 1995 scheiden, und es begann für sie ein langer Prozess der sozialen Rehabilitierung. Als Prinzessin Diana 1997 starb, war der Tiefpunkt erreicht. Camilla sich damals als Königin vorzustellen, meint Jan Moir, &bdquo;hieße zu sagen, dass Diana nur Kollateralschaden auf dem Weg zum Thron war.“

Der Wandel von der öffentlichen Hassfigur zum akzeptierten Partner des Prinzen vollzog sich in kleinsten Schritten. Der PR-Stab von Charles entwickelte eine Strategie, nach der Camilla peu à peu der Öffentlichkeit präsentiert wurde. 1999 erschien sie erstmals an der Seite des Thronfolgers anlässlich einer Geburtstagsparty im Londoner Hotel Ritz, und rund 200 Fotografen und Reporter waren anwesend, um das Ereignis zu bezeugen.

Zwei Drittel der Briten waren für die Heirat Im Jahr darauf begleitete Camilla den Prinzen auf einer Reise nach Schottland. Nachdem auch Queen Elizabeth II. ihren Frieden mit ihr gemacht und sich mit Camilla in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, begann die Boulevardpresse, ihre Meinung über sie zu ändern. Stimmen wurden laut, die sie dafür priesen, dem Thronfolger emotionalen Rückhalt zu geben. Als im Februar 2005 Charles bekannt gab, sie heiraten zu wollen, hatten laut Umfragen zwei Drittel der Briten nichts dagegen einzuwenden. Und zwei Monate später, am Hochzeitstag in Windsor, waren die Straßen voll mit Gratulanten.

Auch danach musste man noch vorsichtig operieren. Der Prinz versprach anlässlich der Heirat, dass im Falle seiner Thronbesteigung Camilla lediglich den Titel &bdquo;Princess Consort“, also Prinzgemahlin, aber nicht Queen tragen soll. Er tat dies, um nicht das damals noch einflussreiche Lager der Diana-Fans zu verärgern. Im Februar letzten Jahres ließ seine Mutter Queen Elizabeth verlauten, dass es ihr &bdquo;inniger Wunsch“ sei, dass Camilla als &bdquo;Queen Consort“ herrschen solle.

Damit hatte sich die Strategie der kleinen Schritte endgültig bewährt. Es war die Kraft des Faktischen: Was bleibt, setzt sich durch. Dianas Andenken verblasste, Camillas Präsenz wurde stärker. Ihr Verhalten ist genau das Gegenteil von dem, was Diana tat: Sie hält sich im Hintergrund, erträgt stoisch alle Pflichten und unterstützt ihren Mann, wo sie kann. Das nimmt man beifällig zur Kenntnis.

&bdquo;Charles und Camilla verstärken und ergänzen sich gegenseitig“, sagt Catherine Mayer, die eine Biographie über den König geschrieben hat. &bdquo;Er ist jetzt ein glücklicher Mann“, meint der Churchill-Enkel Nicholas Soames. &bdquo;Er hat den Rhythmus für sein Leben gefunden.“ Und auch James Whitaker, altgedienter Hof-Reporter des &bdquo;Mirror“ urteilte: &bdquo;Die beiden passen so gut zusammen wie ein Paar bequemer alter Pantoffeln.“ Die Ehe von Charles und Camilla ist die Erfüllung einer Liebe, die mehr als drei Jahrzehnte warten musste. Kein Zweifel: Wenn Camilla zur Königin gekrönt wird, wird man ihr zujubeln.

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