Das Verbot von losem Glitzer und Kosmetika mit Mikroperlen hat in den sozialen Netzwerken hohe Wellen geschlagen. Seit dem 15. Oktober ist beides in der Europäischen Union verboten. Grund dafür ist eine im September eingeführte Regelung zum Schutz der Umwelt, die den Verkauf von Mikroplastik schrittweise untersagt. In den kommenden Jahren kommen weitere Produkte hinzu – beispielsweise werden auch Kunststoffgranulate für Kunstrasenplätze verboten. Inzwischen sind die ersten Produkte aus den Märkten verschwunden.
Vor allem in den sozialen Netzwerken war das Verbot von losem Glitzer in den vergangenen Wochen ein großes Thema. Influencerinnen und Influencer echauffierten sich darüber – unter anderem auch der Reality-TV-Darsteller Sam Dylan, dem 271.000 Menschen auf Instagram folgen. Am Samstag setzte er einen Beitrag ab und schrieb darin, dass er das „Glitzerverbot aktuell sehr befremdlich und nutzlos“ findet. Europa könne die Welt nicht alleine retten, meint er. In den USA werde man „mit Plastik vollgeworfen“.
Um erst einmal nicht auf die Produkte verzichten zu müssen, habe er „natürlich noch schnell einen kompletten Laden leer gekauft“, schreibt Dylan weiter. Und damit ist er nicht der einzige. Auf Tiktok und Instagram wurde #glitzervebot millionenfach verwendet. In Kurzvideos berichten Nutzerinnen und Nutzer, wie sie sich Vorräte zugelegt haben, bevor das „Glitzerverbot“ in Kraft getreten ist.
Glitzer wird es auch in Zukunft geben
Auch Luca Valentino, Teilnehmer bei „Deutschland sucht den Superstar“, übt Kritik an der neuen EU-Regel. „Mein Leben ist sehr bunt. Jetzt nimmt uns die EU den letzten Funken Glamour“, sagte er der „Bild“ und fügte hinzu: „Die paar Gramm, die ich jedes Jahr verwende, sind sicher nicht der entscheidende Faktor in Sachen Umweltverschmutzung.“
Dabei hat die EU-Kommission kein „Glitzerverbot“, sondern ein Mikroplastikverbot erlassen. Lediglich loser Glitzer mit Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, ist ab sofort untersagt. Produkte wie Lidschatten oder Highlighter sind von der Regelung nicht betroffen. Viele beliebte Kosmetikmarken verzichten in ihren Produkten ohnehin schon auf Mikroplastik. Nachhaltige Alternativen, die biologisch abbaubar sind, gibt es längst auf dem Markt. Fest steht also: Glitzer wird es auch in Zukunft geben – nur eben ohne Mikroplastik.
Wer also auf Glitzer abfährt, muss auch in Zukunft nicht darauf verzichten. „Es gibt bereits Hersteller, die ihren Glitter als biologisch abbaubar bewerben“, teilt die Diplomchemikerin Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale NRW dieser Redaktion mit. Wenn biologisch abbaubare Materialien für die Herstellung verwendet würden, sei loser Glitzer „nicht verboten“. Ob aber bei allen Produkten „die gesetzlichen Anforderungen an die Abbaubarkeit erfüllt werden, kann ich leider nicht beurteilen“, führt Effers weiter aus.
Sind die Verkaufszahlen gestiegen?
Auch für Kosmetika mit Mikroperlen gibt es längst nachhaltige Ersatzprodukte. „Als Alternative verwendet die Kosmetikindustrie jetzt mineralische oder pflanzliche Schleifmittel“, erklärt Effers. Darüber hinaus werde in zertifizierter Naturkosmetik „weder in reinigender oder pflegender noch in dekorativer Kosmetik Mikroplastik eingesetzt. Diese ist also eine mikroplastikfreie Alternative.“
Problematisch könne es zukünftig allerdings bei Mikrokunststoffpartikeln in sogenannten Leave-on-Produkten werden, erklärte der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel dieser Redaktion. Damit sind Produkte gemeint, die auf der Haut oder den Haaren verbleiben – beispielsweise Make-up, Bodylotion oder Haarspray. „Diese Produkte sind häufig sehr komplex aufgebaut. Um eine optimale Produktleistung zu erzielen, sind Mikroplastik-Inhaltsstoffe in diesen Produktkategorien häufig essenziell“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Birgit Huber. Alternativen seien „bisher nur für Einzelfälle verfügbar“. Die Beschränkungen hierfür werden allerdings erst ab Oktober 2035 wirksam – und sind somit noch kein Thema in den sozialen Netzwerken.
Dort geht es vorrangig um Glitzerprodukte. Trotz nachhaltiger Alternativen deuten die viel diskutierten Beiträge darauf hin, dass die Verkaufszahlen in den vergangenen Wochen noch mal angestiegen sind. Offizielle Zahlen gibt es dazu nicht. Die Drogeriemarktkette „Rossmann“ wollte einen Zuwachs auf Nachfrage der Redaktion weder bestätigen noch dementieren. Es handele sich dabei „um sensible Informationen“, die man nicht preisgeben wolle. Auch „dm“ wollte sich zu einem möglichen Anstieg der Verkaufszahlen nicht äußern. Das Unternehmen teilte lediglich mit, dass die EU-Verordnung ohnehin „nur sehr wenige Produkte“ in ihrem Sortiment betreffe.