Liebes-Betrug im Internet endet für drei spanische Rentnerinnen mit dem Tod

Sie glaubten, im Internet die große Liebe gefunden zu haben. Aber die Online-Romanzen der beiden spanischen Rentnerinnen, Ángeles G. und Amelia G., zwei Schwestern, endeten mit einem Drama: Erst ruinierten sie sich mit hohen Geldzahlungen an ihre virtuellen Bekanntschaften. Dann wurden die beiden Frauen und ihr pflegebedürftiger Bruder Pepe G., mit dem sie unter einem Dach lebten, grausam umgebracht.

Die Ermordung der drei Geschwister, die zwischen 70 und 80 Jahren alt waren, erschütterte in diesen Januartagen Spanien. Der Dreifachmord lenkte den Blick auf die gefährlichen Folgen einer Betrugsmasche, die sich über Single-Börsen, Dating-Apps, soziale Netzwerke und Messenger-Dienste weltweit ausbreitet. Die Rede ist von einer kriminellen Methode, die unter dem englischen Begriff &bdquo;Love Scam“ bekannt ist und der Polizei in Spanien wie in ganz Europa wachsende Sorgen macht.

Die europäische Polizeibehörde Europol warnt: &bdquo;Erst gewinnen die Betrüger dein Vertrauen. Dann bitten sie um Geld. Wenn du keins schickst, setzen sie dich unter Druck. Wenn du nachgibst, dann wollen sie mehr.“ Die betrügerischen Liebhaber oder auch Liebhaberinnen benutzen falsche Internetkonten und treiben ihre Opfer in eine emotionale Abhängigkeit, heißt es weiter. Schließlich würden sie Geld verlangen – mit der Ausrede, dass sie sich in einer Notlage befänden.

Online-Beziehung zu angeblichen US-Militärs So lief es auch im Fall der beiden Seniorinnen Ángeles G. und Amelia G., die mit ihrem Bruder Pepe G. in einem Haus in dem Madrider Vorort Morata de Tajuña wohnten. Seit über fünf Jahren unterhielten die beiden Rentnerinnen eine Online-Beziehung mit zwei angeblichen US-Militärs namens Edward und Michael. Diese behaupteten, sich weit weg von der Heimat im Auslandseinsatz zu befinden. Deswegen seien persönliche Treffen nicht möglich.

Die falschen Lover umgarnten ihre Opfer per Chat mit Sätzen wie: &bdquo;Ich habe lange dein Foto angeschaut. Und mich erstaunte die unglaubliche Schönheit, mit der Gott dich erschaffen hat. Ich habe große Lust, mehr über diesen wunderbaren Engel zu erfahren.“ Oder: &bdquo;Dein Lächeln machte mich auf dich aufmerksam. Deswegen entschied ich, dich zu kontaktieren.“ Phrasen, die bei den beiden alleinstehenden und einsamen Rentnerinnen gut ankamen.

Betrüger gaukeln finanzielle Not vor Die Internet-Kriminellen geben sich oftmals als Angehörige angesehener Berufsgruppen aus, wie beispielsweise Militäroffiziere, Ärzte, Piloten oder Unternehmer. Als Blickfang benutzen sie gerne seriös wirkende Fotos aus dem Internet. So warben die Romanzen-Betrüger von Ángeles G. und Amelia G. für sich mit Bildern des pensionierten US-Generals Wesley Clark und des früheren Verteidigungsministers Lettlands, Artis Pabriks.

Die Vorwände, um die Opfer abzuzocken, gleichen sich: Den Betroffenen wird vorgegaukelt, in finanzielle Not geraten zu sein. Die Hochstapler verlangen etwa Geld für dringende medizinische Behandlungen oder zur eiligen Lösung juristischer Probleme. Im Falle von Ángeles G. und Amelia G. ging es um eine angebliche Millionen-Erbschaft, von der vermeintlich auch die beiden Frauen profitieren sollten, aber für deren Auszahlung vorgeblich hohe Gebühren gezahlt werden müssten.

Der Trick funktionierte so gut, dass die beiden Frauen im Laufe der Jahre eine sechsstellige Summe überwiesen haben – dem Vernehmen nach sollen bis zu 400.000 Euro geflossen sein. Die Senioren verloren ihre gesamten Ersparnisse. Sie verkauften eine Eigentumswohnung. Und sie nahmen hohe Schulden auf, um die immer neuen Finanzbitten ihrer mutmaßlichen Online-Verehrer zu erfüllen.

Liebesbetrug endet mit Tod der Rentnerinnen Vor wenigen Tagen wurde das fürchterliche Ende dieses Liebesbetrugs bekannt: Die Polizei fand die Leichen der beiden Schwestern. Auch der bei ihnen lebende Bruder war tot. Die Opfer, die im gemeinsamen Haus der Getöteten lagen, wiesen Stich- und Schlagverletzungen auf. Zudem wurden ihre Körper mit Benzin übergossen und angezündet. Die Ermittler gehen davon aus, dass die drei Senioren bereits im Dezember starben.

Kurz nach dem Leichenfund betrat ein 42 Jahre alter Mann eine Madrider Polizeiwache. &bdquo;Hallo, ich bin der Mörder der drei Geschwister“, bekannte er. Der Mann galt bereits als Verdächtiger und wurde deswegen gesucht. Spanische Medien berichteten, dass es sich bei ihm um einen unseriösen Kreditgeber handele, der dafür bekannt sei, Wucherzinsen zu verlangen. Er soll die Senioren bereits vor ihrem Tod bedroht und auf rabiate Weise die Rückzahlung der Schulden gefordert haben.

Weitere Einzelheiten zu der dreifachen Gewalttat wurden zunächst nicht bekannt. Der Ermittlungsrichter verhängte eine Nachrichtensperre. Deswegen dürfen derzeit keine weiteren Informationen an die Öffentlichkeit gegeben werden. Allerdings sieht es bisher so aus, als ob der mutmaßliche Mörder nicht identisch ist mit den digitalen Liebesbetrügern, deren Spuren in vielen Fällen in afrikanische oder asiatische Länder führen.

Umfeld warnte vergeblich vor Betrug Ángeles G. und Amelia G. waren im Anfangsstadium ihrer trügerischen Online-Lieben aus ihrem Umfeld gewarnt worden – vergeblich. Die Betrüger suchen sich nicht umsonst mit Vorliebe ältere Opfer aus, die in der digitalen Internetwelt oftmals überfordert sind. Auch waren die psychischen Abhängigkeiten von ihren angeblichen Verehrern offenbar schon zu groß, um das Unheil abzuwenden.

Die spanische Expertin Blanca Frías vergleicht das Vorgehen der Liebesbetrüger mit den Psycho-Manipulationen von Sekten. Die Chefin der Vereinigung von &bdquo;Love-Scam“-Opfern ANCEME weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich es enden kann, wenn man sich auf dieses riskante Spiel einlässt. Frías: &bdquo;Ich ging ihnen auch auf den Leim. Sie haben mir nicht nur Geld gestohlen – sondern auch meine Seele.“

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