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Das bietet das Festival „Wege durch das Land“ 2024

Stefan Brams

Der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad spielt in der Theologischen Fakultät Paderborn Kompositionen an den Übergängen von jüdischer, christlicher und islamischer Musik. Foto: Lamis Khateeb - © Lamis Khateeb
Der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad spielt in der Theologischen Fakultät Paderborn Kompositionen an den Übergängen von jüdischer, christlicher und islamischer Musik. Foto: Lamis Khateeb (© Lamis Khateeb)

Detmold. „Das Heim ist fort, das Weh, es bleibt“; angelehnt an das vermutlich 1938 verfasste Gedicht „Heimweh, wonach?“ von Mascha Kaléko, widmet sich das renommierte Literatur- und Musikfestival Wege durch das Land in diesem Jahr den Themen Entwurzelung und Verlust von Heimat.

„Was bedeutet es für Menschen, ihr Zuhause aufzugeben und in der Fremde eine neue Heimat finden zu müssen? Welche Rolle spielt dabei das Erinnern und auch das Vergessen?“, fragt der Schauspieler Stephan Szász, der das Programm der Saison 2024 zum ersten Mal als Künstlerischer Leiter verantwortet, und betont: „Künstlerinnen und Künstler wie Irmgard Keun, Oskar Maria Graf, Kurt Weill und Maurice Ravel beeinflussen unser Programm maßgeblich.

Dem gegenüber stellen wir die Gegenwart und konnten tolle Autorinnen und Autorem gewinnen, Teil unseres Festivals zu sein.“ Wege durch das Land vermöge es wie kaum ein anderes Festival, Literatur, Musik und Ort aufeinander reagieren zu lassen, stellt Szász (58) heraus.

Das Programm bietet verschiedene Highlights

Zu Gast sind dieses Mal Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Volker Kutscher, Saša Stanišic und Anne Rabe. Angesehene Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter Dietmar Bär, Helene Grass, Maria Schrader, Samuel Finzi und Ulrich Matthes inszenieren Texte, die sich zu entdecken lohnen und solche, die immer wieder neu begeistern.

Außergewöhnliche Musikerinnen und Musiker vervollständigen das Programm mit eigenen Stücken, Interpretationen bekannter Werke und Improvisationen. Mit dabei sind unter anderem die Gambistin Hille Perl, die Band Marina and the Kats, Multiinstrumentalist Ekki Busch und das Duo Runge & Ammon. Highlights wie eine Puppenspiel-Inszenierung oder die Nacherzählung bekannter Werke eröffnen neue Zugänge zur Literatur und begeistern auch Menschen, die bisher vor Literaturklassikern zurückschrecken.

Eröffnung am 4. Mai in Detmold

Eröffnet wird die Saison am 4. Mai im Hangar 21 in Detmold. „Die alte Flugzeughalle steht dabei symbolisch für das, was das Festival auszeichnet: Einen Ort des Ankommens, des kurzen Verweilens und Weiterziehens“, betont Szász. Hier wird die Autorin Nino Haratischwili aus ihrem aktuellen Roman „Das mangelnde Licht“ lesen. Ein Buch über Verrat und Freundschaft, über das Gepäck, das man bei sich trägt, wenn man seine Heimat verlassen muss und über die Langzeitfolgen von Kriegen.

Mit der „Rede an die Sprache“ beauftragt das Festival Autorinnen und Autoren über ihren persönlichen Weg zur Sprache zu berichten. In diesem Jahr wird sich der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Frank Witzel ihrer am 9. Mai annehmen.

Außergewöhnliches Programm am 25. Mai im Kloster Dahlheim

Im Kloster Dalheim erwartet die Gäste am 25. Mai ein außergewöhnliches Programm. Im Schatten der iranischen Diktatur schrieb die Autorin Atefe Asadi Texte, die eben davon handeln: dem Leben im heutigen Iran. Exklusiv für das Festival liest sie aus noch nicht veröffentlichten Gedichten.

Die Schauspielerin Meriam Abbas rezitiert die deutsche Übersetzung und ergänzt Lyrik aus ihrer Heimat Irak. Cymin Samawatie, iranische Sängerin und Pianistin, antwortet gemeinsam mit ihrem Ensemble mit einem Set aus zeitgenössischer, persischer Musik und lassen das Publikum mit ihren Arrangements in die unglaubliche kulturelle Vielfalt des Irans eintauchen. Diese außergewöhnliche, großartige Kultur möchte Wege durch das Land einen Abend lang feiern und so ein Zeichen gegen Gewalt und Unterdrückung setzen.

Heimatlosigkeit ist das Thema am 22. Juni in der Bielefelder Oetkerhalle

Der 22. Juni steht ganz unter dem Motto der diesjährigen Saison. „Das Heim ist fort, das Weh, es bleibt“ beschreibt eine Heimatlosigkeit, wie sie viele Exilautoren Anfang des 20. Jahrhunderts in ihren Werken ausdrückten. Mascha Kaléko und Oskar Maria Graf sind zwei Personen, die versucht haben, in der Fremde anzukommen.

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Zudem steht an diesem Abend ein Text im Mittelpunkt, der die Gäste mitten hinein in eine Zeit katapultiert, die geprägt ist von Wandel: „Leb Wohl, Berlin“, von Christopher Isherwood. Fritzi Haberlandt und Albrecht Schuch bringen diesen Text auf die Bühne der Oetkerhalle in Bielefeld. Die Bielefelder Philharmoniker unter der Leitung von Alexander Kalajdzic begleiten die literarische Reise von den 1930ern bis 1950ern musikalisch. Komponisten wie Kurt Weill oder Astor Piazzolla haben ebenfalls mit Heimatlosigkeit und der Flucht ins Exil gekämpft, was sich auch in ihrer Musik widerspiegelt.

Kartenvorverkauf ab dem 24. März

Alle Details zu den 23 Veranstaltungen des Festivals gibt es online unter www.wddl.de. Karten sind ebenfalls dort ab Sonntag, 24. März, 10 Uhr, im Vorverkauf erhältlich. Zudem ist an dem Tag von 10 bis 16 Uhr das Kartentelefon unter der Nummer (05 23 1) 30 80 210 erreichbar. Die Karten kosten zwischen 15 und 55 Euro. Studierende, Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende erhalten ermäßigte Karten für alle Veranstaltungen zu 15 Euro. Zudem bietet das Festival die „Soziale Karte“ für Menschen mit geringem Einkommen an: Diese kostet fünf Euro.

Das diesjährige Programm wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW sowie durch die jährlichen Beiträge der neun Gesellschafter gefördert und durch zahlreiche Stiftungen, Sponsorinnen und Sponsoren sowie Spenderinnen und Spender unterstützt.

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