Berlin - Angesichts der massiven Kritik an Altkanzler Gerhard Schröder hat SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich die «großen Verdienste» seines Parteifreundes hervorgehoben.<br /><br />Angesprochen auf Schröders Engagement für die russische Energiebranche sagte Mützenich den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: «Ich halte es da wie einer meiner Vorgänger, Peter Struck: Ich hätte das nicht gemacht.» Er fügte aber hinzu: Unabhängig davon habe Schröder sich als Bundeskanzler große Verdienste erworben. «Er hat unser Land durch eine existenzielle Krise in der Sozial- und Wirtschaftspolitik geführt. Das rechne ich ihm hoch an - ebenso wie sein Nein zum Irakkrieg.»<br /><br />Auf die Frage, ob es Privatsache sei, wenn ein Altkanzler zum Lobbyisten für russisches Gas werde, sagte Mützenich: «Gerhard Schröder hat das Recht auf ein Privatleben. Neben seinen wirtschaftlichen Aktivitäten widmet er sich auch stark humanitären Initiativen, unterstützt Künstlerinnen und Künstler.»<br /><br />Schröder, der als langjähriger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt, ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft. Außerdem hat der Sozialdemokrat Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2 - beide Gasleitungen unter der Ostsee verbinden Russland und Deutschland. Der russische Energieriese Gazprom hatte zudem jüngst mitgeteilt, Schröder sei für den Aufsichtsrat des Staatskonzerns nominiert worden.<br /><br />Der Altkanzler hatte zuletzt mit Äußerungen zur Ukraine-Krise für Aufsehen und für Kritik gesorgt: So hatte Schröder etwa die Forderungen der Ukraine nach Waffenlieferungen als «Säbelrasseln» kritisiert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte später klar, dass Schröder nicht für die Bundesregierung spreche.<br /><br />© dpa-infocom, dpa:220219-99-200100/2