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Festnahme einer RAF-Verdächtigen: Der Terror geht immer weiter

Markus Decker

Die frühere Terroristin der Roten Armee Fraktion (RAF), Daniela Klette (65), ist in Berlin gefasst worden. - © Sina Schuldt
Die frühere Terroristin der Roten Armee Fraktion (RAF), Daniela Klette (65), ist in Berlin gefasst worden. (© Sina Schuldt)

Was am Montagabend in Berlin geschah, ist wirklich erstaunlich: Zielfahnder der niedersächsischen Polizei nahmen nach über 30-jähriger Flucht die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette fest. Diese gab sich zwar den Anschein von Normalität. Klette habe Schülern Nachhilfe in Mathe gegeben und zu Weihnachten Kekse verschenkt, sagte ein Nachbar. Doch geschützt hat sie das glücklicherweise nicht.

Die Festnahme ist das Ergebnis kriminalistischer Hartnäckigkeit, zu der man den Verantwortlichen nur gratulieren kann. Immer mal wieder hatte es schwache Hinweise auf Klettes Verbleib sowie den ihrer Mittäter Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub gegeben. Nun wurde zumindest die 65-Jährige gefasst. Das erhöht die Chance, auch die anderen zu inhaftieren.

Geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Taten der dritten RAF-Generation aufgeklärt werden, also etwa die Morde an den Chefs der Deutschen Bank und der Treuhandanstalt, Alfred Herrhausen und Detlef Karsten Rohwedder. Selbst wenn man nach Klette noch Garweg und Staub fände: Die Erfahrung lehrt, dass sich die Angehörigen der Roten Armee Fraktion in eisernes Schweigen hüllen. Das Interesse der Hinterbliebenen an der Wahrheit war ihnen meist egal.

Die Geschichte der RAF, die wegen der Flucht einiger Mitglieder in die DDR übrigens eine gesamtdeutsche Geschichte ist, endet jedenfalls nicht. Das gilt auch für den Terror auf deutschem Boden insgesamt. Die RAF hat sich in den 1970er-Jahren aus dem deutschen Linksextremismus entwickelt. Spätestens mit dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) entstand etwas Ähnliches auf der Gegenseite des politischen Spektrums. Und lange nicht mehr lag politische Gewalt so in der Luft wie in diesen hochgradig politisierten Zeiten. Leider.

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