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Erdrutschsieg für Harris bei der US-Wahl? Klingt schräg, ist aber möglich

Matthias Koch

Erblickt Donald Trump hier schon die zukünftige US-Präsidentin Kamala Harris? Unser Autor hält einen knappen Erdrutschsieg für möglich. - © Julia Demaree Nikhinson/picture alliance/dpa/AP
Erblickt Donald Trump hier schon die zukünftige US-Präsidentin Kamala Harris? Unser Autor hält einen knappen Erdrutschsieg für möglich. (© Julia Demaree Nikhinson/picture alliance/dpa/AP)

Iowa? Wieso kommen jetzt plötzlich überhaupt Meldungen aus Iowa? Im Hauptquartier von Donald Trumps US-Republikanern war die Aufregung groß, als soeben eine Umfrage bekannt wurde, wonach Kamala Harris in dem von drei Millionen Einwohnern bevölkerten Bauern-Staat inmitten der USA überraschend vorn liegt.

Um Iowa hatte sich niemand gekümmert. Auch die US-Demokraten nicht. Der Staat war strategisch abgehakt, er galt als gesichert republikanisch. Sämtliche Wahlkampfanstrengungen beider Parteien bleiben bis zur letzten Minute konzentriert auf die sieben Swing States Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Arizona, Nevada, North Carolina und Georgia.

Was, wenn nun auch Iowa wackelt? Trump selbst, hoch verärgert, gab die Losung aus, dass nicht sein kann, was nicht sein darf: Hier sei eine Intrige im Gang.

Seriöses Umfrageinstitut, seriöser Auftraggeber

Die Wahrheit ist komplizierter. Das Meinungsforschungsinstitut Selzer & Co., von dem die Umfrage stammt, ist ebenso seriös wie die Regionalzeitung „Des Moines Register“, die die Umfrage in Auftrag gab. Beide hatten auch vor den Wahlen 2016 und 2020 mit Umfragen Schlagzeilen gemacht, damals litten die Demokraten.

Natürlich kann man angesichts von 239 Millionen Wahlberechtigten in 50 Bundesstaaten jede einzelne Umfrage aus jedem einzelnen Staat wegen Irrelevanz gleich wieder zur Seite legen. Dennoch blickt jetzt naturgemäß die ganze Welt mit großen Augen ins Kleingedruckte aus Iowa. Noch im September lag Trump dort laut Selzer mit vier Punkten vor Harris. Jetzt hat Harris mit drei Punkten die Nase vorn.

Trumps immer öfter ins Obszöne abgleitendes Gerede

Zu denken gibt vor allem das jetzt ermittelte Umdenken älterer Wähler zuungunsten Trumps. Woran liegt das? Manche deuten auf Trumps immer öfter ins Obszöne abgleitendes Gerede auf den Wahlkampfbühnen. Mal nahm er masturbationsähnliche Bewegungen am Mikrofonständer vor.

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Mal amüsierte er sich sichtlich über einen Zuruf aus dem Publikum, wonach Harris früher als Prostitutierte gearbeitet hat.

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Unvergessen ist auch, wie Trump bei einem Auftritt in Latrobe, Pennsylvania, anhob, die Größe der Genitalien des verstorbenen berühmten Golfspielers Arnold Palmer zu beschreiben.

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Manche spüren eine Verhöhnung von Geringverdienern

Bei den Älteren halfen Trump wohl auch nicht die jüngsten schrillen Auftritte in rasch wechselnden Kostümen, mal als McDonald‘s-Mitarbeiter, mal als Müllfahrer. Manche spüren eine Verhöhnung von Geringverdienern, wenn ein Milliardär zu solchen Maskeraden übergeht. Andere finden es schlicht unecht. Gerade die Älteren erinnern sich noch, wie der glücklose demokratische Kandidat Michael Dukakis im Wahljahr 1988 mit einem Stahlhelm im Panzer posierte, um Nähe zum Militär zu demonstrieren – und sich dann doch nur zum Deppen machte.

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Vielleicht ist es auch nach Ansicht vieler älterer Amerikanerinnen schlicht und einfach Zeit für die erste amerikanische Präsidentin. Rechnet man jedenfalls einen ähnlichen Dreh wie in Iowa hinein in die bisher prognostizierte Swing-State-Landschaft, könnte reihenweise alles in Richtung Harris kippen.

Wochenlang hieß es, bei dieser US-Präsidentschaftswahl werde es eng. Diese Prognose könnte krachend widerlegt werden. Schon weil in sieben Swing States gleichzeitig alles offen ist, könnten sich minimale Veränderungen, wenn sie in die gleiche Richtung gehen, zu einer maximalen Wirkung addieren.

Ein knapp errungener Erdrutschsieg: Das klingt schräg, ist aber durchaus möglich und wäre insbesondere der von viel Hass und Missgunst begleiteten Kandidatin Harris zu wünschen. Ein großer Vorsprung im Wahlleutegremium würde die Begierde ihrer Gegner dämpfen, alles noch irgendwie anzufechten. Nicht nur Amerika, die ganze Welt könnte ein klares Signal dieser Art gut gebrauchen.

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