Schleifen, grundieren, lackieren - und dann: echtes Gold. Hunderte Stück Blattgold von acht mal acht Zentimetern Größe waren nötig, um dem berühmten Gipfelkreuz an der Zugspitze seinen Glanz zurückzugeben. Besucher hatten es mit Aufklebern zugepflastert.
Zum Start der Skisaison heute soll das frisch restaurierte Wahrzeichen auf Deutschlands höchsten Berg zurückkehren - und den Skifahrern die Schwünge im Neuschnee vergolden. «Es sieht sehr gut aus», sagt die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Laura Schaper über die Schneeverhältnisse.
Am vergangenen Wochenende hatte der Skibetrieb im Allgäu begonnen, etwa am Söllereck in Oberstdorf. Bis Weihnachten sollen in den meisten Skigebieten die Lifte fahren. Die Pistengaudi wird einmal mehr teurer. Um die vier Prozent sind es in Österreich, ähnlich in Deutschland. Für ein Tagesticket an der Zugspitze werden für Erwachsene 69 Euro fällig, im Vorjahr waren es 66 Euro.
Gold im Anflug
Wenn die ersten Skifahrer am Gipfel aus der Gondel der Zugspitzbahn steigen, soll das goldene Kreuz per Helikopter dort oben in 2.962 Metern Höhe einfliegen. Zuvor bringt ein Lastwagen das 4,88 Meter große und 300 Kilogramm schwere Stück aus der Werkstatt der Kunstschmiedin Andrea Würzinger in Eschenlohe zum Startplatz am Fuß der Zugspitze. Gut zwei Wochen hat Würzinger daran gearbeitet - eine echte Herausforderung, auch wegen der Größe des Kreuzes, sagt sie.
Braucht ein Gipfel Gold?
Muss es da oben, bei Wind und Wetter, wirklich echtes Gold sein? Da sehen weder Zugspitzbahn noch Würzinger eine Alternative. Schließlich ist das Kreuz ein Wahrzeichen - und schon das originale Kreuz von 1851 war vergoldet. Als es nicht mehr zu restaurieren war, bekam Vater Franz Würzinger in den 1990er Jahren den Auftrag zum Bau des neuen Kreuzes. «Gold ist das edelste und beste, was man für einen Überzug nehmen kann», sagt Tochter Andrea. Auch Kirchenkuppeln in Moskau seien vergoldet. «Lack hält auch nicht besser.»
Das Kreuz mit den Klebern
Allein die Restaurierung kostet laut Zugspitzbahn einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag, nicht eingerechnet der komplizierte Transport.
Die Zugspitzbahn will die Sticker-Wut nun gezielt eindämmen. Erstmals soll ein Schild auf das Klebe-Verbot hinweisen. Zudem hat Würzinger das Kreuz mit einer Schutzfolie bezogen, auf der Sticker nicht gut haften. «Es ist ein Versuch», sagt Würzinger.
Vorsorglich hat sie das gesamte Kreuz unter die Lupe genommen. «Wir haben alles überarbeitet und die Zacken neu befestigt.» Schon zweimal waren die unteren Zacken des Strahlenkranzes abgebrochen.
Akrobatik am Abgrund und ein Zweit-Kreuz
Die Kunstschmiedin vermutet, dass Besucher sich fürs Foto an die Strahlen hängen. Dabei könnten kleine Risse entstehen, sodass später ein Sturm reicht, sie abzureißen. An der Kugel unterhalb der Strahlen musste sie zwei Dellen entfernen. Sie hätten ausgesehen, wie mit einem Eispickel verursacht.
Vielleicht beim Versuch, sich hochzuziehen. Mit teils akrobatischen Verrenkungen versuchten Besucher, ihren Aufkleber an noch freie Stellen zu bringen - oder ein spektakuläres Selfie nah am Abgrund zu schießen.
Schon der kurze steile Weg von der Bergstation zum Gipfel ist nicht ohne Gefahr. Oft liegt Schnee, der Fels ist von vielen Besuchern glatt gescheuert. Mancher trägt Turnschuhe oder noch ungeeigneteres Schuhwerk.
Um Gästen eine Möglichkeit zu bieten, gefahrlos und verbotsfrei Sticker zu kleben, hat die Zugspitzbahn an der Bergstation ein kleineres Kreuz nach dem Abbild des Originals aufgestellt, das, golden lackiert, beklebt werden darf.