Ein wegen Mordes und Mordversuchs gesuchter Hells-Angels-Rocker soll im Iran den Auftrag zu einem Brandanschlag auf die Bochumer Synagoge erteilt haben. Dies sei «mutmaßlich im Auftrag staatlicher iranischer Stellen geschehen», sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft am Dienstag beim Prozessauftakt am Düsseldorfer Oberlandesgericht.
Dort muss sich auf der Anklagebank aber nicht der mit internationalem Haftbefehl gesucht Ex-Boss der Mönchengladbacher Hells Angels verantworten, sondern sein mutmaßlicher Handlanger. Der 36-jährige Deutsch-Iraner aus Dortmund soll ein Freund des Rockers sein. Er war unmittelbar nach dem Anschlag, bei dem ein geringer Schaden entstand, festgenommen worden.
Wie am Dienstag bekannt wurde, war das Auto, das er für den Anschlag genutzt haben soll, mit einem GPS-Tracker ausgestattet. So konnten die Ermittler minuziös nachvollziehen, wie der Wagen von der Dortmunder Wohnadresse des Angeklagten zum späteren Anschlagsort fährt und diesen umkreist. Fünf Mal sei der Wagen der Auswertung zufolge an der Schule vorbeigefahren, berichtet der Vorsitzende Richter. Die Verteidiger des Angeklagten kündigten eine Einlassung ihres Mandanten zu einem späteren Zeitpunkt im Prozess an.
Ein Mann, den der 36-Jährige laut Anklage als Komplizen anwerben wollte, hatte sich als Mittäter verweigert und stattdessen die Polizei eingeschaltet. Der 36-Jährige war bereits kurz nach dem Anschlag festgenommen worden. Für den Brandsatz, einen Molotow-Cocktail, soll sich der Mann eigens eine leere Flasche gekauft haben.
Weil die Synagoge gut bewacht wird, soll er seinen Brandsatz am 17. November 2022 auf das neben der Synagoge gelegene Schulgebäude geworfen haben. Der Angeklagte aus Dortmund befindet sich seit zehn Monaten in Untersuchungshaft.
Der mutmaßliche Auftraggeber des Anschlags ist der Hauptverdächtige im Fall des ermordeten und zerstückelten Rockers Kai M., dessen Arm in einem Duisburger Hafenbecken trieb.
Neben dem Mord an dem Hells Angel im Jahr 2014 wird ihm auch zweifacher versuchter Mord vorgeworfen. Er soll 2013 an dem Anschlag auf einen Bandidos-Rocker und dessen Freundin beteiligt gewesen sein. Für den Prozess sind elf Verhandlungstage vorgesehen.
Das Oberlandesgericht hatte den Fall zunächst an das Amtsgericht Bochum verwiesen. Dagegen hatte der Generalbundesanwalt erfolgreich Beschwerde eingelegt. Der Bundesgerichtshof befand, dass der Fall vor dem Oberlandesgericht verhandelt werden muss.