Die Linke boomt, und auch die AfD wächst rasant – Parteien am linken und rechten Rand in Nordrhein-Westfalen verzeichnen einen Mitgliederzuwachs, während die alten Volksparteien SPD und CDU entweder schrumpfen oder stagnieren. Aber auch die Grünen freuen sich über eine Rekordmitgliederzahl.
Boom bei der Linken
Die Linke kann über einen Rekord jubeln. Von knapp 8.700 Mitgliedern vor einem Jahr sprang die Zahl bis Mitte November 2025 nach Angaben der Partei auf fast 22.800. Damit ist die Linke, die seit Jahren nicht mehr im NRW-Landtag vertreten ist, inzwischen nach CDU, SPD und Grünen die viertstärkste Partei im Westen.
«Unser starkes Wachstum zeigt, dass viele Menschen große Hoffnungen in die Linke setzen», sagt Landessprecher Sascha H. Wagner. Die Partei habe so viel Zulauf wie keine andere Partei. Co-Sprecherin Kathrin Vogler ergänzt: «Mit vielen neuen Mitgliedern und guten Umfragewerten im Rücken freuen wir uns schon auf die Landtagswahl 2027. Die Linke ist wieder da!». Derzeitigen Umfragen zufolge kann die Linke 2027 mit dem Wiedereinzug in den Landtag rechnen.
AfD wächst weiter
Auch die AfD machte einen Sprung und verzeichnete Anfang Dezember fast 12.500 Mitglieder – ein Jahr zuvor waren es erst rund 7.000. Hunderte Anträge werden nach Parteiangaben derzeit noch bearbeitet. «Die AfD NRW wächst, und sie wächst schnell», sagt AfD-Landeschef Martin Vincentz. «Gestern waren wir wenige, heute sind wir viele und morgen sind wir mehr.» AfD-Mitglied werde man aus Überzeugung. «Es ist eine bewusste Entscheidung – und das merkt man jeden Tag: Wir haben zwar nur einen Bruchteil der Mittel der anderen Parteien, aber unsere Mitglieder bringen ein Vielfaches an Einsatz.»
SPD schrumpft weiter, CDU hält sich
Zwar hatten auch die großen Parteien CDU und SPD nach dem Aus der Ampel-Koalition und im vorgezogenen Bundestagswahlkampf größeren Zulauf. Doch der Saldo Ende 2025 sieht nicht mehr so gut aus, denn die Volksparteien verlieren viele Mitglieder durch Tod.
Die CDU NRW konnte nach Parteiangaben ihre Mitgliederzahl entgegen dem langfristigen Trend halten. Ende November 2025 zählte der größte Landesverband rund 111.000 Mitglieder. Damit ist die CDU weiterhin die einzige Partei im bevölkerungsreichsten Bundesland mit mehr als 100.000 Mitgliedern.
«Wir konnten der demographischen Entwicklung in diesem Jahr trotzen und haben insgesamt mehr als 7.000 neue Mitglieder in unseren Reihen begrüßen können», sagt Generalsekretär Paul Ziemiak. «Viele Menschen wollen sich gerade jetzt in der CDU für unsere demokratischen Werte einsetzen und ein Zeichen setzen gegen Populisten und Extremisten.» Das gebe Rückenwind und stärke die Basis der CDU für die Landtagswahl 2027.
SPD weiter auf Schrumpfkurs
Bei der SPD setzte sich der jahrelange Abwärtstrend dagegen fort. Ende November 2025 zählten die Sozialdemokraten in NRW nach vorläufigen Angaben etwa 84.000 Mitglieder – ein Verlust von etwa zwei Prozent. Mehr als 4.000 Menschen traten nach Parteiangaben 2025 aber auch neu in die SPD ein.
«Die NRW SPD bleibt in Nordrhein-Westfalen fest verwurzelt und offen für alle, die sich für eine gerechte und solidarische Gesellschaft engagieren wollen», sagt Generalsekretär Frederick Cordes. «Wir wissen aber auch, dass viele Menschen in den vergangenen Jahren den Zugang und das Vertrauen zu Parteien verloren haben – insbesondere auch zur NRW SPD.» Deshalb habe die Partei die Kampagne «Wir haben verstanden» gestartet und suche dabei gezielt die Orte auf, wo Vertrauen verloren gegangen sei.
Grüne erreichen Rekordhoch
In Berlin sind die Grünen wieder in der Opposition, in NRW regieren sie seit 2022 zusammen mit der CDU, haben aber bei Bundestags- und Kommunalwahlen zuletzt Verluste eingefahren. Dennoch erreichte die Mitgliederzahl bis Mitte November 2025 einen Rekord von fast 39.000. Seit Jahresbeginn gewannen die Grüne damit fast 8.500 Mitglieder hinzu, rund 1.750 kehrten der Partei den Rücken.
Die stärkste Eintrittswelle verzeichneten die Grünen Anfang 2025 im Bundestagswahlkampf, nachdem die Ampel-Koalition in Berlin zerbrochen war. «Viele Menschen wollten sich einbringen – wir hatten so viele engagierte Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer wie noch nie, ein großer Teil davon Neumitglieder», sagt Landesgeschäftsführer Raoul Roßbach. «Unsere Kernthemen – Klimaschutz, Zusammenhalt und eine gute Zukunftsperspektive – haben einerseits Gegenwind erlebt und gesellschaftlich an Lautstärke verloren, andererseits auch bei vielen Menschen an Bedeutung und Dringlichkeit gewonnen.»
FDP kann sich halten
Die FDP kann sich in NRW bei rund 17.000 Mitgliedern halten. «Die Freien Demokraten befinden sich in herausfordernden Zeiten», sagt Landesparteichef Henning Höne. Mit allen Mitgliedern werde die FDP «frühzeitig daran arbeiten, dass die Partei zuerst bei der Landtagswahl 2027 und dann bei der Bundestagswahl 2029 Grund zur Freude hat.»
Bei der vorgezogenen Bundestagswahl Anfang 2025 waren die Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, in NRW müssen sie laut Umfragen um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. «Die Stimme der Freiheit, die das Land modernisieren will, die Marktwirtschaft verteidigt, Bürgerrechte schützt und die Staatsfinanzen im Blick behält, wird dringend gebraucht», sagt Höne, der auch stellvertretender FDP-Bundesvorsitzender ist.