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Huskies reißen Hühner und hetzen Schafe - Hundebesitzer verletzt Bäuerin

Jeanette Salzmann

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Rassetypisch hat ein Husky einen starken angeboren Jagdtrieb. - © Symbolfoto Pixabay
Rassetypisch hat ein Husky einen starken angeboren Jagdtrieb. (© Symbolfoto Pixabay)
Gabriell (18) und seine junge Husky-Hündin Akira. Der Schüler hofft, dass er den Hund trotz des Vorfalls behalten darf. - © Andreas Frücht
Gabriell (18) und seine junge Husky-Hündin Akira. Der Schüler hofft, dass er den Hund trotz des Vorfalls behalten darf. (© Andreas Frücht)

Gütersloh. Der Weg in Richtung Windräder nahe dem Rhedaer Forst ist bei Spaziergängern eine beliebte Strecke. Reihenweise parken die Autos bei gutem Wetter entlang des Wirtschaftsweges „Im Füchtei". Viele von ihnen kommen mit Hund, um hier abseits des Straßenverkehrs eine Runde Gassi zu gehen.

So auch am 19. Januar, einem Samstag. In Höhe eines Bauernhofes wurden zwei Frauen gegen 16 Uhr hier auf zwei Hunde aufmerksam, welche auf einer Schafswiese an der Straße herumliefen. Die Zeuginnen gaben später bei der Polizei an, dass die Schafsherde durch die zwei abgeleinten Huskies quer über die Wiese gehetzt wurde. Mehrere Schafe der Herde sind bereits hochtragend.

Der 18-jährige Besitzer der Hunde stand ganz in der Nähe der Wiese und schaute dem Treiben zu. Nachdem dieser durch die Frauen angesprochen wurde, wurde er nach Auskunft der Polizei unmittelbar verbal aggressiv und beleidigte die Zeuginnen. Im Zuge der Auseinandersetzung kam es zu einer handgreiflichen Rangelei zwischen dem Beschuldigten, seiner Begleiterin und den beiden Zeuginnen.

76-Jährige bricht sich das Handgelenk

Im Rahmen der Auseinandersetzung schubste der Huskybesitzer eine Frau, die auf dem angrenzenden Hof wohnt, so heftig, dass die 76-jährige stürzte und sich dabei das Handgelenk brach. Zeugen berichten, dass nun weitere Bekannte des Hundebesitzers auftauchten. Insgesamt sechs Huskies sollen gezählt worden sein. Schließlich versuchte der 18-jährige Hundehalter, aus der Situation zu fliehen und Richtung Wald zu entkommen. Er wurde aufgehalten.

Nachdem die Huskies eingefangen wurden, entdeckten die Zeuginnen im Beisein der hinzugerufenen Polizeibeamten zwei tote Hühner und ein verletztes Schaf.

Gegen den 18-jährigen Hundebesitzer, welcher sich auch gegenüber den eingesetzten Polizeibeamten sehr herablassend und gereizt zeigte, wurde ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und Beleidigung eingeleitet.

Ebenso wurde eine Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen eine einschreitende 39-jährige Gütersloherin eingeleitet. Sie soll dem Hundebesitzer mit einem Stück Holz in der Hand begegnet sein und damit angeblich geschlagen haben. Die Polizei ermittelt.

Mehrere Grundbesitzer sollen dem Hundehalter inzwischen Hausverbot für ihre Flächen im Rhedaer Forst ausgesprochen haben. Der junge Mann selbst war hier als Spaziergänger bislang nicht bekannt.

„Wer seinen Hund frei laufen lässt, muss mit Bußgeld rechnen"

Das Ordnungsamt wurde von der Polizei über den Sachverhalt informiert. Hier muss nun entschieden werden, ob dem Hundebesitzer ein Bußgeld auferlegt wird oder gar Auflagen zur Hundehaltung.

Erst in der vergangenen Woche hatte der Fachbereich Ordnung an alle Hundehalter in der Stadt Gütersloh Info-Flyer versendet mit wichtigen Tipps zum richtigen Verhalten mit Hunden im Stadtgebiet und in der Landschaft. Darin wird in Erinnerung gerufen: „Grundsätzlich müssen alle Hunde innerhalb des Stadtgebietes Gütersloh angeleint sein.

Gleiches gilt für Grün- und Erholungsanlagen, auf Wander- und Spazierwegen, Spiel- und Sportflächen sowie für Gärten und Friedhöfe. Wer seinen Hund frei laufen lässt, muss mit einem Bußgeld rechnen!"

Auch im Wald gilt abseits der Wege ein genereller Leinenzwang. „Auf Waldwegen muss Bello immer unter der Kontrolle seines Hundeführers bleiben!" Auch in ausgewiesenen Schutzgebieten dürfen Hunde in der Regel nur an der Leine geführt werden.

In der freien Landschaft dürfen Hunde unter ständiger Aufsicht ohne Leine auf Wegen und unbewirtschafteten Flächen laufen. „Grünland, Acker, eingesäte Flächen dürfen nur mit Zustimmung des Eigentümers oder Pächters betreten werden."

Hundebesitzer äußert sich

Er ist immer noch fassungslos über das, was am Samstag im Rhedaer Forst geschehen ist. "Hunde reißen Hühner und verletzen Schafe", lautete der Titel der Meldung, die die Polizei Gütersloh veröffentlichte. Es ist Gabriells (Name geändert) Hund. Jetzt meldet sich der 18-jährige Schüler aus Gütersloh öffentlich zu Wort, weil er das Gefühl hat, sich wehren zu müssen. "Die Polizei hat vor Ort nur die Hofbesitzer zu Wort kommen lassen und mich überhaupt nicht erklären lassen", dabei gehörten nach Gabriells Meinung immer zwei zu einem Streit. Nur dass er seinen Teil der Wahrheit bislang nicht habe anbringen dürfen.

"Ich gestehe meine Schuld ja zu 100 Prozent ein. Es war ein fataler Fehler, dass ich den Hund von der Leine genommen habe", sagt Gabriell. Dieses Fehlverhalten tue ihm leid. "Mein Hund ist sozialisiert, tut keinem Menschen was zuleide, und auch andere Tiere sind kein Problem", Gabriell selbst züchtet Geflügel, es gebe zuhause Hühner und Gänse und auch eine Katze soll zur Familie gehören. Der 18-Jährige wohnt bei seinen Eltern. Der Hund sei mittendrin im Familienleben. Zwölf Monate sei die Hündin erst alt.

"Die Dame hat mich sofort angeschrien"

"Wir Hundehalter haben eine Husky-Gruppe und treffen uns sonst immer im Stadtpark auf der Hundewiese". Gemeinsam mit allen Hunden hatte sich die Clique am Samstag zum Spaziergang im Rhedaer Forst verabredet. Er habe geglaubt, dass der Hund in der Gruppe nicht weglaufen werde. Fehlanzeige. Zwei der insgesamt fünf Hunde machten sich aus dem Staub, hörten weder auf Rufen noch Pfeifen.

"Wir sind zum Hof zurückgelaufen, haben gerufen und gepfiffen", doch die Hunde habe er nirgends sehen können. "Die alte Dame hat mich dann sofort angeschrien."

Als die Hunde von der Tochter mit einem Stock zu ihm getrieben wurden, habe er die beiden Huskies unmittelbar an die Leine genommen. Durch das Geschrei seien in der Zwischenzeit immer mehr Passanten auf den Hof geeilt. Die ganze Situation sei für ihn unsagbar stressig gewesen. "Ich habe mich offen gestanden komplett überfordert gefühlt."

Fliehen, nein, das habe er nicht vorgehabt, ja, es sei zu Beleidigungen gekommen. "Das war schlecht von mir." Andererseits seien die Hofbesitzer auch mit Handys hinter ihm hergelaufen, um Fotos und Videos zu machen, hätten versucht ihn festzuhalten, bis es sogar zu einem Schlag mit einem Stück Holz auf seinen Hinterkopf gekommen sei - angeblich durchgeführt von der alten Dame. "Ich habe mich daraufhin umgedreht und sie von mir weggeschubst." Sie ging dabei zu Boden und brach sich das Handgelenk.

"Die Polizei hat mir nicht zugehört"

Die Polizei kam mit drei Einsatzwagen plus Krankenwagen zum Hof an der Dalkebrücke. "Die Polizeibeamten haben sich von der ersten Sekunde an nur zu den Hofbesitzern gestellt und mir nicht zugehört." Nachdem ihm von der Polizei mehrfach der Mund verboten worden sei, habe er wütend entgegnet: "Halten Sie doch selber den Mund!"

Das Ordnungsamt hatte sich bis Dienstag noch nicht bei Gabriell gemeldet. Mit Sorge blickt er der Begegnung entgegen. "Mein Hund kann doch gar nichts dafür." Er hat Angst, wegen dieses Vorfalls seine Hündin nun abgeben zu müssen. Mehrere Strafanzeigen liegen seit Samstag gegen ihn vor.

Der ganze Fall hat ein Nachspiel für den Gütersloher Schüler. "Ich werde einen Rechtsanwalt einschalten und selber Strafanzeige stellen wegen Körperverletzung." Über die Vorgehensweise der Polizei habe er sich auch bereits beschwert. In einigen Tagen wird er zur Vernehmung in die Behörde geladen. "Ich hoffe, dass man mir dann zuhört."

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