Bielefeld/Detmold/Lübbecke. Reinrassige Labrador-Welpen" für 800 Euro auf Verhandlungsbasis, „wunderschöne Siberian-Husky-Welpen mit blauen Augen" für 995 Euro und die Siamkatze für 350 Euro. Auf dem Online-Marktplatz Ebay-Kleinanzeigen ist das nächste Haustier nur wenige Klicks entfernt. Tiere werden dort wie Fahrräder, Babykleidung oder Immobilien gehandelt – schnell und praktisch. Dass Hunde und Katzen an ihre Halter allerdings höhere Anforderungen als ein ausrangiertes Fahrrad stellen, wissen die Tierschutzvereine in der Region und warnen vor dem schnellen Kauf im Netz.
„Das Hundeschicksal entscheidet sich häufig bei Ebay", sagt Gisela Brinkforth-Pekoch, stellvertretende Vorsitzende des Tierheims in Detmold. Sie bemerkt, dass „unüberlegte Anschaffungen" durch die digitalen Möglichkeiten zugenommen hätten. Wenn das Tier einmal nicht mehr in die Lebensplanung passe, seien die Tierheime häufig die erste Adresse. Schließlich sind die Händler auf Ebay nicht zu einer Rücknahme verpflichtet.
»Händlern muss man den Boden unter den Füßen entziehen«
„Wir beobachten das schon ein bisschen länger, seit etwa drei Jahren", erklärt Sara Meinsen vom Tierschutzverein Lübbecke. Ebay sei eine einfache Möglichkeit, an die Tiere zu kommen. „Die Leute müssen aber eine vernünftige Beratung erhalten, die es dort nicht gibt." Im Tierheim in Lübbecke müssten Interessenten vier, fünf Mal vorbeischauen, damit potenzielle Halter und Tiere einander näherkommen und Vertrauen aufbauen können. Zudem erfolge immer eine Vorkontrolle bei den Interessenten zu Hause, damit die Rahmenbedingungen passen.
Beim Online-Handel von Tieren finden diese Überlegungen selten bis gar nicht statt. Das Tier wird zu einer Ware, die bei Bedarf wieder abgegeben werden kann. „So werden manche Tiere zu richtigen Wanderpokalen", sagt Helmut Tiekötter, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bielefeld. Das passiere jedoch nicht ohne Folgen. Wenn ein Hund sich zwei, drei Mal an neue Menschen gewöhnen müsse, könne er verhaltensauffällig werden. Der letzte Ausweg ist dann wiederum das Tierheim. „Ins Tierheim kommen die alten, kranken oder sonst schlecht zu vermittelnden Tiere." Ein weiteres Problem sind laut Tiekötter illegal aus dem Ausland eingeführte Welpen, die über Ebay-Kleinanzeigen angeboten und dann „aus dem Kofferraum heraus" verkauft werden. Den Handel habe es schon immer gegeben, aber online würde es einfache Absatzmöglichkeiten geben. „Diesen Händlern muss man den Boden unter den Füßen entziehen", sagt Tiekötter, dessen Team bereits Testkäufe bei ominösen Händlern tätigte und diese meldete.
Der Deutsche Tierschutzbund hat eine Kampagne gegen den Handel mit Welpen initiiert. „Illegal ins Land gebrachte Hunde aus ,Hundefabriken, meist in Osteuropa, werden hier an blauäugige Interessenten als vermeintliche ,Schnäppchen verkauft", teilt der Deutsche Tierschutzbund mit. Häufig seien die Tiere aber krank, es fehlten notwendige Impfungen und die Welpen seien aufgrund der frühen Trennung von der Mutter nicht sozialisiert. Helmut Tiekötter rät deshalb dazu, „beim Anblick der niedlichen Tiere den Verstand und nicht das Herz entscheiden" zu lassen.
„Wühltischwelpen nein danke!"
„Unseriöser Welpenhandel" wird von Ebay-Kleinanzeigen mittlerweile mit einem Hinweisfenster gekennzeichnet. Ein Link verweist auf eine Webseite der Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel, dort gibt es eine Checkliste für den Kauf von Welpen. Nach dem Tierschutzgesetz braucht ein gewerblicher Händler eine Erlaubnis des Veterinäramtes. Zudem existieren weitere Vorgaben und Verordnungen wie die Tierschutz-Hundeverordnung.