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Prozessauftakt: Betrunkener Familienvater greift Polizisten in Gütersloh an

Rolf Birkholz

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Vor dem Amtsgericht muss sich ein 35-Jähriger wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Der Angeklagte bestreitet den Tatvorwurf. - © Symbolfoto Pixabay
Vor dem Amtsgericht muss sich ein 35-Jähriger wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Der Angeklagte bestreitet den Tatvorwurf. (© Symbolfoto Pixabay)

Gütersloh. Um Hilfe schreiende Kinder hatte eine Frau aus einer Wohnung gehört. Mit Sätzen wie „Ich hau’ euch die Zähne aus" und „Kinder, holt mal die Waffen aus dem Zimmer" wurden die verständigten Polizisten nach eigener Aussage vom Wohnungsinhaber empfangen, der sich im Türrahmen „vor uns aufgebaut" hatte. Nun steht er wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte vor Gericht.

Polizist musste operiert werden

Als zunächst zwei Beamte am 9. März 2018 gegen 21 Uhr in dem Mehrfamilienhaus eintrafen, hätten sie, so einer von ihnen, in einer „unübersichtlichen Situation" aus der Wohnung immer noch Kinder schreien gehört. Da der Vater, der „hoch aggressiv" gewesen sei, sich „durchgehend unkooperativ verhalten" habe, sei Verstärkung angefordert worden. Es habe ein „Gezerre und Gedrücke" begonnen.

Dann habe sich, so ein weiterer Beamter, „so ’ne Art Bodenkampf" entwickelt, „das war wirklich heftig." Er habe das in 40 Dienstjahren selten erlebt. Die eigene Kraftanstrengung bei der Fixierung des Angeklagten machte eine Knieoperation erforderlich und den Uniformierten drei Monate dienstunfähig. Schließlich waren sechs Polizisten aktiv an dem Einsatz beteiligt, zwei weitere kamen kurz nach Beendigung hinzu.

Angeklagter bestreitet den Tatvorwurf

„Die Hälfte ist gelogen", beurteilte der Angeklagte den Tatvorwurf. Tatsächlich hätten seine beiden zehn und acht Jahre alten Töchter geschrieen, aber: „Die schreien den ganzen Tag." Eine habe psychische Probleme. Er selbst sei damals betrunken gewesen und aus dem Schlaf gerissen worden. Ja, er habe „Hol die Pistole" gesagt, aber nur, um die Kinder wegzuschicken. Es sei eine Pistole zum Abschießen von Silvesterraketen gemeint gewesen.

„Ich bin in meiner Wohnung und die greifen mich an", hielt der 35-Jährige das Vorgehen der Beamten für unangemessen. „Die haben mich geschleppt wie ein Tier", schilderte er den Transport zum Auto. Ein damaliger Wohnungsnachbar bestätigte diese Aussage, der Mann sei barfuß „über den Asphalt gezogen" worden. Das sei „rabiat" gewesen. Im Übrigen habe sich der am Boden fixierte Angeklagte nicht sonderlich gewehrt und nur „in ruhigem Ton" gesagt, er wolle aufstehen.

Die Verhandlung wird am 23. März fortgesetzt.

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