Wortmann-Gruppe leitet Generationenwechsel ein – und investiert in OWL

Hüllhorst. Es gibt in OWL beeindruckende Geschichten von Firmen, die aus kleinsten Anfängen von ihren Gründern und Gründerinnen zu Konzernen mit Milliardenumsätzen aufgebaut wurden. Im Mittelpunkt stehen Self-Made-Unternehmer mit guten Ideen, viel Geschick, Know-how und etwas Glück. Siegbert Wortmann hat eine dieser Geschichten geschrieben, eine besonders erstaunliche. Mit der Wortmann-Gruppe und der Computermarke Terra hat er im beschaulichen Hüllhorst am Wiehengebirge eines der erfolgreichsten deutschen IT-Unternehmen aufgebaut.

Die 1986 gegründete Gruppe habe den Umsatz 2022 auf hohem Niveau stabil gehalten, sagt er stolz. Der Umsatz wuchs leicht von 2,06 auf 2,08 Milliarden Euro. In der Coronakrise hatte Wortmann – auch dank des Trends zum Homeoffice, der viele Firmen und Privatleute zu IT-Käufen verleitete, erstmals die Zwei-Milliarden-Marke überschritten.

&bdquo;Wir sind nicht jedes Jahr auf Wachstum angewiesen“, sagt Wortmann. &bdquo;Denn wir haben unsere Kosten im Griff“. Und seine Tochter Svenja Wortmann ergänzt: &bdquo;Wir sind sehr zufrieden“. Sie ist im Herbst 2022 an die Seite ihres 67-jährigen Vaters in den Vorstand gerückt und kümmert sich um Marketing und Vertrieb.

Familienunternehmen wie aus dem Bilderbuch Den Platz, den die 36-jährige Mutter von zwei Kindern bisher im Aufsichtsrat der Wortmann AG einnahm, hat nun ihr Bruder Sven (35) inne, der ansonsten ebenfalls im Vertrieb arbeitet. Siegbert Wortmann bleibt der Vorstandschef, doch der Generationswechsel ist eingeleitet.

Wortmann ist ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht: Svens Zwillingsbruder Sören ist im Einkauf tätig und "viel unterwegs". Mutter Gabriele hat für die Familie einen zweiten Sitz im Aufsichtsrat, den Vorsitz in dem Kontrollgremium hat Thomas Knicker.

Auch der Ton in Hüllhorst ist ausgesprochen familiär – die 800 Kollegen kennen sich untereinander, Siegbert Wortmann hat alle selbst eingestellt, wie es heißt. In der Gruppe mit ihren mehr als 30 Firmen gibt es heute über 2.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. &bdquo;Wir haben flache Hierarchien und sind daher schnell und flexibel“, sagt Svenja Wortmann.

Robuste Notebooks für Panzer aus Lichtenau Das Herz ist nach wie vor die Wortmann AG, die Notebooks, PCs und Server der Marke Terra herstellt. Einzelhändler und IT-Systemhäuser werden zudem auch mit Produkten anderer Marken beliefert, etwa mit Bildschirmen und Druckern.

Daneben gehören Firmen mit unterschiedlichsten Geschäftsmodellen zur Gruppe. Svenja Wortmann etwa hat eine Weile bei Roda in Lichtenau mitgewirkt, wo für Panzer und andere militärische Zwecke besonders robuste Notebooks produziert werden. Ihr Bruder Sven hat die Idee für Fitnessstudios mitgebracht, die elektrische Muskelstimulation anbieten – bundesweit gibt es jetzt 55 &bdquo;Terra Sports“-EMS-Studios.

Für das stark wachsende Cloudgeschäft &bdquo;Terra Cloud“ wird derzeit die Kapazität des Rechenzentrums in Hüllhorst für rund 50 Millionen Euro fast verdoppelt. Eine zweite Großinvestition läuft in Borgholzhausen: Dort wird für 30 Millionen Euro das neue Werk der Lagersystem-Tochter Westfalia gebaut.

Wortmann beklagt unfaire Wettbewerbsbedingungen Wortmann setzt also stark auf den Standort Deutschland, obwohl sein Unternehmen in Nachbarländern wie Frankreich, Großbritannien, Spanien oder den Niederlanden inzwischen über Niederlassungen verfügt. Der Verbleib aller anvertrauten Daten im Inland sei etwa auch ein gewichtiges Argument für das Cloud-Geschäft des Rechenzentrums, erklärt Vertriebsmitarbeiter Axel Lehmkuhl.

Und Wortmann setzt auf Deutschland, obwohl der Vorstandschef mit einigen politischen Rahmenbedingungen hadert: &bdquo;Viele internationale Wettbewerber haben einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: Sie haben ihren Sitz in Ländern wie Irland und zahlen da kaum Steuern“, sagt Siegbert Wortmann mit Blick auf Konkurrenten von Apple und Amazon bis Dell oder HP.

Eine Fertigung von Hardware-Komponenten gebe es in ganz Europa kaum noch, nicht zuletzt wohl auch wegen der hohen Löhne hierzulande. Wortmann muss also in China und Taiwan, Japan, Südkorea und den USA die Einzelteile einkaufen. Doch entworfen und montiert werden die Terra-PCs weiterhin nur in Hüllhorst.

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