Das perfekt sitzende T-Shirt oder die Jacke, die wie angegossen passt, bestellt im Internet: Möglich machen soll das eine neue Funktion, die der Online-Modehändler Zalando jetzt als erster Online-Shop eingeführt hat. Nutzen können die Funktion Kundinnen und Kunden in Deutschland, Österreich und in der Schweiz - vorerst allerdings nur für Damenbekleidung. Alles, was sie dafür tun müssen? Zwei Fotos von sich in eng anliegender Kleidung hochladen. Daraus errechnet eine künstliche Intelligenz die ideale Größe für das gewünschte Kleidungsstück.
Berechnen kann das Programm die perfekte Größe für Damenoberteile inklusive Jumpsuits, Jacken, Mäntel und Kleider. Zukünftig soll die Funktion ausgeweitet werden. Im April verkündete der Modehändler bereits den Rollout der sogenannten virtuellen Umkleidekabine. Mit Hilfe ihrer Körpermaße können Kundinnen und Kunden seitdem online einen Avatar erstellen und virtuell Pullover und Hosen anprobieren. In Zukunft können dem Online-Händler zufolge beide Funktionen integriert werden. So sollen in Zukunft mehr Retour-Pakete vermieden werden.
Kritik an der neuen Größenempfehlungsfunktion kommt von Datenschützern. Zalando zufolge werden die hochgeladenen Fotos zur Größenbestimmung nur auf dem eigenen Smartphone zwischengespeichert, solange die Software die individuellen Körpermaße ermittelt. Nach Abschluss des Vorgangs, der nur wenige Sekunden dauere, würden die Fotos direkt wieder gelöscht.
Konkludente Einwilligung
"Dem Kunden ist bekannt, aus welchen Gründen die Fotos aufgenommen werden, er erteilt hier sozusagen konkludent die Einwilligung, indem er die Fotos selbst erstellt und diese dann zur Messung zur Verfügung stellt", klärt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale auf. Solange die Einwilligung vorliege und Verbraucherinnen und Verbrauchern die Gründe für die Erhebung der Daten bekannt sind, sei die Nutzung der Daten rechtmäßig.
"Aber in irgendeiner Form - entweder als Fotos oder in verarbeiteter Form - landen die Fotos bei Zalando", gibt Konstantin Macher vom Verein Digitalcourage zu bedenken. "Sonst könnte das Tool keine Größenempfehlung geben." Was am Ende mit den Daten passiere, könne daher niemand genau sagen. "Aktuell werden viele Daten genutzt, um KI-Technologien zu trainieren. Ob das bei Zalando auch der Fall ist, also die Daten zum Training des Programms zur Größenempfehlung weiterverwendet werden, ist unsicher", sagt Macher.
Keine Garantie für Datensicherheit
Fakt ist laut Macher jedoch, dass persönliche Daten auf einem Server landen, der nicht dem Kunden gehört. "Und dann ist man dem guten Willen des Unternehmens ausgeliefert", so der Datenschutzexperte. Eine Garantie, dass die Daten nicht weitergereicht werden, gebe es nicht. "Ob Zalando selber die Daten weiterreicht, darüber kann man nur spekulieren. Aber in der Vergangenheit ist es vorgekommen, dass unbeteiligte Dritte die Daten abgegriffen haben", sagt Macher. Der Verein Digitalcourage appelliere daher an die Mündigkeit der Menschen, wenn sie Fotos von sich hochladen.
Inwiefern die Funktion das Retouren-Aufkommen tatsächlich reduziert, bleibe laut Verbraucherzentrale jedoch abzuwarten. Schon vorher seien ähnliche Programme gescheitert, weil den Verbrauchern der Aufwand zu groß gewesen sei. "Und solange die Menschen oder die Unternehmen bereit sind, die Retourenkosten zu zahlen, wird es die sicherste Variante bleiben, mehrere Kleidungsstücke zu bestellen, um das perfekt passende zu finden", so die Sprecherin der Verbraucherzentrale.