Bielefeld. Ob Kaufland, Edeka oder Rewe: In vielen Supermärkten finden Kundinnen und Kunden derzeit öfter mal leere Regale vor. Nach manchen Produkten, wie zum Beispiel Mars-Schokoriegel suchen sie dabei manchmal vergeblich. Grund dafür ist ein andauernder Preiskampf zwischen Markenherstellern und Einzelhändlern. Jedes Jahr verhandeln große Ketten wie Edeka, Rewe, Aldi, Lidl oder Kaufland mit Lieferanten über Preise und Konditionen - und schrecken auch nicht davor zurück, sich mit einigen US-Handelsriesen anzulegen.
Hersteller begründen ihre Forderungen nach höheren Preisen meist mit den steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Einzelhändler lehnen viele dieser Forderungen als übertrieben ab. Sie werfen den Lieferanten unter anderem vor, Preise über dem Inflationsniveau zu verlangen, um ihre Gewinne zu steigern. Auch für Verbraucher hätte das Konsequenzen, da die Produkte dadurch auch für sie teurer werden. Die Folgen des Preisstreits sind zeitweise Lieferstopps, aber auch, dass bestimmte Produkte ganz aus den Regalen verschwinden. Solange es keine Einigung gibt, müssen Verbraucher auf andere Angebote ausweichen. Die Lücken in den Supermarktregalen werden derweil mit anderen Marken oder Eigenmarken aufgefüllt.
Edeka zum Beispiel wird von 17 Konzernen nicht mehr beliefert. Einige davon seien vom Händler ausgelistet worden, manche hätten ihre Lieferungen gestoppt, wie der "Spiegel" in einem aktuellen Bericht schreibt. Auf dieser Liste stehen unter anderem Konsumgüterriesen wie Procter & Gamble, Henkel, Schwartau und Unilever. Aktuell liegen Edeka und Rewe auch mit zwei deutschen Firmen im Clinch, darunter auch ein Konzern aus Ostwestfalen-Lippe.
Ritter-Sport-Schokolade
Schokoladen-Fans müssen beim Einkauf eventuell auf einen beliebten deutschen Hersteller verzichten. Denn aktuell fehlt in vielen Lebensmittelgeschäften, darunter auch Rewe und Kaufland, die Ritter-Sport-Schokolade im Sortiment. Eine gute Nachricht gibt es immerhin: Ende September gab es Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Hersteller und Einzelhändlern. Wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet, haben sich der Süßwarenhersteller Ritter und die Handelskooperation Retail Trade Group (RTG) inzwischen geeinigt. Damit dürften sich nach und nach auch die Regale wieder mit dem Schokoladen-Sortiment aus Waldenbuch füllen.
Allerdings gilt das nicht für alle Supermärkte - wieder beliefert werden Filialen von Globus und Tegut. In Rewe- oder Kauflandfilialen hingegen werden die quadratischen Tafeln wohl auch weiterhin erst mal nicht zu finden sein. Details will das Unternehmen Ritter nicht kommentieren, gegenüber der "Lebensmittelzeitung" erklärte es lediglich: "Wir suchen in den Verhandlungen mit unseren Handelspartnern nach für beide Seiten tragfähigen kommerziellen Lösungen und befinden uns weiter in zielführenden Gesprächen".
Frühstücksflocken von Kellogg's
Auch Frühstücksflocken von Kellogg's hatte Rewe bereits im Herbst 2022 aus seinen Regalen verbannt; Edeka hat sich nun angeschlossen. Das heißt, es werden nur noch Restbestände verkauft und die Produkte dieser Marke vorerst nicht mehr nachbestellt. Cornflakes, Choco Krispies, Frosties und Co. gibt es in diesen Filialen bis auf Weiteres nicht mehr.
Der Zerealien-Hersteller Kellogg soll laut "Lebensmittelzeitung" bis zu 45 Prozent höhere Einkaufspreise für seine Produkte verlangen. Während andere Händler, darunter Kaufland, Tegut und Globus, die Frühstücksprodukte nun für deutlich höhere Preise anbieten, lehnen sowohl die Edeka-Group als auch Rewe die Forderungen als "exorbitant" ab. "Kelloggs lässt es bewusst auf Eskalation ankommen und hat die Belieferung gestoppt", wird Edeka in der "Lebensmittelzeitung" zitiert.
Kaffeefilter von Melitta
Bereits Anfang des Jahres suchten Kundinnen und Kunden in den Supermärkten von Rewe und Edeka vergeblich nach Kaffeefiltern von Melitta. Anhaltende Streitigkeiten zwischen dem Mindener Unternehmen und dem Einzelhändler Edeka führten nach Aussagen des Lebensmittelkonzerns zu einem Lieferstopp. Noch hat es einem Bericht der "Berliner Morgenpost" aus dem März zufolge keine Einigung in diesem Preisstreit gegeben. Sowohl Edeka- als auch Rewe-Märkte hätten die Kaffeefilter aus ihrem Sortiment genommen. Gegenüber der Berliner Redaktion äußerte sich Rewe dazu: „Erhöhte Preisforderungen von Herstellern und Lieferanten, die nicht durch gestiegene Kosten begründet sind, werden wir nicht akzeptieren.“
Das Mindener Unternehmen Melitta hingegen äußerte sich bisher eher spärlich in dieser Sache. Auf Nachfrage dieser Redaktion teilte das Unternehmen mit, dass man sich zu Inhalten oder Status der Gespräche mit Handelspartnern nicht äußern werde. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht.
Auch Müllbeutel, Frischhalte- und Alufolien der Marke Toppits verschwanden in diesem Jahr aus Edeka-Regalen. Das berichtete die "Lebensmittelzeitung" im Juli. Der Grund sollen Lieferunterbrechungen des Toppits-Produzenten Melitta gewesen sein. Stattdessen wurden bei Edeka ähnliche Waren von der Marke Vileda angeboten, die es laut Hersteller Freudenberg seit Juni in Deutschland zu kaufen gebe.
Mars-Produkte
Schlagzeilen machte auch der Preisstreit zwischen dem US-Konzern Mars und der Edeka-Group, der sich bereits über fast ein Jahr hinzieht. Die Produktpalette des US-Lieferanten ist breit aufgestellt. Mars drängt auf deutlich höhere Preise für seine Süßigkeiten, Tiernahrung und Fertiggerichte, doch das lehnt das deutsche Unternehmen ab. Die Folge: In den Märkten von Edeka, Netto und Marktkauf sind etwa 450 Produkte nicht mehr zu finden. Neben den bekannten Schokoriegeln wie Mars, Twix oder Snickers gehören auch die Marken Whiskas, Airwaves, Bens Original und Mirácoli dazu. Stattdessen wurden sie durch andere Marken oder Eigenmarken ersetzt. Ein Ende ist noch nicht in Sicht, die Edeka-Group hat diese Produkte laut der "Lebensmittelzeitung" ganz aus der Jahresplanung gestrichen. Ob und wann sie dort wieder zu finden sein werden, ist fraglich.
Waschmittel von Henkel
Mit dem Hersteller Henkel, der unter anderem für Marken wie Pril und Persil verantwortlich ist, einigte sich der Einzelhändler Kaufland laut einem Bericht der "Lebensmittelzeitung" Anfang September. Die Markenprodukte werden also in den rund 1.500 Kaufland-Märkten in Europa wieder erhältlich sein. Seit Herbst 2022 waren Henkel und Kaufland im Clinch, im Frühjahr 2023 wurden weitere Henkel-Produkte aus dem Sortiment geworfen.