Steigende Nachfrage schon vor Ostern: Wird das Ei zum Luxusgut?

Bei der Suche nach Erklärungen für den Wahlsieg Donald Trumps in den USA fällt ein Wort eher früher als später: Lebensmittelpreise. Seit Monaten ächzen die Amerikaner unter steigenden Preisen für Butter, Öl oder Cornflakes. Wie eine Verheißung wirkte da das Versprechen Trumps, innerhalb der ersten Tage seiner zweiten Amtszeit der Teuerung Einhalt zu gebieten.

Doch mehr als zwei Wochen und eine Flut von Dekreten später ist klar: Auch der Republikaner bekommt das Problem kurzfristig nicht in den Griff. Unverändert tief greifen Amerikaner an der Supermarktkasse in die Tasche.

Vor allem der explodierende Eier-Preis wird für den US-Präsidenten zum heiklen Politikum: Für zwölf Eier werden inzwischen 7,09 Dollar fällig. Zum Vergleich: Im Januar 2024 waren es 2,35 Dollar. Ein Umstand, der sogar Kriminelle auf den Plan ruft: Jüngst erbeuteten Diebe im US-Bundesstaat Pennsylvania 100.000 Eier von der Ladefläche eines Lkw.

Auch deutscher Eiermarkt unter Spannung Auch in Deutschland ist ein Anstieg der Eier-Preise zu verzeichnen. Seit 2020 sind Eier um 38,5 Prozent teurer geworden. Ein überdurchschnittlicher Wert, die kumulierte Inflation lag im gleichen Zeitraum bei 21 Prozent.

Die angespannte Lage am deutschen Markt für Hühner-Eier lässt sich nicht durch das herannahende Osterfest erklären – im Gegenteil. Ostern fällt in diesem Jahr auf die zweite Aprilhälfte und damit auf einen relativ späten Zeitpunkt. Die Eier werden aber bereits jetzt knapp. Hans-Peter Goldnick, Präsident des Zentralverbandes der deutschen Geflügelwirtschaft, beobachtetet eine &bdquo;verhältnismäßig früh im Jahr einsetzende Nachfrage“, die auf ein &bdquo;normales Eierangebot“ trifft. Steigende Preise sind die Folge.

Doch warum greifen die Deutschen bereits im Februar vermehrt zum Ei? Laut Margit Beck von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) hängt das mit einem verbesserten Ruf zusammen. &bdquo;Eier sind die kostengünstigste Möglichkeit, sich mit tierischen Proteinen zu versorgen“, sagt die Expertin. &bdquo;Sie haben inzwischen auch ein besseres Image. Keine Käfigeier mehr im Lebensmitteleinzelhandel, keine Schnabelbehandlung mehr, kein Töten männlicher Küken.“ Eine Einschätzung, die auch Legehennen-Halter Goldnick teilt: &bdquo;Die starke Nachfrage ist sicher auch den Attributen des Eis an sich geschuldet, nämlich ein preiswertes, vollwertiges und gesundes Nahrungsmittel zu sein.“

Steigende Nachfrage vor Ostern: Preisschock auch in Deutschland? Eier liegen also im Trend. Doch was passiert, wenn Ostern vor der Tür steht und die Nachfrage weiter anzieht? Müssen Verbraucherinnen und Verbraucher dann mit ähnlichen Preisschocks wie in den USA rechnen?

Geflügelverbandspräsident Goldnick glaubt das nicht. Da das Gros der Eier in längerfristigen Lieferverträgen gehandelt werde, seien kurzzeitige Preissprünge im Einzelhandel eher die Ausnahme, sagt er. Marktanalystin Beck bestätigt: Selbst bei zunehmender Nachfrage habe der Einzelhandel in Vergangenheit nicht mehr Geld an der Kasse verlangt. &bdquo;Erfahrungsgemäß werden die Verbraucherpreise vor Ostern kaum schwanken, da sich der Lebensmitteleinzelhandel ja auch zu stabilen Preisen eindeckt.“

Anders sieht die Lage auf dem Spotmarkt aus, wo kurzfristig verfügbare Ware gehandelt wird. &bdquo;Dort werden wir Teuerungen eindeutig sehen“, prognostiziert Goldnick. Doch von amerikanischen Verhältnissen dürften Europa und Deutschland noch weit entfernt sein.

USA: Auswirkungen der Vogelgrippe als Preistreiber beim Ei Denn in den USA leidet die Branche massiv unter den Auswirkungen der Vogelgrippe. Allein in den letzten vier Monaten sind fast 41 Millionen Legehennen an der Seuche zugrunde gegangen oder wurden präventiv getötet. &bdquo;Wir sprechen in diesem Zeitraum von mehr als 3 Milliarden Eiern, die nicht gelegt wurden“, sagt Goldnick. Diese Mengen an Eiern sind in Nordamerika nirgends aufzutreiben.“

Sorge bereitet das Szenario einer grassierenden Geflügelpest auch hierzulande. Noch sind ähnliche Ausmaße nicht zu erwarten, vereinzelte Ausbrüche in Deutschland und in anderen EU-Ländern belasten und verunsichern die Branche dennoch. Ein Beispiel dafür ist ein Fall in Schwäbisch Hall, bei dem Mitte Januar 50.000 Puten gekeult werden mussten.

Droht Eier-Knappheit in deutschen Märkten? Abseits solcher Worst-Case-Situationen erwartet der Lobbyverband allerdings keine drastischen Engpässe im Hinblick auf Ostern. &bdquo;Vielleicht wird es nicht immer alle Haltungsformen tatsächlich zu allen Zeitpunkten und überall im Überfluss geben“, vermutet Goldnick. Ein Osterfest ohne Eier in den Supermärkten schließt er trotzdem aus. Die Nachfrage sieht er durch das Angebot weitestgehend gedeckt. &bdquo;Ein Ostern ohne Ei wird es nicht geben.“

Gleichwohl dürfe man die aktuelle Marktsituation nicht auf die leichte Schuler nehmen, findet der Fachmann. &bdquo;Man kann hier an diesem Beispiel sehen, wie knapp die Märkte versorgt sind und wie wichtig es ist, die Hühnerställe im eigenen Land zu haben“, mahnt er. Nur so lässt sich langfristig garantieren, dass Eier nicht vom Grundnahrungsmittel zum Luxusgut werden.

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