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NRW will gegen Grusel-Clowns vorgehen

Die deutsche Polizeigewerkschaft befürchtet eine Eskalation an Halloween und fordert schnelle Gerichtsverfahren. Psychologen warnen vor Traumata

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Zwei Grusel-Clowns aus Amerika. Das Phänomen der Angst einjagenden Maskenträger tritt nun auch in Deutschland immer häufiger auf. - © dpa
Zwei Grusel-Clowns aus Amerika. Das Phänomen der Angst einjagenden Maskenträger tritt nun auch in Deutschland immer häufiger auf. (© dpa)

Bielefeld. Sie springen im Dunkeln aus dem Gebüsch, tragen gruselige Clownsmasken und bedrohen Passanten mit Messer oder Kettensäge: Nach den zunehmenden Attacken von Grusel-Clowns wollen Polizei und Justiz in NRW hart gegen die Täter vorgehen. In NRW registrierte die Polizei allein am vergangenen Wochenende 86 Zwischenfälle. Auch in Bielefeld gab es bereits Meldungen und in Bad Driburg rief eine Frau wegen zwei Personen mit bösartigen Clownsmasken die Polizei.

Die Polizei nimmt das Phänomen aus den USA laut NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sehr ernst. „Es ist kein Spaß, andere Menschen verkleidet oder bewaffnet zu erschrecken, sondern sadistisch, wirr und gefährlich", sagte Jäger. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) warnte Grusel-Clowns vor den Folgen ihrer Aktionen. „Wer andere sprichwörtlich zu Tode erschrecken will, ist ein Straftäter."

Auch wenn dem Opfer nichts passiere, könne ein Täter bis zu einem Jahr im Gefängnis landen. Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte hartes Vorgehen an. Die Täter dürften nicht mit Nachsicht rechnen.

Die deutsche Polizeigewerkschaft in NRW fordert die Justiz zu schnellen Verfahren auf. „Die Täter müssen wissen, dass ihr Treiben Konsequenzen hat", so Gewerkschaftschef Erich Rettinghaus. „Die Polizei darf mit diesem Problem nicht allein gelassen werden."

Rettinghaus rechnet damit, dass sich das Phänomen weiter ausbreiten wird, insbesondere in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, an Halloween. „Wir machen uns große Sorgen, denn jede Situation kann gefährlich eskalieren." Insbesondere bei Zusammentreffen mit der Polizei. „Wenn Maskierte Einsatzkräfte mit Waffen angreifen, ist der Gebrauch von Schusswaffen gerechtfertigt." Gleichzeitig warnt die Polizei vor Falschmeldungen über angebliche Grusel-Clowns in den sozialen Netzwerken.

Die Bielefelder Psychiaterin Solmaz Golsabahi-Broclawski warnt zudem vor psychischen Folgen. „Je nach Situation und persönlicher Geschichte kann die Begegnung mit einem Grusel-Clown dramatische Folgen haben, wie die Reaktivierung von Traumata." Golsabahi-Broclawski verzichtet derzeit auf Spaziergänge in der Dunkelheit mit ihren Töchtern, weil Zusammentreffen mit Grusel-Clowns für Kinder traumatisch sein können. „Die Täter sind in der Regel junge Männer, die den Bezug zur Realität verloren haben und nicht zu Empathie fähig sind. Sie wissen nicht, was sie ihren Opfern damit antun."

Kommentar: "Schnelle Aufklärung, schnelle Urteile"

von Carolin Nieder-Entgelmeier

Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß und das subjektive Sicherheitsgefühl sinkt. Immer mehr Menschen bewaffnen sich mit Pfefferspray, beantragen den kleinen Waffenschein oder buchen Selbstverteidigungskurse, weil sie Angst vor Übergriffen haben.

In dieser aufgeheizten Lage machen sich seit einigen Tagen Menschen mit gruseligen Clownsmasken einen Spaß daraus, andere Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode zu erschrecken. Die Täter sind in der Dunkelheit unterwegs, springen aus Gebüschen und drohen im schlimmsten Fall noch mit Messern, Baseballschlägern oder Kettensägen. Die Grusel-Clowns wollen ihren Opfern also nicht nur einen Schreck einjagen, sie wollen ihre Opfer zutiefst verunsichern.

Um eine Ausbreitung dieser vermeintlichen Scherze zu verhindern, ist schnelle Aufklärung gefragt, die zu schnellen Gerichtsverfahren und Verurteilungen führen muss. Nur wenn die Täter unmittelbar nach ihrer Tat erkennen, dass ihr Handeln sogar eine einjährige Haftstrafe zur Folge haben kann, werden Nachahmer abgeschreckt.

Deshalb muss die nordrhein-westfälische Landesregierung Polizei und Justiz mit mehr Personal und Ressourcen ausstatten, um die sogenannten besonders beschleunigten Gerichtsverfahren auszubauen, die Verfahrensabschlüsse innerhalb einer Woche ermöglichen. Denn so schnell, wie sich das Phänomen der Grusel-Clowns etabliert hat, muss auch gehandelt werden, damit die Spinner mit den hässlichen Fratzen nicht alltäglich werden.

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