Bad Salzuflen/Wülfer-Bexten Der jahrelange Dornröschenschlaf der Gaststätte „Waldkrug" ist beendet. Das Wachküssen erfolgt in Form gründlicher Renovierungsmaßnahmen. Der Prinz erschien in Gestalt der Familie Vajsert.
Im April habe er bei der Versteigerung der Immobilie vor dem Lemgoer Amtsgericht den Zuschlag erhalten, blickt Jusup Vajsert auf die kurze Geschichte seiner Unternehmung zurück. 1998 war der deutschstämmige Sprachlehrer mit seiner Frau Amina und den beiden Söhnen aus Tschetschenien nach Deutschland gezogen. Nach einigen Jahren der Selbstständigkeit als Kurierfahrer und berufsbedingten Aufenthalten in Russland kehrte der Familienvater nach Deutschland zurück.
Während seiner zehnjährigen Tätigkeit in einem Restaurant hatte der Vater von mittlerweile drei Kindern immer wieder von einer eigenen Gaststätte geträumt. Als der 46-Jährige zufällig den „Waldkrug" im Internet entdeckte, waren sich die Vajserts sofort einig: „Das ist es!"
Die Besichtigung des Gebäudes durch die frischgebackenen Eigentümer fiel angesichts des hohen Renovierungsbedarfs ernüchternd aus, erinnert sich das Ehepaar: „Auch das Dach musste neu gedeckt werden". Das ist inzwischen dank des tatkräftigen Einsatzes zahlreicher Helfer geschehen. Zur Freude der Nachbarschaft erscheint der Name „Waldkrug" am Giebel ebenfalls in frischem Grün. Furchtlos war Amina Vajert auf dem Gerüst in luftiger Höhe mit dem Pinsel tätig geworden. „Mein Mann hätte die Schrift nicht so sorgfältig ausgemalt", erzählt die 43-Jährige mit einem Lachen.
Als künftiger Wirkungskreis ist für die gelernte Schneiderin, die die Zubereitung klassischer kaukasischer Mahlzeiten von ihrer Mutter gelernt hat, die Restaurantküche vorgesehen. Bis dahin bleibt für die Familie jede Menge Arbeit. Neben den etwa 300 Quadratmetern im Erdgeschoss müssen Vater, Mutter, die 23- und 19-jährigen Söhne sowie die 14-jährige Tochter die Wohnräume im ersten Stock auf Vordermann bringen. „Reich werden wollen wir nicht", sagt Jusup Vajsert. „Wir möchten, dass wir auskömmlich leben, und unsere Kinder studieren können."
Um das zu erreichen, sind auch wieder eine Außengastronomie sowie Räumlichkeiten für Familien- oder Vereinsfeiern geplant. Einen gelegentlich erhöhten Geräuschpegel nehmen die Bextener entspannt in Kauf – wenn dafür „ihr" Waldkrug zu neuem Leben erwacht, erfuhr der künftige Restaurantchef im Vorfeld.