LZ trifft den Salzufler Ehrenoberst: „Bin quasi Schütze von Geburt an"

Bad Salzuflen. Otto Struck guckt mit wachem Blick durch die Gläser seiner Brille. Hinter ihm eine Wand aus Büchern. Voller Geschichten. Der 86-Jährige sammelt sie alle und erzählt sie auch gerne. &bdquo;Schütze bin ich quasi von Geburt an", sagt Otto Struck und schmunzelt. Tatsächlich ist der heutige Ehrenoberst seit 66 Jahren Teil der Gesellschaft. 47 Jahre ist es her, dass er am 3. April 1970 zum Oberst gewählt wurde.

&bdquo;Es war das Größte, wenn einen einer der alten Schützen an die Seite zog und raunte ,Jetzt sag mal Du zu mir", erinnert sich der Ehrenoberst. Heute ist das anders. Der Verein kämpft mit Nachwuchssorgen, und auch das Ansehen hat sich geändert. &bdquo;Wir waren immer ein Teil der Stadt", sagt Otto Struck. Doch auch früher habe es schon Gegensprecher gegeben. &bdquo;Nur weil wir eine Uniform tragen, wurden wir als Militaristen bezeichnet, aber das stimmt so nicht."

Heute wird häufig behauptet, die Gesellschaft sei ein reiner Saufverein. &bdquo;Dabei geht es um so viel mehr", sagt Struck. Es gab und gibt viel Unterstützung für die Stadt und soziale Projekte. &bdquo;Wer neu nach Bad Salzuflen kam, musste sich nur an die Schützen wenden. Hier fand man alles, was man brauchte."

Es war der Verein der Stadt, &bdquo;völlig außer Konkurrenz in Größe und Kameradschaft". Natürlich gebe es auch Alkohol bei den Feiern. &bdquo;Aber auch nicht mehr, als in anderen Vereinen", sagt Struck und lacht. Er erinnert sich dabei noch genau an seinen Vorgänger. &bdquo;Wilhelm Bünemann war damals Bürgermeister und Oberst. Ich weiß noch, wie er im großen Bottich den Wacholder selbst gerührt hat."

Am 3. April 1970 wurde Otto Struck zum Oberst gewählt. &bdquo;21 Jahre lang habe ich das gemacht. In der Zeit kamen wir von etwa 700 auf 1.300 Mitglieder", erinnert sich Otto Struck an die goldene Zeit der Schützen. Zahlreiche Bälle im Kurhaus gab es, in den 1970ern wurde gleich dreimal zusammen mit den Kapellen des britischen Militärs eine große Musikschau veranstaltet. &bdquo;Knapp 6.500 Leute kamen dahin, das war unglaublich."

Im hauseigenen Keller befand sich die &bdquo;Königsschmiede". Ein Partykeller ganz in Schützenmanier mit Sammlungen zahlreicher Andenken aus den vielen Jahren Vereinsgeschichte. Und ein Keller, in dem wichtige Entscheidungen getroffen wurden. &bdquo;Hier haben wir über den Thron beraten. Hier habe ich mich mit den Hauptmännern getroffen und diskutiert.

Eine Regel gab es dabei immer: &bdquo;Wir gehen nie nach Hause, ohne uns vertragen zu haben." Ein jähes Ende aus der Führungsriege kam 1991. Nach einem Herzinfarkt trat Struck vom Amt zurück. Doch den Schützen blieb er als Mitglied treu. &bdquo;Ich werde noch viel zu Versammlungen eingeladen", sagt er. Und auch der amtierende Oberst Detlef Bollhöfer kann nur beipflichten: &bdquo;Wenn Otto in den Raum kommt, ist es sofort mucksmäuschen still. Er strahlt immer noch so eine Autorität aus."

Otto Struck wechselt sein Tweetjacket gegen das grüne Sakko der Uniform. Am 20. Mai wird er es wieder aus dem Schrank holen, um am Schützentag mitzumarschieren. Zahlreiche Orden zieren den Stoff. Nur beim Umlegen der Medaillen braucht er kurz Hilfe. Ein Job, den seine Frau über die 61 Jahre der gemeinsamen Ehe erfüllt hat. &bdquo;Ich habe immer noch Spaß daran, Schütze zu sein, und es ist auch ein Anker für mich – vor allem jetzt, da meine Frau weg ist."

Es ist erst wenige Monate her, dass seine Ehefrau gestorben ist. Nun, im Jubiläumsjahr, hofft der Ehrenoberst, dass er &bdquo;noch ein paar Monate durchhält". Keine leichte Aufgabe, denn wie er sagt: &bdquo;Es gibt zwei Dinge, die ich nicht kann: Fliegen und alleine sein."

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