Pläne der Salzufler Piraten für den Rathausumzug scheitern

Bad Salzuflen. Das Rathaus platzt aus allen Nähten. Längst finden nicht mehr alle städtischen Mitarbeiter dort Unterkunft. Warum also nicht das leer stehende Kurhaus und das Kurgastzentrum als zusätzlichen Verwaltungssitz nutzen? Das fragen sich die Piraten im Stadtrat. Doch ihre Pläne kamen bei Verwaltung und dem Rest der Bad Salzufler Politik nicht an.

Seit Jahren steht das Kurhaus leer, seit Jahren ist die Raummisere im Rathaus bekannt. Die Piraten wollten endlich Nägeln mit Köpfen machten. Sie beantragten, dass Staatsbad und Tourist-Information in das Kurhaus umziehen. Dort könnten auch ein kleines Stadt- und Bädermuseum sowie ein Café eingerichtet werden.Teile der Stadtverwaltung wiederum würden dann in das frei gewordene Kurgastzentrum ziehen.

Damit wären Verwaltung und/oder Bürgerbüro in absoluter Zentrumsnähe vertreten, und das Kurhaus, so führte Matthias Obenhaus von den Piraten in der jüngsten Ratssitzung aus, würde nach Jahren des Leerstandes endlich wieder genutzt. Schließlich hätten sich die Pläne für Casino, Akademie oder auch Salzhaus in der Vergangenheit als nicht umsetzbar erwiesen. Überdies hätte der Umbau für diese Zwecke allein fünf Millionen Euro verschlungen. Ein Teil des Geldes wäre wesentlich besser in die Rathaus-Umsiedlung investiert.

Das allerdings sehen Verwaltung und die Mehrheit des Rates anders. Bürgermeister Dr. Roland Thomas verwies darauf, dass das Kurhaus weder von der Bausubstanz noch vom Aufbau her geeignet sei, als Sitz des Staatsbades zu dienen. Für einen Teilumzug müssten erhebliche Kosten investiert werden, die sich besser in einer Gesamtlösung wiederfänden. Ähnlich sehe es beim Kurgastzentrum aus, das zudem für die Stadtverwaltung nicht genügend Platz biete. So hätten die Untersuchungen eines Büroplaners ergeben, dass die Verwaltung zuzüglich zum Rathaus etwa 1600 Quadratmeter oder rund 100 Arbeitsplätze benötige. Das Kurgastzentrum aber verfüge nur über 1180 Quadratmeter, die zudem ungünstig geschnitten seien. Daher geht Bürgermeister Thomas davon aus, dass sich im Kurgastzentrum lediglich 50 bis 60 Büroarbeitsplätze unterbringen ließen. Diese Argumente überzeugten CDU, SPD, FDP, Freie Wähler und Linke. Sie warten jetzt auf Vorschläge für eine dauerhafte Lösung, die die Verwaltung gemeinsam mit dem beauftragten Büroplaner entwickeln will.

Das Konzept für einen Anbau an der Rudolph-Brandes-Allee war zuletzt auf wenig Gegenliebe gestoßen. Für einen solchen stände am Rathaus zwar genügend Freifläche zur Verfügung, erste Kostenschätzungen wurden aber mit 4,5 Millionen Euro beziffert. Noch in diesem Jahr wird allerdings die energetische Sanierung des Verwaltungssitzes beginnen. 6,5 Millionen Euro sind dafür veranschlagt, die zu großen Teilen über Fördermittel finanziert werden.

Aus dem neuen Zentrum zwischen Salzuflen und Schötmar wurde nichts Bad Salzuflen. Mit großem Brimborium ist das Rathaus im Mai 1977 seiner Bestimmung übergeben worden. Eine Woche wurde die Eröffnung gefeiert, dessen Umsetzung mehr als acht Jahre gedauert und stattliche 21,4 Millionen Mark verschlungen hatte. Das neue Rathaus galt als Symbol des Zusammenwachsens, sollte nach der Gebietsreform von 1969 und der damit neuen Großgemeinde Bad Salzuflen Zentrum für alle sein und damit einen Neuanfang markieren. Als Standort war bewusst die Grenze zwischen der ehemals eigenständigen Stadt Schötmar und Bad Salzuflen gewählt worden.

Rund um das Rathaus sollte sich ein neues Zentrum entwickeln. Ehrgeizige Architektenwettbewerbe wurden dafür ausgeschrieben; mit dem Auftrag, das gesamte Gelände zwischen Schützen-, Riestestraße und Walhalla mit weiteren Gebäuden und Läden zu überplanen. Ideen gab es viele, umgesetzt hingegen wurde vorerst nichts. Mit 210 Arbeitsplätzen wurde das Rathaus 1977 eingeweiht, aktuell sind etwa 250 Schreibtische in dem Verwaltungsgebäude untergebracht.

Ein Anbau, so wurde im vergangenen Jahr kalkuliert, würde etwa 4,5 Millionen Euro kosten. Um die größte Raumnot zu lindern, sind Teile der Verwaltung bereits ins Kurgastzentrum gezogen, auch hat die Stadt externe Büroräume angemietet. So sind Teile des Planungsamtes seit Juni auf einer 400 Quadratmeter großen Fläche oberhalb des Pit-Stops auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergekommen.

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