Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Schatzsucher finden mehr als Münzen

Vom Hobby eines jungen Paares profitiert das Heimatmuseum in Alverdissen

Sylvia Frevert

  • 0
Stammgäste im Heimatmuseum Alverdissen: die beiden Sondengänger Kristin Juling (li.) und der gebürtige Alverdisser René Stock (re.) mit ihren Münzfunden, die letztes Jahr im Heimatmuseum ausgestellt wurden. - © Sylvia Frevert
Stammgäste im Heimatmuseum Alverdissen: die beiden Sondengänger Kristin Juling (li.) und der gebürtige Alverdisser René Stock (re.) mit ihren Münzfunden, die letztes Jahr im Heimatmuseum ausgestellt wurden. (© Sylvia Frevert)

Barntrup-Alverdissen. René Stock aus Barntrup und seine Verlobte Kristin Juling sind „Sondengänger“. Mit einem Metalldetektor gehen sie auf Schatzsuche rund um Alverdissen. Ihre Fundstücke sind auch im Heimatmuseum Alverdissen ausgestellt.

„Als ich die erste Silbermünze fand, habe ich auf dem Acker einen Freudentanz aufgeführt“, erinnert sich der gebürtige Alverdisser René Stock (33). Er und Kristin Juling (29) gehören zu den Stammgästen des kleinen, aber feinen Heimatmuseums, und so war es natürlich Ehrensache, dass sie zum Saisonauftakt der Einrichtung kamen, die künftig wieder jeden ersten Sonntag im Monat ab 14 Uhr kostenfrei für Besucher geöffnet ist.

Mit Blick auf die Exponate berichten die beiden „Sondengänger“ von ihrem Hobby, das sie seit etwa zwei Jahren betreiben. Mit ihrem Metalldetektor „Fischer F 2“, Rucksack, Klappspaten, Spitzhacke und Verpflegung ist das junge Paar vor allem in den Sommermonaten auf den Feldern in der Großgemeinde Barntrup und verstärkt im Raum Alverdissen unterwegs. „Selbstverständlich fragen wir die Landwirte zuvor um Erlaubnis. Aber die sind alle froh, denn wir nehmen nicht nur Münzen und antike Fundstücke mit, sondern auch allen anderen Müll, den wir dort finden“, erklären die beiden geschichtlich interessierten jungen Leute. Der Grund, warum sie auf Feldern und nicht im Wald unterwegs sind, hat mit der von ihnen zuvor beantragten Genehmigung zum „Sondengehen“ zu tun. „Alles, was im Wald liegt, ruht und darf nicht angetastet werden“, erklärt René Stock das, was ihm zuvor die stellvertretende Leiterin des Lippischen Landesmuseums, Dr. Elke Treude, „in die Bücher schrieb“.

Hier wurde das junge Paar vorstellig, erklärte seine Beweggründe zum „Sondengehen“ und erhielt schließlich nach Anträgen an die zuständigen Denkmalbehörden gegen ein Entgelt von 75 Euro die jährlich zu erneuernde Genehmigung, per Metall-Detektor in einem festgelegten Bereich auf Schatzsuche zu gehen. „Hier soll es wohl demnächst auch noch strengere Gesetze geben, denn die Anzahl der ‚Grabräuber‘, die – anders als wir – ihren Fund nicht zuerst dem Landesmuseum vorstellen, sondern im Internet oder anderweitig verkaufen, hat stark zugenommen“, weiß René Stock. Er und seine Verlobte liefern jegliche Fundsache zunächst im Museum ab und „zu 99,9 Prozent bekommen wir sie danach auch wieder zurück“, freuen sich die beiden, deren Wohnzimmer von Schätzen aus der Gegend um Alverdissen bereits überquillt.

Neben Münzen haben die „Sondengänger“ auch „jede Menge Munition“ gefunden; Musketenkugeln aus dem 16. Jahrhundert förderten sie in der Gegend am Alverdisser Steinbruch massenhaft zutage. Zumeist werden die Schatzsucher in einer Tiefe von rund 40 Zentimetern fündig. „Der Metalldetektor kann uns bereits ohne Grabung sagen, um welche Art von Metall es sich handelt“, weiß Kristin Juling.

Dieses gemeinsame Hobby begeistert das junge Paar derart, dass sich die Frage stellt, ob die im Sommer anstehende Hochzeitsreise auch mit Metalldetektor im Gepäck stattfindet.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.