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Bülent Ceylan diskutiert mit HVG-Schülern über Rassismus

Gymnasiasten gewinnen Wettbewerb und präsentieren Ausstellung

Astrid Sewing

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Umgeben von Schülern des HVG: Bülent Ceylan. - © Bernhard Preuss
Umgeben von Schülern des HVG: Bülent Ceylan. (© Bernhard Preuss)

Blomberg. Ja, die Haare sind schön - das haben die Blomberger Gymnasiasten am Freitag live erlebt, als Bülent Ceylan das Haargummi löste und die dunkle Pracht durch die Luft wirbelte. Den Besuch des Comedians und einen Workshop hatten die Schüler bei dem Wettbewerb der Bertelsmann-Stiftung „Alle Kids sind VIPs“ gewonnen und eigentlich ging es um ernste Themen, um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Schulleiter Karsten Fahrenkamp und sein Stellvertreter Michael Hanke hatten nicht nur die am Projekt „Kunst der Vielfalt“ beteiligten Klassen, sondern alle Schüler zu dem Treffen mit dem Comedian eingeladen. Ceylan wurde entsprechend lautstark in der Sporthalle begrüßt. Er lobte das außergewöhnliche Engagement der Schüler. Sie hatten Filme gedreht, Musik komponiert, Gedichte verfasst, Tänze einstudiert und vieles mehr.

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Dominic Behde (17) (© Sewing)

Schülersprecher Dominic Behde (17), Pascal Gerstung (17) und Julian Altenberend (17) nahmen den Comedian zunächst in die Zange, fragten ihn auch danach, ob er in seinen Programmen Witze über Religionsgemeinschaften einbaut. „Die, die man erreichen will, erreicht man damit nicht“, so Ceylan. Er sage seine Meinung und distanziere sich klar von jeder Form von Gewalt. Nicht jeder, der Moslem sei, sei ein Fanatiker. „Man muss einen anderen Weg als die Provokation finden, um die Menschen zum Nachdenken zu bringen. Ich mache das, indem ich mein Publikum direkt anspreche und erreiche, dass alle gemeinsam über Eigenarten lachen.“

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Marlena Pran und Klara Spinn (Klasse 6b) (© Sewing)

Wichtig sei es, auf vielerlei Art Zeichen zu setzen, immer wieder. Dieses Ziel formulierte auch Schülersprecher Dominic Behde. Das HVG sei als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet worden. „Wir wollen das weiter entwickeln und Aktionen planen unter dem Motto Vielfalt, Courage und Toleranz. Außerdem soll die Arbeit fortgesetzt werden, wenn wir die Schule verlassen“, so der 17-Jährige.

Ceylan bezeichnete den Weg zu einer offenen Gesellschaft als „mühsam und lang“. „Es wird dauern, bis nicht mehr nach der Herkunft gefragt wird. Aber ihr macht Mut und gebt ein tolles Beispiel für andere Schulen ab.“

Und weil ein bisschen Anarchie nicht fehlen darf, krempelte der 39-jährige Promi das Programm um. Er forderte alle auf, Fragen zu stellen – egal zu welchem Thema. Und da ging es dann schnell um das Private. Die Fragestunde wurde deshalb kurzentschlossen erweitert. Und so kam es, dass der Promi auf Wunsch die Haare fliegen ließ und verriet, dass das gute Aussehen „genetisch bedingt ist“ und die Haare mit einem guten Öl – „nicht aus Oliven und der Küche, sondern für die Haare“ gepflegt werden sollte.

Das sagen die Schüler des HVG zum Projekt
Dominic Behde (17)
Schülersprecher des Hermann-Vöchtig-Gymnasiums Blomberg

"Ich selbst nehme Rassismus in diesem Umfeld nicht wahr. An unserer Schule gibt es einen sehr guten Zusammenhalt. Trotzdem finden wir es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Die Schülervertretung hat das Projekt angestoßen und uns ist wichtig, dass es weitergeführt wird. Die Zertifizierung soll ein Schritt sein, aber damit soll es nicht enden. In der kommenden Woche werden wir uns mit den Lehrern zusammensetzen und weitere Aktionen planen. Die Veranstaltung heute war ein Ansporn weiterzumachen."

Julian Altenbernd (17)
"Ich habe keinen Rassismus erlebt, trotzdem ist das Projekt wichtig. Es hat die Stimmung verändert, den Zusammenhalt gestärkt. Auch das Thema Mobbing gehört dazu. Das ist auch an dieser Schule Thema und es wird ernst genommen und nicht geduldet."

Klara Spinn (Klasse 6c) und Marlena Pran (Klasse 6b)
"Wir haben ein Märchen geschrieben, weil uns das Projekt sofort angesprochen hat. Es ist toll, dass wir Bülent hier hatten. Es hat sich auch was verändert. Der Zusammenhalt ist noch besser geworden in der Schule."

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