Detmold/Horn-Bad Meinberg. Der Erste Weltkrieg führte direkt zum Zweiten Weltkrieg. Nein, hiermit wird nicht eine vereinfachte historische These aufgestellt, sondern es ist die Kurzform, wie die LZ auf die Geschichte um die vermisste Mosquito stieß.
Bei der Suche nach Beweisen für die Beteiligung lippischer Soldaten am Weihnachtsfrieden an der Westfront 1914 stieß der Autor dieser Zeilen auf den Entdecker des vermissten Flugzeuges im Wald, der auch sonst viele Informationen über lippische Militärgeschichte zusammengetragen hat. Er erzählte von seinem Fund eines britischen Flugzeuges aus dem Zweiten Weltkrieg im lippischen Wald – 60 Jahre nach Kriegsende. Was folgte, war nicht der Griff zur Schaufel und eine Außenexkursion zur Fundstelle, sondern ein Blick in einen gewöhnlichen Aktenordner.
Der hatte es in sich. Denn der Finder hatte seine gesamte Suche genauestens dokumentiert. Dazu gehörten ebenso der umfangreiche E-Mail-Kontakt mit Unterstützern und Behörden wie auch Kopien von britischen Dokumenten. Die belegten zweifellos Herkunft sowie Identität von Maschine und Besatzung. Baupläne des Flugzeugs sowie Kopien der Einsatzbücher der Royal Air Force (RAF) vervollständigten das Bild einer intensiven Suche. Doch das verblüffende war, dass die Maschine vermisst wurde.
Da blieb natürlich die Frage, warum die beiden Flieger überhaupt nach Lippe kamen. Um das zu beantworten, muss man sich die Situation an der Westfront im Frühjahr 1945 vergegenwärtigen, wie Dr. Hansjörg Riechert, Leiter des Kreisarchivs Lippe, erklärt. Nach zwei gescheiterten letzten deutschen Offensiven im Westen drängten die Alliierten immer weiter nach Deutschland hinein.
Die durch den Zweifronten-Krieg in West und Ost personell und materiell überforderte Wehrmacht räumte das linksrheinische Ufer und zog sich auf die andere Seite des Stroms zurück. Der Fluss bildete ein letztes bedeutendes Hindernis für die Alliierten, wenn sie ihn überwanden, war der Krieg vorbei. So wurden am Rhein und weiter östlich neue Verteidigungsstellungen aufgebaut.
"Dabei wurde auch der Teutoburger Wald in Lippe als ,Bollwerk gegen die wahrscheinlich aus südwestlicher Richtung anrückenden alliierten Truppen auserkoren, falls diese den Rhein überqueren sollten", erklärt Hansjörg Riechert. "Daneben waren schon damals die Senne bei Augustdorf sowie Detmold militärische Standorte, zum Beispiel zur Aufstellung und Ausbildung von Truppen", ergänzt der Leiter des Kreisarchivs.
So waren allein in Detmold zu Kriegsbeginn 4.000 Soldaten stationiert. Dessen war man sich auch in den höchsten alliierten Kommandostäben bewusst. In der 1993 erschienen Chronik des Truppenübungsplatzes Senne wird ein Brief des obersten Kommandeurs der alliierten Streitkräfte in Europa, Dwight D. Eisenhower, an den britischen Feldmarschall Bernhard Montgomery erwähnt. In diesem weist Eisenhower auf die Wichtigkeit des Gebiets von Paderborn und nördlich davon hin. Dadurch ist anzunehmen, dass Mitchell und Hatsell ausgeschickt wurden, um Erkenntnisse für die Zeit nach dem Rheinübergang zu sammeln.
Der erfolgte mit der Operation "Plunder" zwischen Emmerich und Walsum am 23. März. Etwa zur gleichen Zeit rückten amerikanische Truppen weiter südlich aus einem bereits am 7. März bei Remagen eroberten Brückenkopf vor. Sie kamen schnell voran und schafften es, den größten Teil des deutschen Westheeres im Ruhrkessel einzuschließen.
Am 1. April 1945 trafen sich die alliierten Truppen, von Nord und Süd kommend, in Lippstadt. 250.000 deutsche Soldaten saßen fest und ergaben sich am 21. April. Damit brach die Westfront endgültig zusammen. Schon Anfang April hatten US-Truppen Lippe besetzt – der Teutoburger Wald und der letzte deutsche Widerstand hatten sie nicht bremsen können.
Das "hölzerne Wunder" - Die de Havilland Mosquito

Nicht nur Schiffe, auch Flugzeuge lassen sich aus Holz fertigen. Ein äußerst erfolgreiches Beispiel dafür ist die britische de Havilland Mosquito. Die Idee war, ein leistungsfähiges Flugzeug zu schaffen, gleichzeitig jedoch auf kriegswichtige Metalle größtenteils zu verzichten.
Anfangs wegen der hölzernen Bauweise und fehlende Defensivbewaffnung misstrauisch beäugt, erwarb sich die Maschine im Einsatz ab 1941 schnell Respekt bei ihren Besatzungen und beim Gegner. So war die Mosquito für die Maschinen der deutschen Luftwaffe dank ihrer starken Motorisierung und damit verbundenen hohen Geschwindigkeit nur schwer abzufangen.
Gleichzeitig zeigte sich die Holzkonstruktion als unerwartet robust. Die Piloten nannten das Flugzeug "Wooden Wonder" (dt. hölzernes Wunder) oder liebevoll "Mossie". Als Mehrzweckkampfflugzeug schaffte sie es, unterschiedliche Rollen erfolgreich auszufüllen. So bewährte sie sich als Aufklärer, Leitflugzeug, Schnellbomber, Nachtjäger und Schlachtflugzeug zur Luftnahunterstützung. Während des Krieges wurden weit über 6.000 Mosquitos produziert.
Kampf über den Wolken
Eine Stabbrandbombe des Zweiten Weltkriegs ist recht unscheinbar. Während Sprengbomben allein durch ihre Größe einschüchternd sind, wirken die Brandbomben wie simple, kurze Metallstäbe. Eine allein ist noch recht wirkungslos. Doch zu Tausenden können sie eine Stadt innerhalb von Minuten in ein Inferno verwandeln. Das wurde dutzenden deutschen Städten ab 1942 zum Verhängnis.
Der Zweite Weltkrieg war anders als andere Konflikte zuvor. Nun erreichte der Krieg ein Land zu jeder Zeit überall. Möglich machte dies das Flugzeug und seine rasante Entwicklung seit den Brüdern Wright in den USA 1903 der erste Motorflug gelang. Zivilisten, deren Häuser sowie Städte mit Fabriken und Infrastruktur waren Ziele, um das Potenzial des Gegners zu schwächen.
Während die Deutschen in der Luftschlacht um England 1940 London und andere britische Städte bombardierten, nahm die Gegenoffensive der Royal Air Force (RAF) nur langsam Fahrt auf. Die meisten Angriffe 1940/41 waren eher Nadelstiche gewesen. Das änderte sich mit Beginn des Jahres 1942.
Im Februar erging vom neuen Befehlshaber des Bomber Commands, Arthur Harris, die Area Bombing Directive. Damit waren auch die letzten Beschränkungen für Luftangriffe auf Deutschland aufgehoben. Ein Vorgeschmack erfolgte schon im März, als britische Bomber den Stadtkern von Lübeck zerstörten, bevor dann im Mai 1942 der erste "Tausend-Bomber-Angriff" Köln traf.
Mit der Konzentration der Maschinen in einen relativ schmalen Bomberstrom wurde die Angriffstaktik der nächsten Jahre hier erprobt, die zunehmend die deutsche Abwehr überforderte. Die RAF perfektionierte ihre Angriffsmethoden immer weiter. Ziel war es, Feuerstürme in den angegriffenen Städten zu verursachen. Dies gelang im Juli 1943 in Hamburg, weitere Städte wie Kassel, Magedburg, Stuttgart, Darmstadt sowie Dresden und viele weitere sollten folgen.
Spreng- und Brandbomben
Die ersten Wellen anfliegender Bomber warfen dabei Sprengbomben und Luftminen ab, um vor allem Häuser abzudecken sowie Fenster und Türen zu zerstören. In diese offenen Häuser warfen die nachfolgenden Wellen Brandbomben ab, die das Innere entzündeten. Durch die vielen zerstörten Öffnungen gelangte zusätzliche Luft an die Feuer, die dadurch noch stärker wurden.
Gleichzeitig begann ab 1943 auch die amerikanische Luftwaffe mit Angriffen auf das Deutsche Reich. Während sie bei Tage einflogen, griffen die Briten Nachts an. Schätzungen zu Opfern reichen von 400.000 bis 600.000 Zivilisten. Gleichzeitig verloren auch Tausende alliierte Flieger ihr Leben. Allein das RAF Bomber Command mit einer Stärke von 120.000 Mann büßte rund 55.000 Flieger ein.
Die deutsche Luftwaffe hingegen konnte dem immer weniger entgegensetzen. Griff sie zu Anfang des Krieges selbst Städte an, war sie 1943 durch den Abnutzungskrieg an allen Fronten längst überfordert. Es fehlte zunehmend an gut ausgebildeten Piloten und ab Ende 1943 fiel sie gegen die neuen amerikanischen Begleitjäger P-51 Mustang auch technisch zurück. Obwohl die deutsche Luftwaffe bis zum Ende des Krieges ihre Aktivität nicht einstellte, verschwand sie immer mehr in der Bedeutungslosigkeit.