Blomberg/Kreis Lippe. Nun ist es offiziell: Die lippische SPD schickt Dr. Axel Lehmann ins Rennen um den Landrats-Posten. 164 Delegierte haben ihn Donnerstagabend in Blomberg gewählt, es gab nur zwei Gegenstimmen.
Die Sozialdemokraten hatten den Berlebecker Lehmann in den vergangenen Monaten systematisch zum Gegenkandidaten Friedel Heuwinkels aufgebaut, er war Kreis- und Fraktionsvorsitzender geworden. Am Donnerstagabend nun schwor er seine Genossen ein, erntete stehende Ovationen für seine Rede.
Nach 16 Jahren Heuwinkel sei es Zeit für einen Wechsel. Die Demokratie lebe davon, die Stimmung in Lippe sei danach. „Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen“, appellierte er – Seit an Seit mit den Kandidaten in den neun Kommunen, in denen der Bürgermeister zur Wahl stehe. „Torsten, wir rocken Lippe“, rief er dem Lemgoer Kandidaten Torsten Buncher zu.
Gründe für einen neuen Chef im Kreishaus gebe es genug, davon sei er überzeugt. Heuwinkels Finanzpolitik habe versagt: Lippes Schulden lägen bei 205 Millionen Euro, die Rücklage nahezu bei Null. „Diese Tendenz ist besorgniserregend. Wir Sozialdemokraten können dem Kreis wieder eine Perspektive geben, auch wenn die Spielräume für mich als neuem Landrat eng sein werden.“
Es gelte, auf Prestigeobjekte zu verzichten, und es sei „pervers“, dass jährlich 7,5 Millionen Euro in die Kreisstraßen gesteckt würden, während die Straßen der Städte und Gemeinden voller Schlaglöcher seien. Doch Heuwinkel sei wie ein Magnet, ziehe alles an sich, strecke die Fühler sogar nach dem Landesverband aus und untergrabe dessen Selbstständigkeit.
„Auch die Kommunen müssen aufpassen, der Landrat höhlt ihre Selbstverwaltung aus.“ Vor Konferenzen könne man sich kaum noch retten, ob es um Bildung, Zuwanderung, Kultur oder anderes gehe. Das Jobcenter werde schöngeredet, melde aber mit die schlechtesten Zahlen aller vergleichbaren Jobcenter in NRW.
Axel Lehmann forderte ein familienfreundlicheres Lippe mir flexiblen Kita-Zeiten, den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs, mehr Ausbildungsplätze, mehr Breitband, ein besseres Außenmarketing Lippes. „Gönnen wir dem Landrat den wohlverdienten Ruhestand, er muss nicht bis 70 arbeiten.“