Detmold. Brutal sind drei Männer bei ihrem Überfall auf ein Detmolder Juweliergeschäft vorgegangen: Am 25. November 2014 erbeuteten sie in knapp einer Minute Schmuck und Uhren im Wert von 50.000 Euro. Vor dem Detmolder Landgericht muss sich seit gestern ein 32-jähriger Litauer wegen Raubes verantworten.
Maskiert soll der Angeklagte gemeinsam mit zwei bisher noch flüchtigen Männern kurz nach 11 Uhr das Juweliergeschäft in der Detmolder Bruchstraße betreten haben. Mit gezückter Waffen habe einer der Täter die Angestellten zu Boden gezwungen, sagt Staatsanwalt Kristoffer Mergelmeyer. Anschließend sollen die Täter, ausgestattet mit Pistole und einer Axt, mehrere Vitrinen in dem Juweliergeschäft eingeschlagen und aus den Auslagen Schmuck und Uhren in die mitgebrachte Tasche gerafft haben. Keine Minute später können sie mit ihrer Beute unerkannt über den belebten Wochenmarkt fliehen. Der Angeklagte, der seit dem 14. August 2015 in Untersuchungshaft sitzt, schweigt zu alldem.
Auch auf den Videoaufnahmen, die den Überfall aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen und gestern im Gerichtssaal gezeigt wurden, ist der Litauer nicht zu identifizieren. Zu hören ist auf dem Filmmaterial auch fast nichts, da nur wenig gesprochen wurde, erinnerten sich die Verkäuferinnen im Zeugenstand. Sie seien mit vorgehaltener Waffe in englischer Sprache aufgefordert worden, sich hinzulegen. "Ich hatte wirklich Todesangst", erinnert sich eine Verkäuferin. Ihre Kollegin, die ebenfalls den Raub hautnah miterleben musste, hat inzwischen den Job gewechselt. "Der Überfall war auch ein Grund", sagt die 26-Jährige. Die Zeugen, die die Tat zufällig beobachtet und per Handy Video- und Fotoaufnahmen gemachte hatten, konnten ebenfalls nichts zur Identifizierung des Täters beitragen.
Trotzdem kam die Polizei durch ein vermutlich entwendetes Handtuch aus einem Bielefelder Hotel auf die Spur des Elektrikers. "Das Handtuch sollte die Täter vermutlich vor Glassplittern schützen, weil die Vitrinen mit einer Axt eingeschlagen wurden", sagt ein Polizeibeamter im Zeugenstand.
Das Tuch ließen die Täter zurück, darauf wurden DNA-Spuren gefunden, die mit Hilfe der litauischen Polizei dem 32-Jährigen zugeordnet werden konnten. Auf Bitten der Detmolder Polizei wurde der Familienvater kurze Zeit später in Kaunas verhaftet und persönlich von dem Ermittlungsleiter per Flugzeug nach Deutschland gebracht. "Wir sind der Überzeugung, dass wir einen der Juwelierdiebe erwischt haben", sagt der Polizeibeamte vor Gericht. Von den Mittätern fehle bislang noch jede Spur.
Die Aussagen des Polizeibeamten quittierte Verteidiger Johannes Salmen mit heftiger Kritik: "Die Ermittlungen der Polizei sind völlig unzureichend geführt worden." Die Beamten hätten nur belastenden Aussagen aufgenommen und möglicherweise entlastende Zeugenaussagen ignoriert. "Es kann auch nicht sein, dass ich zehn Minuten vor Verhandlungsbeginn vom Gericht Informationen erhalte, die meinen Mandanten belasten", schimpfte Salmen.
Der Prozess wird am Freitag, 22. Januar, fortgesetzt.