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Kreis Lippe

Sparkasse Paderborn-Detmold schließt sieben Filialen

Mitarbeiter werden nicht entlassen - An drei Standorten bleiben die Geldautomaten stehen

Kreis Lippe. Die Sparkasse Lemgo hat angekündigt, dass sie sechs Filialen schließt, die Sparkasse Paderborn-Detmold zieht nach. Bis zum 1. Juli werden sieben Filialen geschlossen: Diestelbruch, Berlebeck, Leopoldstal, Oesterholz-Haustenbeck, Elbrinxen, Schwalenberg und Lothe. Die Niedrigzinsphase und das veränderte Kundenverhalten werden als Hauptgründe angeführt.

Am Mittwoch hat der Aufsichtsrat getagt, dann seien die Mitarbeiter und Bürgermeister informiert und die Kunden angeschrieben worden. Neben den Schließungen in Lippe gebe es elf im Bereich Paderborn und eine in Marsberg. Von den ehemals 75 Filialen bleiben 56 übrig. Pressesprecher Henry Schmidtpott weiß sehr wohl, dass es sehr viel Kritik an den Schließungen gibt. Aus Sicht der Geldinstitute führe aber kein Weg daran vorbei.

„Die niedrigen Zinsen führen dazu, dass weniger gespart wird und nicht nur weniger Geld angelegt wird, sondern Anlagen auch aufgelöst werden. Weil diese Phase lange anhält, geraten die Kreditinstitute unter Druck", erklärt Schmidtpott. Die gesetzlichen Vorschriften hätten sich nach der Finanzkrise drastisch verschärft. Die Sparkassen – wie andere Banken auch – seien dazu verpflichtet, ihr Eigenkapital weiter auszubauen. „Wir können aber nicht wie andere Banken Geld über die Börse von privaten Anlegern einsammeln, sondern wir haben einen öffentlich-rechtlichen Auftrag und sind den Kommunen verbunden."

Außerdem habe sich das Kundenverhalten drastisch verändert. Pro Jahr und Kunde gebe es im Schnitt 192 Transaktionen oder Seitenaufrufe per Smartphone oder Tablet, 120-mal würden die Bankgeschäfte online erledigt, 24-mal der Geldautomat aufgesucht und einmal die Filiale. Die Entwicklung zeichne sich seit Jahren ab. „2008 hatten wir zwei Millionen Kassenposten, also Bargeldaus- oder einzahlungen am Kassenschalter, 2015 hatte sich die Zahl halbiert", so Schmidtpott. Die Frage, wie die flächendeckende Versorgung der Zukunft aussieht, kann er nicht beantworten, aber dass es sie geben wird, ist für ihn keine Frage.

In Schwalenberg, Diestelbruch und Berlebeck werde es weiterhin einen Geldautomaten geben. Kunden, die Probleme haben, eine Filiale zu erreichen, können einen kostenlosen Bringservice nutzen. Außerdem gebe es die Möglichkeit, sich zu Hause beraten zu lassen. Wer die Servicehotline anrufe, könne sicher sein, mit einem ausgebildeten Fachmann in Paderborn zu sprechen. Die Zahl der Mitarbeiter, 1400 insgesamt, werde auch nicht verringert. Die Kundenbetreuer der betroffenen Filialen würden in die nächstliegende versetzt. „So behalten die Kunden die gewohnten Ansprechpartner. Das Filialgeschäft werden wir auch in jeder Kommune behalten – das gehört quasi zu unserem Erbgut, zu unserer DNA", sagt Schmidtpott.

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Kommentar: Die Zinspolitik zeigt Wirkung

von Astrid Sewing

Es wird per Klick eingekauft, Versicherungen werden im Netz abgeschlossen – in den vergangenen 25 Jahren hat sich durch die technische Entwicklung ein rasanter Wandel vollzogen. Das hat zu einer Verzerrung des Wettbewerbs geführt, denn wer im Netz anbietet, der spart Personal, Miete und vieles mehr.

Die Sparkassen und Volksbanken bieten den persönlichen Service vor Ort an, spüren aber, dass die Kunden – auch Ältere – mittlerweile auf anderen Wegen zu ihnen gelangen. Es ist also konsequent, diese Kanäle auszubauen und über neue Wege nachzudenken, wie man eine flächendeckende Bargeldversorgung sicher stellen kann, zum Beispiel über Tankstellen oder Einzelhandelsketten. Rewe bietet diesen Service in einigen Gegenden bereits an.

Hinzu kommt, dass das geschäftliche Umfeld derzeit schwierig ist. Die niedrigen Zinsen heizen den Konsum an, das ist von der Europäischen Zentralbank auch so gewollt. Aber die Strategie hat eine gefährliche Kehrseite. Es wird sehr viel weniger Geld angelegt und gespart. Die Altersvorsorge gerät in den Hintergrund, und den Geldinstituten bricht ein lukrativer Geschäftszweig weg, wenn Fonds und Wertpapiere nicht mehr gefragt sind.

Klar ärgert man sich, wenn vor Ort eine Filiale geschlossen wird, aber Geldinstitute leben von Gewinnen und wenn die Spannen schrumpfen, dann müssen sie handeln – wie jedes Wirtschaftsunternehmen auch.

Betroffen sind die Standorte Diestelbruch, Berlebeck, Leopoldstal, Elbrinxen, Osterholz-Haustenbeck, Schwalenberg und Lothe.

Posted by Lippische Landes-Zeitung on Montag, 11. April 2016

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