Kreis Lippe. An einem Tag im Juni vergangenen Jahres war es sieben Grad kalt, und es regnete „kleine Hunde", wie Koordinatorin Renate Tegtmeyer sich erinnert. Gleichwohl waren mehr als 100 Menschen gekommen, um sich fremder Leute Gärten anzusehen – den Schirm in der Hand. Die Aktion „Offene Gärten" hat sich eben etabliert.
Am kommenden Montag geht es wieder los. Im siebten Jahr öffnen Privatleute in ganz Lippe ihre Gärten. Sie präsentieren ihre Staudenbeete und Teiche, ihre Bonsai-Schönheiten, wilde Wiesen, Bruchsteinmauern und Palmenstrände. Als erster schließt Ulrich Recker in Brake sein Törchen auf und zeigt im Bohlenweg 1 seinen kleinen Hausgarten, wo in diesen Tagen viele Zwiebelblumen blühen. Bei Schichs in Detmold-Mosebeck geht es eine Woche später weiter; im Mai ist noch der Garten von Hedi Merz in Lemgo zu besichtigen – alle Daten finden sich auf der Homepage der Initiative.
Bei Merz steht eine Sonderaktion auf dem Programm: Es gibt Marmelade und Pflanzen zu kaufen, der Erlös ist für das Kinderdorf Lipperland gedacht. Eine von wenigen Ausnahmen, denn Geld fließt normalerweise nicht – die Eintritte in die grünen Oasen sind frei, verkauft wird normalerweise nichts. Wohl aber finden sich Staudenfreunde zum Tauschen, verabreden sich Besucher zur Weitergabe von Blumensamen oder Ablegern. Stammgäste reisen kreuz und quer durch Lippe, aber auch vom Niederrhein kommen Leute, um sich lippische Gärten anzusehen. An schönen Tagen sind es pro Garten bis zu 700 Menschen täglich – es werden jedes Jahr mehr, weiß Tegtmeyer.
Und dabei verhalten sich die Besucher astrein, lobt Mit-Initiatorin Marie-Luise Asemissen. „Zerstörungen oder Diebstahl gibt es nicht." Die Leute bleiben auf den Wegen, terminieren ihre Gartentouren nach den Möglichkeiten eines Toilettenbesuches (wo es stille Örtchen gibt, steht im Flyer) und lassen die Hunde angeleint. Mache Gärten öffnen zweimal im Jahr, damit Frühblüher ebenso bewundert werden können wie die Asternpracht im Herbst. Dabei entstehen oft „wunderbare Gespräche und manchmal neue Freundschaften", wissen die alten Garten-Hasen. 31 Gartenbesitzer sind dabei, fünf zum ersten Mal – und manche machen mal eine Saison Pause. 2018 lassen sie auch an kalten Junitagen die Gäste rein.
Mehr Informationen gibt es hier.
Die teilnehmenden Gärten werden von den Organisatorinnen nicht bewertet oder „freigegeben". Jeder, der Gäste begrüßen möchte, kann mitmachen. Die Aktion ist rein privat organisiert, die Schirmherrschaft haben Verbandsvorsteherin Anke Peithmann und Landrat Dr. Axel Lehmann übernommen. „Wir danken den Beteiligten und Sponsoren für ihren Einsatz und wünschen allen einen Gartensommer mit bleibenden Eindrücken und bestem Wetter", schreiben sie im Vorwort zur aktuellen Broschüre. Bis Anfang September laden jeweils zwei bis drei Gartenbesitzer zur Besichtigung und zum Fachsimpeln ein – genaue Daten finden sich auf der Homepage und auch die LZ wird auf die folgenden Termine hinweisen. (mah)