Lemgo. Wer in der vergangenen Nacht ein tief fliegendes Flugzeug gehört hat, wird vermutlich die Maschine über sich gehabt haben, die Lemgo im Auftrag der Stadtwerke abfliegen sollte. Lediglich das Wetter bezeichnete Geschäftsführer Arnd Oberscheven am Freitag als „Restrisiko", die Aktion noch kurzfristig abblasen zu müssen.
Dabei stand der zweimotorige Flieger seit zwei Wochen in Magdeburg in Habachtstellung. „Wir warten auf eine schneefreie Nacht, wolkenlos und wenig windig", erklärte Oberscheven. Gut – viel Schnee hatte der Winter nicht zu bieten, doch mit den anderen Bedingungen passte es für das Spezialunternehmen zuletzt einfach nicht. Nun ruhten die Hoffnungen bei den Stadtwerken auf Freitagnacht. Von 20 bis 2 Uhr sollte der zweimotorige Flieger in einem Kilometer Höhe über Lemgo unterwegs sein. Ansonsten werde die Aktion noch einmal um einige Tage verschoben.
Warum der Aufwand? Der Versorger möchte eine Bestandsaufnahme seiner Fernwärmeleitungen mittels Wärmebildkamera. Da in den Rohren heißes Wasser fließt, zeigt es sich auf einer entsprechenden Aufnahme deutlich, falls irgendwo Fernwärmewasser ausläuft und ins Erdreich sickert. Die letzte entsprechende Analyse liegt nach Angaben von Oberscheven zwei Jahrzehnte zurück.
„Undichte Leitungen kosten bares Geld", unterstreicht Arnd Oberscheven.
In den Blockheizkraftwerken als Nebenprodukt der Stromerzeugung erhitztes Wasser kommt dann nicht beim Kunden an. Schäden fielen im Einzelfall durchaus mal auf, wenn im Winter irgendwo Schnee taue, doch wenn das Fernwärmewasser nach unten sickere, sei ein Schaden von der Straße aus nicht zu erkennen.
Nach dem Überflug und der Auswertung bekommen die Stadtwerke von den Magdeburgern eine Befliegungskarte von Lemgo. „Nach und nach werden wir die Leitungen dann reparieren, wo es nötig ist. Möglichst noch dieses Jahr", verspricht Arnd Oberscheven. Sein Unternehmen will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Da automatisch auch Aufnahmen der Lemgoer Dachflächen anfallen, können so Wärmeverluste an den Gebäuden festgestellt werden.
Nach Terminabsprache steht daher in den kommenden Wochen das Energie- und Umweltzentrum der Stadtwerke für Gespräche zur Verfügung: Stadtwerkekunden können sich die Aufnahmen für ihr Haus auswerten und sich zu möglichen Dämmungen beraten lassen.