Leopoldshöhe-Nienhagen. Das kleine Fachwerkhaus auf dem Gelände des Meisenhofes in Nienhagen war abrissreif – doch Hermann Graf von der Schulenburg will es erhalten. Es ist für ihn gewissermaßen eine Generalprobe für ein größeres Projekt.
Seit rund 100 Jahren gehört der Meisenhof zum Gut Hovedissen. Zuvor hatte der Hof mehrfach den Besitzer gewechselt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte er, wie viele Höfe in Westlippe, einer Bielefelder Industriellenfamilie. Sie ließ das Fachwerkgebäude als Wohnhaus errichten. „Das war für die Familie eine Art Wochenendhaus", sagt der heutige Besitzer Hermann Graf von der Schulenburg. Später wohnte dann mal ein Verwalter mit seiner Familie darin, zu anderen Zeiten Mitarbeiter der Höfe.
Guter Rat
Nicht jeder kann Fachwerkgebäude sanieren. Auf Grund seiner Erfahrungen rät Hermann Graf von der Schulenburg deshalb allen, die sich so ein Haus leisten wollen, sich zunächst genau zu informieren und die richtigen Fachleute zu suchen. Ohne kundige Handwerker gelinge so ein Projekt nicht. Im Internet können sich Hausbesitzer unter www.fachwerk.de miteinander austauschen.In den 1960er und 1970er Jahren erfuhr das Haus Sanierungsmaßnahmen, die ihm nicht gut taten. „Damals verwendete man moderne Materialien, wie Lacke, die einen Feuchtigkeitsausgleich nicht zuließen", sagt Schulenburg. An einer Seite des Hauses verschwand zudem der Steinsockel unter einer Erdschicht. Der Boden lang am Schwellbalken, der direkt auf der Grundmauer liegt, an. Die Gefache zwischen den Balken wurden mit Zement und Steinen ausgemauert, die die Feuchtigkeit hielten. Ergebnis: Fäulnisprozesse im Holz. Die Balken, die gut einhundert Jahre der Witterung widerstanden hatten, zerfielen innerhalb weniger Jahre.
„Irgendwann standen wir vor der Frage, was geschehen soll", erinnert sich der Bauherr und Landwirt aus Leidenschaft. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gaben immer mehr kleinere Höfe auf. Die Flächen gingen an die, die übrigblieben. „Was macht man dann mit den Gebäuden? Sie müssen wirtschaftlich verwendet werden können, sonst verschwinden sie", fasst Schulenburg zusammen. Die Gebäude auf den Hofstellen dienten vor allem dem Betrieb und nur zum Teil dem Wohnen. So war und ist es auch auf dem Meisenhof.
Schulenburg entschloss sich, das Haus zu erhalten. Zunächst ließ er den Steinsockel durch ein Betonfundament ersetzen. Die morschen Schwellbalken tauschte er aus und setzte Ziegelmauerwerk ein. Die Steine haben die Eigenschaft, einen Feuchtigkeitsausgleich durchs Mauerwerk hindurch zu gewährleisten. Der verbindende Mörtel verfügt ebenfalls über diese Eigenschaft. „Das ist alles mit dem Zimmermann abgestimmt", sagt Schulenburg. Der hat die morschen Balken im oberen Fachwerk fachgerecht in traditioneller Bauweise ersetzt. Das Haus wird zudem von Innen so gedämmt, dass das Fachwerk atmen kann.
Und was passiert, wenn das Haus fertig ist? Durch die Nähe zu Bielefeld sieht Schulenburg gute Chancen, solvente Mieter zu finden. Das Haus und seine Finanzierung müsse sich selbst tragen. „Wir haben einen Kredit aus dem Programm KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Denkmal bekommen", sagt der Eigentümer. Das Haus sei zwar kein Denkmal, aber denkmalwürdig. Das sei die einzige Förderung für das 400.000-Euro-Projekt. Gelinge dieses Projekt, werde das Haupthaus des Meisenhofes in Angriff genommen. Das steht unter Denkmalschutz.