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Frau in Minden auf offener Straße mit ätzender Flüssigkeit attackiert

Nina Könemann

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Sanitäter helfen der 44-jährigen Frau mit Wasser und versorgen das Opfer medizinisch. - © Nina Könemann
Sanitäter helfen der 44-jährigen Frau mit Wasser und versorgen das Opfer medizinisch. (© Nina Könemann)

Minden. Es klingt wie ein wahr gewordener Alptraum: Eine Mindenerin wird auf offener Straße mit ätzender Flüssigkeit attackiert. Der Täter nähert sich kurz zuvor mit einem Fahrrad und spricht sie an. Dann schüttet er ihr die Flüssigkeit ins Gesicht. Die Frau schreit, er flüchtet.Später stellt sich heraus: Das Opfer hat Glück gehabt und ist nur leicht verletzt.

Die 44-jährige Deutsch-Russin wird keine bleibenden Schäden davontragen, sie kann das Krankenhaus schon nach kurzer Zeit wieder verlassen. Bis auf leichte Verletzungen im Gesicht und am Hals ist sie verschont geblieben. Der Täter, ein 51-jähriger Deutscher, wird in der Nähe des Tatorts festgenommen und ist geständig. Er kennt das Opfer und hat sie kurz zuvor noch gesehen. „Es handelt sich um eine schreckliche Tat, aber nicht um eine klassische Säureattacke", sagt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer.

Sechs Stunden zuvor sieht die Situation noch völlig anders aus. Ein Passant meldet sich auf der Leitstelle und informiert über eine schreienden Frau. Sie gibt gegenüber den Beamten an, mit einer ätzenden Flüssigkeit attackiert worden

zu sein. Die Feuerwehr wird eingeschaltet, der Tatort großräumig abgesperrt. Weil unklar ist, um welche Substanz es sich handelt, wird die Frau ihrer Kleidung entledigt. Noch auf der Straße schirmen Polizei und Feuerwehr sie vor den Blicken der vorbeifahrenden Autofahrer mit großen blauen Planen ab und waschen die ätzende Flüssigkeit von ihrer Haut. Ihre Wertsachen, die Handtasche, Jacke und Hose werden in blauen Plastiksäcken verstaut und von der Feuerwehr abtransportiert.

Die Einsatzkräfte spritzen auch die letzten Rückstände der Flüssigkeit vom Gehweg.Die Polizei verhört unterdessen den bereits festgenommenen mutmaßlichen Täter. Zunächst leugnet er die Tat, dann gibt er zu, die Frau mit einer Flüssigkeit angegriffen zu haben. Die Polizei stellt am Tatort eine Flasche sicher, in der sich die Substanz befunden haben soll. Der Mann gibt an, sie sei mit Salzsäure gefüllt gewesen. „Ob das stimmt, steht noch nicht abschließend fest", teilt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer mit.

Klar ist hingegen, dass Opfer und Täter sich kurz vor der Attacke in seiner nahegelegenen Wohnung stritten. Beide verbinde ein rein freundschaftliches Verhältnis, so Steinmeyer. Die Frau wohnt ebenfalls in der Nähe. Als die 44-Jährige sich auf den Weg nach Hause macht, folgt der Mann ihr wenig später mit dem Fahrrad. Der 51-Jährige spricht sie an und schüttet ihr dann die Substanz ins Gesicht. Sie reagiert blitzschnell und schützt ihr Gesicht mit der Daunenjacke.

Die Polizei geht davon aus, dass sie so schlimmere Verletzungen verhindern konnte. Worum es in dem Streit der beiden ging, wollen die Ermittler nicht sagen. Beide Beteiligte hätten in der Vernehmung dazu aber identische Aussagen gemacht, so Steinmeyer.

Der Täter zeige außerdem Bedauern. Warum der Mindener, der verheiratet ist und einen festen Wohnsitz hat, eine ätzende Substanz im Schrank hatte, sagt die Polizei nicht. Ebenso wenig, ob es sich auch um ein Reinigungsmittel gehandelt haben könnte. Die Kriminalpolizei habe Proben genommen, die noch ausgewertet würden, so Steinmeyer.Der 51-Jährige wurde in Absprache mit der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt. Laut Polizeiangaben liegen keine Haftgründe vor, die ein Gewahrsam rechtfertigen. Er soll nach Möglichkeit in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen werden.

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