Die Stadt Blomberg reißt das Feriendorf ab: Große Pläne in der Schublade

Blomberg. Jahrelang haben die Häuser des idyllisch am Wald gelegenen Feriendorfes leergestanden. Ungeliebt und vor allem ungepflegt vom damaligen Besitzer, dem Deutschen Erholungswerk in Hamburg . Jetzt sind die Pavillons und das große Haupthaus am Ende, und nicht nur der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt. Dafür, was aus dem Gelände werden soll, dazu gibt es schon einige Ideen, sagt Benjamin Bossemeyer, Leiter der stadteigenen Blomberger Immobilien-und Grundstücksverwaltung (BIG).

Bereits 2015 war das Deutsche Erholungswerk e.V. (DEW) anscheinend nicht mehr allzu scharf darauf, Feriengäste in einem der 15 Doppelhäuschen unterzubringen. Da gerade Wohnraum knapp war, pachtete die Stadt das 38.000 Quadratmeter große Areal, um dort Flüchtlinge unterzubringen. 2019 zogen die letzten dort aus, doch was sollte werden? Geschlagene vier Jahre brauchte die Stadt, um endlich einen Kaufvertrag mit den Besitzern, die auch noch andere Feriendörfer betreiben, abzuschließen. Denn die Verhandlungen mit wechselnden Verhandlungspartnern im Trägerverein zogen sich damals wie Kaugummi.

Vor einem Jahr war der Deal in trockenen Tüchern, &bdquo;endlich“, wie Bürgermeister Christoph Dolle erleichtert feststellte. Doch nicht erst seitdem verschlechtert sich der Zustand der Gebäude quasi schon beim Hingucken. Nicht durch natürlichen, sondern vor allem durch mutwilligen Verfall, durch Diebstahl, Einbrecher und offenbar bewusste oder auch blinde Zerstörungswut.

Unbefugte bedienen sich Kaum noch eine heile Fensterscheibe, an allen Gebäuden fehlen die Dachrinnen, weil sich irgendwelche Zeitgenossen hier einfach mal bedient haben. Immer wieder waren Unbefugte auf dem Areal unterwegs, und Benjamin Bossemeyer kann sich gar nicht mehr erinnern, wie oft er auch am Wochenende rausfahren musste - manchmal sogar drei Mal - weil es wieder einen Übergriff und Sachbeschädigungen dort gegeben hatte.

&bdquo;In den vergangenen vier Jahren habe ich meine Arbeitswoche wirklich bewusst Zeit eingeplant, um hier nach dem Rechten zu sehen.“ Denn: &bdquo;Wir stehen ja als Eigentümer in der Pflicht, das Gelände zu sichern.“ Das heißt, die eingeschlagenen Fenster mussten abgedichtet werden. Der Effekt: Das Feriendorf muss abgerissen werden, und genau das passiert auch bereits.

Seit Wochen ist eine Firma aus Steinheim dabei, die Doppelhäuschen zu entkernen und die Baustoffe fein säuberlich zu sortieren. Das passiert teilweise auch in Schutzanzügen und Atemmasken: &bdquo;Derzeit wird noch ein Baugutachten erstellt, aber sicher ist sicher“, sagt der BIG-Chef. Asbest sei augenscheinlich nicht verbaut worden, aber Formaldehyd könne ein Problem sein, darum die Vorsicht.

Nach und nach alle Metallteile auf großen Haufen, Fliesen und andere Steine werden separat abgelegt. Die tönernen Dachziegel sind weitgehend noch intakt, aber die so zu entfernen, dass sie heile bleiben, wäre extrem viel Aufwand und entsprechend teuer. Fände sich allerdings jemand, der bereit wäre, sie der Stadt abzunehmen und selbst zu demontieren, sähe die Lage anders aus, meint Bossemeyer.

Zukunft auf 15 Betonplatten? Auch die alten Ölöfen wurden ausgebaut und stehen in Reih und Glied auf dem Gelände. Die allerdings zu stehlen und zum Schrotthändler zu bringen, wie es offensichtlich mit all den Dachrinnen passiert ist, lohnt sich nicht: Ölöfen zu entsorgen, kostet Geld.

Doch was ist, wenn all das erst mal abgeräumt ist? - &bdquo;Dann haben wir 15 große Betonplatten mit Strom- und Wasseranschlüssen“, erklärt Benjamin Bossemeyer. &bdquo;Und daraus ließe sich etwas machen.“ Klar ist: Einfach Wohnhäuser bauen, wäre nicht erlaubt, weil der Flächennutzungsplan die Fläche inklusive der angrenzenden Waldstücke als Erholungsgebiet ausweist. Das heißt, hier ist lediglich eine Freizeitnutzung möglich.

&bdquo;Man könnte sich hier verschiedene Varianten vorstellen“, sagt Bossemeyer. Betonierte Flächen mit Grün drumherum sind vielerorts der Traum mancher Wohnmobilisten, erst recht, wenn sie dann auch noch einen direkten Strom- und Wasseranschluss am Platz haben. Auch die Aufstellung von Tiny Houses wäre denkbar, also Glamping deluxe.

Das nahe gelegene Hallenbad, das zu Fuß erreichbare Freibad und die Nähe zum Eichenberg mit den malerischen Eichen würde die Lage perfekt machen.

Die Hoffnung, dass sich das Haupthaus retten ließe, hat sich allerdings weitgehend zerschlagen. Und wer wie die LZ einmal mit Benjamin Bossemeyer hindurch gehen durfte, weiß, wieso.

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