Detmold. Die Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, den beiden Freunden vom Mississippi, sind bestens bekannt – allerdings nicht unbedingt als Musical-Stoff. Das Landestheater zeigt die Bühnenfassung der Romanklassiker von Mark Twain nun als „Familienmusical". Die Premiere beginnt heute um 19.30 Uhr im großen Haus.
Die Musik zum Stück, das das Landestheater als dritte Bühne in Deutschland präsentiert, stammt von Kurt Weill. „Nach seinem Tod hat das Material lange brach gelegen. Erst durch die Bearbeitung von John von Düffel ist es wieder entdeckt worden", berichtet Chefdramaturg Dr. Christian Katzschmann. Nur fünf Nummern habe der Komponist hinterlassen – aber diese habe er sehr genau geplant, sagt Regisseur Rainer Holzapfel. „Kurt Weill hat im Vorfeld ganz genau überlegt, welche der Nummern Ohrwürmer werden sollen." Die gibt es durchaus, etwa in Gestalt des „River Chanty", der – wie auch die anderen Songs – im Musical mehrmals erklingt, immer wieder in anderen Zusammenhängen und entsprechenden Färbungen. Ergänzt werden die fünf Titel durch drei weitere Nummern von Weill.
Dem „River Chanty" kommt darüber hinaus eine zentrale Bedeutung zu. „Er beschreibt den Mississippi als Fluss der Zeit, als Kreislauf des Lebens und der Geschichten", sagt Holzapfel. Geschichten wie jene, die Tom und Huck erleben: Eingebettet in die Rahmenhandlung eines heutigen Schauspiel-Ensembles, das sich des Stoffs annimmt, erzählt das Regie-Team von der ersten Liebe der Protagonisten, von der Beständigkeit von Freundschaft sowie dem Konflikt von Abenteuerlust und Verantwortungsgefühl.
Ausstattungsleiterin Petra Mollérus siedelt das Geschehen auf einem Bretterpodest an – die Bretter der Theaterbühne, die die Welt bedeuten, und die Bretter eines Floßes, das auf dem Mississippi schippert. „Überall gibt es Klappen und Öffnungen, das Bühnenbild bietet ganz viele Möglichkeiten", sagt sie.
Der musikalische Leiter David Behnke, der der Musik Weills einen großen Abwechslungsreichtum attestiert, leitet eine siebenköpfige Band, die mit Piccolo, Klarinetten, Saxofon, Gitarre, Banjo, Vibra- und Marimbaphon besetzt ist.
Viele der Darsteller spielen mehrere Rollen. Diese hat der Regisseur nicht nur nach pragmatisch-logistischen Gesichtspunkten verteilt, sondern auch nach inhaltlichen. Da bilden etwa Toms Tante Polly und die Lehrerin ein Gespann – beide Figuren haben mit dem Thema Erziehung zu tun, legen dies aber unterschiedlich aus.
Die Bezeichnung „Familienmusical" sei durchaus wörtlich zu nehmen, sagt Holzapfel. Die Abenteuer seien spannend für Kinder ab acht Jahren, für Jugendliche dürfte das Thema des sich Abnabelns in der Pubertät interessant sein – „und Erwachsenen erleben eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit", so der Regisseur. In jene Zeit, als sie erstmals mit Mark Twains Abenteuergeschichten um Huck und Finn in Berührung gekommen seien.
Es gibt noch Karten für die Premiere. Weitere Vorstellungen: 28. März, 3., 14., 20., 21. und 22. April, am 22. Mai sowie am 2., 5., 9. und 14. Juni. Tickets können unter Tel. 05231-974803 reserviert werden.