Biederes Bürgertum stößt im Landestheater Detmold auf glitzernde Zirkuswelt

Detmold. Während das titelgebende Feuerwerk spät im Verlauf nur kurz auftauchte, war doch die gesamte Operette &bdquo;Das Feuerwerk“ des Schweizer Komponisten Paul Burkhard ein einziges Feuerwerk von Farben, Bewegung, Gesang und Drama. Und das hochmotivierte und außerordentlich spielfreudige Ensemble des Landestheaters zeigte, dass eine Operette, gründlich entstaubt, in die heutige Zeit passt.

Paul Burkhard hatte das Stück in Anlehnung an das Lustspiel des Schweizer Autoren Emil Sautter mit dem Titel &bdquo;D sächzigscht Giburtstag“ geschrieben, das er als Jugendlicher gesehen hatte und wovon ihm eine besondere Episode in Erinnerung geblieben war: Bürgerlichkeit stößt auf Zirkuszauber. Das Aufeinandertreffen dieser zwei Welten veranlasste ihn, als erstes ein ganz spezielles Lied zu schreiben. Und dieses &bdquo;Oh, mein Papa“ sollte später zu seinem größten Erfolg werden.

Mit Anklängen an dieses Lied beginnt auch die Premiere am Freitagabend, dann befindet man sich im Heim der Familie Oberholzer. Dort steht der 60. Geburtstag des Fabrikanten Albert Oberholzer (Andreas Jören) an, und zur großen Feier ist die ganze Familie eingeladen. Es kommen Onkel Fritz und Tante Berta sowie Onkel Gustav und Tante Paula. Die Kleinbürgerlichkeit in Person, bildlich, wie alle anderen Personen, treffsicher durch Anike Sedello in den Kostümen umgesetzt, die auch für das sparsame wandelbare bonbonfarbene Bühnenbild sorgte. Dazwischen immer wieder irrlichternd und stimmlich exzellent gut disponiert die Köchin (Brigitte Bauma). Tochter Anna, sehr ausdrucksstark von Dorothee Bienert gespielt, zeigt zwar ihre Liebe zu Gärtner Robert (Franco Oportus Vergara), wird jedoch von Selbstzweifeln überrannt, als noch weitere Gäste zur Geburtstagsfeier auftauchen.

Glitzer und Schatten der Zirkuswelt Oberholzers Bruder Alexander (Alexander Voigt), das schwarze Schaf der Famile, kreuzt mit seiner Frau Iduna (grandios: Emily Dorn) auf. Er ist Direktor eines Wanderzirkus geworden, nennt sich Obolski und hat viel zu erzählen und zu prahlen. Seine Frau Iduna wiederum schildert die Vorzüge ihres Vaters, der &bdquo;eine wunderbare Clown“ gewesen sein soll, und hier gibt Emily Dorn erstmalig diesen Welthit vollendet zum besten. Tochter Anna ist fasziniert von der Idee des glitzernden Zirkuslebens, endloser Freiheit, möchte ebenfalls so leben. Doch Iduna vertraut Anna an, dass hinter dem Glanz des Zirkusmilieus auch viele Schatten lauern, und Anna erkennt, dass sie doch nicht dafür geschaffen ist. Sie will ihr Elternhaus verlassen und ihren eigenen Weg finden. Dieser mündet darin, dass sie zu Gärtner Robert zurückkehrt und ihre Eltern sich mit dieser Verbindung einverstanden erklären.

Eine wunderbare Inszenierung von Milena Paulovics, eine spritzige Choreographie von Caroline Lusken und eine durchweg hervorragende Rollenbesetzung entfalteten ein damals unter der Gattungsbezeichnung &bdquo;Musikalische Komödie“ veröffentlichtes Feuerwerk. Diese Operette markiert die Abkehr von der traditionellen Operette im deutschsprachigen Unterhaltungstheater der 1950er Jahre – mit Riesenerfolg bei der Premiere am Freitagabend.

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