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60 Jahre Bundeswehr in Augustdorf - Flaggenparade auf einer Baustelle

Thorsten Engelhardt

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Angetreten: Die ersten Soldaten in Augustdorf bei der Kaserneneinweihung am 26. Juni 1957. - © Archiv Freundeskreis Panzerbataillon 214
Angetreten: Die ersten Soldaten in Augustdorf bei der Kaserneneinweihung am 26. Juni 1957. (© Archiv Freundeskreis Panzerbataillon 214)

Augustdorf. Als vor 60 Jahren die ersten Bundeswehrsoldaten nach Augustdorf abkommandiert wurden, mussten sie erst einmal auf der Karte nach dem Ort suchen. Viele dieser Männer der ersten Stunde sind aber in der Sennegemeinde heimisch geworden. Wie Hans-Werner Burmester.

Der Stabsfeldwebel a. D. gehörte zu den ersten 600 Soldaten des Panzerbataillons 1, die am 26. Juni 1957 offiziell die Bundeswehrgarnison Augustdorf begründeten. Fast seine gesamte Dienstzeit verbrachte er in der Kaserne – beim Panzerbataillon 1 und bei den Nachfolgebataillonen 213 und 214. 1988 wurde er pensioniert. Aber noch heute kümmert sich der 82-Jährige um das Archiv des Freundeskreises der Panzerbataillone 203, 213 und 214 und ist Chronist der 214er.

Fotostrecke: Bundeswehrstandort Augustdorf vor 60 Jahren

Hans-Werner Burmester und seine damaligen Kameraden bildeten ein am 1. Juli 1956 in Dedelstorf in der Heide aufgestelltes Bataillon aus Angehörigen des Bundesgrenzschutzes. Der Übergang zur Bundeswehr sei ihnen schmackhaft gemacht worden, weil die Grenzschützer dann sofort zu Unteroffizieren ernannt wurden, erklärt er. Sehr viele der höheren Offiziere, Kompaniefeldwebel und etliche Ausbilder seien Kriegsveteranen gewesen, einige hatten der Waffen-SS angehört, verhehlt Burmester nicht.

Auf Augustdorf als Standort sei die Wahl gefallen, weil es hier Gelände zum Üben für die Panzer gab, berichtet der ehemalige Stabsfeldwebel. Die amerikanischen M 47 waren direkt aus den USA noch nach Dedelstorf ausgeliefert worden. Als sie per Bahn im Juni 1957 nach Detmold kamen, seien einige noch nicht betriebsfähig gewesen. Sie wurden entweder im Schlepp nach Augustdorf gebracht oder auf Tiefladern der britischen Armee.

In der Senne kamen Menschen und Maschinen in eine unfertige Kaserne. Es gab schnell hochgezogene Baracken, aber noch keine Zäune ringsherum oder gar Unterstellplätze für das Gerät und Lager für das Material. Die Unterkünfte waren beengt.

„Miserable Zustände“ und unzureichende Sanitäranlagen bemängelte 1957 der damalige Befehlshaber im Wehrbereich III, Generalmajor Schimpf, bei einem Besuch 1957 gemeinsam mit Ministern des Landes Nordrhein-Westfalen. Nachzulesen ist das in der Chronik der Panzerbrigade 21 „Lipperland“. Die ersten Soldaten in Augustdorf spürten kräftig, dass sie auf einer Baustelle lebten. Zwar war der Dienstbeginn ohnehin früh, die Bauarbeiter waren aber noch früher da. „Um fünf Uhr war die Nacht zu Ende“, sagt Burmester.

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