Augustdorfer Mieter sollen mehrere Tausend Euro Nebenkosten nachzahlen

Augustdorf. Die Mieter der Siedlung Am Dören hatten kurz vor Jahresende Post von ihrem aktuellen Vermieter Optima im Briefkasten. Und die dürfte für viele alles andere als erfreulich gewesen sein, denn es handelte sich um die Nebenkostenabrechnung für 2023 - und in der verlangt Optima teils happige Nachzahlungen. Nachvollziehbar sind die nicht. Die erste Mieterin hat jetzt ihren Anwalt eingeschaltet.

Manuela Schramm, die selbst auf dem Dören zur Miete wohnt , hat der LZ ihre Nebenkostenabrechnung und die einiger anderer Mieter aus der Siedlung zukommen lassen. Zwar sind die aufgeführten Positionen prinzipiell umlagefähig, doch gehen die Zahlen und Euro-Beträge zum Teil erheblich auseinander, ohne dass dafür ein Grund ersichtlich wäre. Teilweise wirken die Summen wie willkürlich eingetragen.

So steht auf einer Abrechnung für eines der Mehrfamilienhäuser unter den sogenannten warmen Betriebskosten dreimal der Punkt &bdquo;Heizung- und Warmwasserversorgung“ mit einmal 5828, einmal 5016 und einmal 278 Euro. Auf einer anderen Abrechnung ist dieser Punkt nur zweimal mit 600 und 583 Euro angegeben, dafür ist von Brennstoffkosten von 30.491 Euro die Rede. Auf wieder einer anderen Abrechnung werden für Heizung und Warmwasserversorgung 22.139, 5422 und 651 Euro geltend gemacht und für Brennstoffkosten 875 Euro. Man könnte meinen, jemand hätte gewürfelt, welche Zahl wo eingetragen wird.

Ein wirrer Verteilungsschlüssel Ähnlich sieht es bei den kalten Betriebskosten aus. Die umzulegende Grundsteuer für das Gebäude soll mal 192 Euro, mal 1071 Euro (mehr als das Fünffache), mal 1733 Euro (das Neunfache) betragen. Die Wasserversorgung soll mal 192, mal 1638 Euro kosten, die Entwässerung hier 209 Euro, da 2248 Euro. Die Kosten der Müllabfuhr sollen für das eine Gebäude 54,70 Euro, für ein anderes 2664 Euro jährlich betragen - fast das 50-fache. Die Kosten der Hausbeleuchtung sind mal gar nicht, mal mit 951 Euro, aber auch mal mit über 29.000 Euro angegeben. Versicherungskosten schwanken zwischen 938 und 7159 Euro. Kosten für Gemeinschaftsantenne und Breitbandkabel tauchen auf manchen Nebenkostenabrechnungen gar nicht auf, auf anderen stehen dafür 15.477 Euro. Und auf der einen oder anderen Abrechnung tauchen ominöse &bdquo;Gemeinschaftskosten“ auf in Höhe von 48.784 Euro - ohne dass zu ersehen wäre, was sich dahinter verbirgt.

Vollends wirr wird es beim Verteilungsschlüssel. Prinzipiell werden die Nebenkosten auf die Gesamtwohnfläche bezogen und anteilig auf die Wohnfläche der Mietwohnung umgerechnet. Aber auch da scheint der Zufallsgenerator im Spiel gewesen zu sein. Mal ist von 276 Quadratmetern Gesamtwohnfläche und 69 Quadratmetern Wohnungsfläche die Rede, was rechnerisch vier Wohnungen im Haus ergibt. Dann sollen es 616 und 73 Quadratmeter sein - ergibt 8,4 Wohnungen im Haus. Den Vogel schießt eine Abrechnung mit 877 und 58,6 Quadratmetern ab - das müsste dann eine Mietskaserne mit 15 Wohnungen sein. &bdquo;Auf dem Dören gibt es 65 Mehrfamilienhäuser mit je vier Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen“, weiß Manuela Schramm.

Saftige Nachzahlungsforderungen Woher auch immer Optima die Zahlen und Beträge nimmt - am Ende bedeuten sie stets saftige Nachzahlungsforderungen für die Mieter. Bei den der LZ vorliegenden Nebenkostenabrechnungen sind dies im mildesten Fall 1014,70 Euro, im krassesten Fall satte 6420,32 Euro.

Manuela Schramm kann die Kostenaufstellung nicht nachvollziehen. &bdquo;Warum sollten die Kosten der Beleuchtung im Flur und Keller tausend Euro und mehr im Jahr kosten? Das kann doch gar nicht sein. Wie kommt man auf solche Zahlen?“ Auch die angeblichen Kosten für Gemeinschaftsantenne und Breitbandkabel bringen sie auf die Palme: &bdquo;In meinem Mietvertrag stehen zehn Euro pro Monat.“ Sie beruft sich auf § 556 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dort steht in Absatz 3a: &bdquo;Ein Glasfaserbereitstellungsentgelt nach § 72 Absatz 1 des Telekommunikationsgesetzes hat der Mieter nur bei wirtschaftlicher Umsetzung der Maßnahme zu tragen.“

Derselbe Paragraph bestimmt auch, dass ein Mieter zwölf Monate Zeit hat nach Zugang der Nebenkostenabrechnung, um dagegen Einwendungen zu erheben. Gegen Nebenkostenabrechnungen des früheren Eigentümers Adler habe sie zweimal geklagt und ihr Geld zurückbekommen. Jetzt will sie die Sache aussitzen: &bdquo;Irgendwann müssten die ja nachweisen, dass ihre Zahlen korrekt sind.“ Aufgeben sei keine Option.

Ihre Nachbarin, die sich Rat beim Rechtsanwalt geholt hatte, sei mit der Botschaft zurückgekommen, dass dieser ihr zuviel gezahlte Nebenkosten zurückholen werde. Auch einige andere Mieter hätten inzwischen einen Termin beim Anwalt. &bdquo;Es war aber sehr schwer, rumänische Mieter zu diesem Schritt zu bewegen. Die können unsere Sprache nicht, die kennen unser Rechtssystem nicht.“ Viele würden vermutlich einfach zahlen aus Angst, sonst die Wohnung zu verlieren. &bdquo;Leider gibt es unter den Mietern in der Siedlung keinen genügenden Zusammenhalt, um sich erfolgreich gegen solche Machenschaften stemmen zu können“, bedauert Manuela Schramm.

Die LZ hat die Firma Optima zu den Nebenkostenabrechnungen angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Eine Antwort steht bislang aus.

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