LZ-Wahlmobil zu Gast in Augustdorf: Bürgermeister-Kandidaten stehen Rede und Antwort

Augustdorf. Das LZ-Wahlmobil hat am Dienstag in Augustdorf Station gemacht. Gleich sechs Kandidaten stehen in der Sennerandgemeinde am 14. September für das Amt des Bürgermeisters zur Wahl. Stephan Grigat (CDU), Gottfried Dennebier (DBA), Roger Ritter (FDP), Felix Hampe (AfD) und Mats Uffe Schubert (SPD) stellten sich vor dem Bürgerzentrum den Fragen von LZ-Redakteurin Cordula Gröne. Der unabhängige Bewerber Dr. Andreas J. Wulf weilt im Urlaub und nahm nicht teil. Vor allem beim Thema Wohnraum gingen die Meinungen der Bewerber auseinander.

Öffentlicher Nahverkehr Im Lippe-Check, einer von der LZ und dem Unternehmen Co-Mind durchgeführten Umfrage, hatten viele Menschen die schlechte ÖPNV-Anbindung von Augustdorf kritisiert. &bdquo;Die Busverbindungen sind am Wochenende einfach zu schlecht“, bestätigt Ritter (FDP). Da brauche es ein vernünftiges Angebot. Auch bei der Taktung müsse ein Feintuning vorgenommen werden. AfD-Mann Hampe meint: &bdquo;Nur Geld auszugeben, wenn am Ende die Busse leer fahren, ist nicht der richtige Weg. Man muss auch den Individualverkehr stärken und das Straßennetz ausbauen.“ Laut Schubert (SPD) braucht es eine sinnvollere Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln. &bdquo;Die Anbindung an Detmold und Stukenbrock muss besser werden.“ Dennebier von der DBA bedauert die Einstellung der Nachtbusse, die nur wenig genutzt worden seien. Grigat (CDU) regte an, im Dialog mit der KVG einen &bdquo;On Demand-Verkehr“, also Busfahren auf Bestellung, einzurichten.

Wohnraum Hampe möchte mehr Baugrundstücke erschließen und innerstädtische Brachen besser nutzen. &bdquo;Bodenspekulation muss entgegengewirkt werden.“ Laut Ritter tut die FDP bereits einiges, indem sie im Gemeinderat aktiv daran arbeitet, dass Baugrundstücke verfügbar bleiben. Schubert nahm auch Mietwohnungen in den Blick, denn nicht nur Einfamilienhäuser würden nachgefragt. Potenzial sieht er in der Siedlung am Dören. Im Zweifel ein Genossenschaftsmodell könne eine Lösung sein. &bdquo;Das setzt voraus, dass dort ein Eigentümer reinkommt, der den Willen hat, etwas zu verändern.“ Das Erschließen von Baulücken speziell im Innenbereich des Ortes hat für Grigat Priorität: &bdquo;Es wäre fatal, wenn junge Familien aus Augustdorf wegziehen, weil es nicht genug Bauland gibt.“ Die Nachfrage nach Mietwohnungen sieht er nicht. &bdquo;Deswegen sieht die Siedlung am Dören ja so aus, wie sie aussieht.“ Dennebier findet, zunächst müssten andere Baustellen beseitigt werden: &bdquo;Wenn wir Bauland weiterentwickeln wollen, müssen wir erst einmal schauen, dass wir die Infrastruktur in den Griff kriegen. Das Abwassersystem, die Schulen.“

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Schulen An den beiden Augustdorfer Grundschulen ist kaum noch Platz. Schubert möchte zunächst den akuten Raumbedarf mit Übergangslösungen, wie an der Grundschule Auf der Insel, lindern. Auf lange Sicht möchte er die Gebäude von Grund auf sanieren. Die Containerlösung der Grundschule Auf der Insel gibt laut Dennebier Freiraum, um sich um die Grundschule In der Senne kümmern zu können. Auf einem inzwischen vorhandenen Gutachten zum Schulentwicklungsplan könne man aufbauen. Ritter möchte die Ausbaupläne im Sinne der Drei- beziehungsweise Vierzügigkeit der Schulen &bdquo;nicht auf die lange Bank schieben.“ Grigat stellte klar, kein Freund von Provisorien zu sein. &bdquo;Man sollte dann lieber gleich vernünftig bauen.“ In erster Linie brauche Augustdorf einen ausgefeilten Schulentwicklungsplan, das Gutachten sei nur der Anfang. Hampe philosophierte über den Bau einer Bekenntnisschule: &bdquo;Die Nachfrage gäbe es.“ Die anderen Kandidaten bekräftigten, dass die bestehenden Schulen ausreichend seien.

Freibadgelände Hampe hätte das Freibad gerne erhalten und investiert. &bdquo;Ich meine, in anderen Städten ist es ja auch möglich, dass sich Fördervereine engagieren. Jetzt muss man das Beste daraus machen, vielleicht Wohnraum bereitstellen.“ Die Bürger hätten sich ganz klar gegen das Freibad entschieden, betont Ritter. Ein Spielplatz, Wohnbauland und mehr seien auf dem Grundstück für die Zukunft denkbar. Ein Blockheizkraftwerk für die Schulen könnte an der Stelle entstehen, schlug Dennebier vor. &bdquo;Eine Gemeinde mit 10.000 Einwohnern muss ein Freibad haben“, stellte Grigat klar. Dafür gab es Applaus aus Reihen der rund 30 Zuhörer, die den LZ-Talk vor dem Bürgerzentrum aufmerksam verfolgten. Schubert: &bdquo;Wir haben schon 2017 für den Erhalt des Freibads gekämpft. Von daher ist für mich auch ein Freibad wichtig, gerade für die Kinder.“ Für das Areal solle es langfristige Pläne geben.

Klimawandel &bdquo;Wir müssen schauen, dass wir unsere öffentlichen Gebäude auf einen vernünftigen Stand bekommen“, sagte Schubert. Dadurch spare die Gemeinde Geld bei den Betriebskosten und tue etwas fürs Klima. Mit der kommunalen Wärmeplanung sollte die Gemeinde nicht bis auf den letzten Drücker warten, so Ritter. Laut Grigat hat eine Gemeinde nicht die Aufgabe, Klimawandel zu verhindern, sondern muss sich um das Wohl ihrer Bürger kümmern. &bdquo;Die Gemeinde ist natürlich verpflichtet, ihre Liegenschaften vernünftig instandzuhalten und energetisch zu sanieren. Darüber hinaus wird sie wenig Chancen haben, großartig zur Verhinderung des Klimawandels beizutragen.“ Dennebier findet: &bdquo;Wir müssen endlich die Wärmeplanung angehen, damit die Bürger entscheiden können, wie sie in Zukunft heizen wollen.“ Hampe vertrat die Meinung seiner Partei: &bdquo;Wärmepumpen und Ähnliches sind ineffizient und der Bürger wird dadurch stärker belastet. Die Gemeinde sollte maximal das umsetzen, was von Land und Bund gefordert wird.“

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Digitalisierung Hampe möchte speziell an den Schulen eher zu den klassischen Lernmitteln greifen. Schubert betrachtete das Thema aus Sicht der Verwaltung: &bdquo;Es gibt genug Menschen, die nicht vor dem Computer sitzen möchten und online einen Personalausweis beantragen können. Wir brauchen auch immer noch Ansprechpersonen vor Ort.“ Ritter will mit Augenmaß an die Sache herangehen. Dennebier sieht hier noch ein Manko. Auch deshalb, weil die Öffnungszeiten des Rathauses es nicht jedem Arbeitnehmer ermöglichten, einen Termin wahrnehmen zu können. &bdquo;Die Verwaltung muss digital sein. Der Großteil der Bürger wird davon profitieren,“, erklärte Grigat. Nichtsdestotrotz sei man auch Dienstleistungsbetrieb und müsse ebenso ein Vor-Ort-Angebot mit Sonderöffnungszeiten aufrechterhalten.

Straßen Zunächst die bestehenden Straßen und Wege sanieren, bevor große Neubauprojekte vorgenommen werden, ist das Mittel der Wahl für Hampe beim Straßenbau. Schubert sagte, es gebe viele Straßen, die nach Baugesetzbuch noch endausgebaut werden müssen, etwa der Mühlenweg. &bdquo;Das sind einfach hohe Kosten, die auch auf die Anwohnerinnen und Anwohner zukommen. Da müssen wir vernünftig planen.“ Eine vorausschauende Planung stellen sich auch Ritter, Grigat und Dennebier vor.

Angebote für Jugendliche Es müssten Angebote geschaffen werden, die die Jugend auch wirklich wahrnehmen möchte, sagte Hampe. Man müsse mit den Jugendlichen auf Augenhöhe kommunizieren: &bdquo;Es macht keinen Sinn, wenn man mit viel Geld ein Jugendzentrum ausstattet und das dann von keinem genutzt wird.“ Auch Schubert möchte die junge Generation nach ihrer Meinung fragen, sollte er Bürgermeister werden. Die Jugendarbeit im HoT Funkenflug will er, ebenso wie Grigat, Ritter und Dennebier, auch künftig fördern. Bei den Freizeitangeboten sehen alle Kandidaten Augustdorf gut aufgestellt. &bdquo;Viel haben wir schon, aber wir müssen darauf aufbauen und schauen, was noch fehlt“, befand Dennebier.

Wirtschaft Mit Windmöller hat ein großes Unternehmen Augustdorf in Richtung Detmold verlassen. Laut Dennebier muss weitere Abwanderung aufgehalten werden. Man müsse mit den Gewerbetreibenden sprechen und sie vom Standort Augustdorf überzeugen. Ritter liegt besonders der Einzelhandel am Herzen. Es gelte, die Angebote, die es vor Ort gibt, auch tatsächlich zu nutzen, um sie hier zu halten. &bdquo;Das, was wir als Industriegebiet haben, sollten wir pflegen und zusehen, dass wir neue Nutzer bekommen.“ Auch Schubert setzt auf Dialog: &bdquo;Bei Unternehmensabzügen müssen wir mit den Eigentümern ins Gespräch kommen und Hilfestellungen leisten, um diese Gebiete neu zu vermarkten.“ Als Chance sieht er interkommunale Gewerbegebiete wie den Gewerbepark Senne. Hampe bezeichnete den Einfluss der Gemeinde auf die Ansiedlung von Gewerbebetrieben dagegen als &bdquo;sehr gering.“ Mit einer niedrigen Gewerbesteuer will er die Betriebe vor Ort behalten. In Sachen Steuern bekannte sich Grigat für niedrigere Steuern und Abgaben. Beim Austausch mit den Gewerbetreibenden müsse man mehr tun.

Ratsmehrheit Aus Reihen des Publikums stellte Harald Schultze (FDP) die Frage, wie die Kandidaten angesichts eines vermutlich bunt durchmischten neuen Rates ihre Projekte umsetzen möchten, sollten sie gewählt werden. &bdquo;Keiner weiß, wie der nächste Rat aussieht. Das ist noch reine Spekulation“, sagte Grigat. &bdquo;Und ob ein Bürgermeister eine Mehrheit hat oder nicht, hängt von seinem Verhandlungsgeschick ab. Dennebier will &bdquo;mit jedem Einzelnen sprechen“, um das Beste für Augustdorf herausholen. &bdquo;Der Bürgermeister wird mehr Moderator sein“, so Ritter. &bdquo;Er muss auf die einzelnen Parteien zugehen.“ Hampe befürwortet eine Politik im Interesse der Augustdorfer Bürger, &bdquo;egal welcher Couleur dann der Bürgermeister ist.“ Schubert stellte klar, dass er nicht bloß moderieren, sondern handeln möchte. &bdquo;Was in den letzten Jahren immer geholfen hat, war, zu reden.“

Transparenzhinweis: Der Bericht ist nachträglich an einer Stelle präzisiert worden.

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