Augustdorf (afi). Wenn der Sommer endet, beginnt für Messer- und Scherenschleifer Guido Morsbach die heiße Phase. Der Wahl-Augustdorfer setzt sich in seinen Transporter, um auf lippischen Kirmessen und Märkten Werkzeug zu schärfen.
Scherenschleifer ist ein historischer Wanderberuf. Guido Morsbach, der selbst erst vor fünf Jahren dazu gekommen ist, demonstriert, wie das Handwerk heutzutage gehandhabt wird. Sein Onkel, ein Stahlwarenhersteller aus Solingen mit 50 Jahren Berufserfahrung, lernte ihn in der eigenen Firma an. "Das war eine harte Zeit für mich. Drei Monate lang bestand mein Tag aus viel Arbeit. Aber nur so lernt man es", erinnert sich Morsbach.
Zwei elektrische Schleifsteine sind das Herzstück seiner Ausrüstung. Auf vielen Wochenmärkten wie in Lage und Bad Salzuflen zählt der Augustdorfer mittlerweile zu der Stammbesetzung. "Die Menschen rennen mir manchmal fast die Bude ein. Ich habe wohl eine Marktlücke entdeckt", sagt der gebürtige Solinger. Er vereine das Schleifhandwerk mit dem Vertrieb von Yacht- und Küchenmessern, was bei anderen Scherenschleifern eher selten der Fall sei.
Vor kurzem stellte Morsbach sein Handwerk auch im Ziegeleimuseum Lage vor. "Einige Leute kamen mit Paketen von 20 Messern", berichtet der Augustdorfer. Aber auch Großaufträge, beispielsweise das Schleifen von 70 Scheren, bekomme er regelmäßig. Auftraggeber seien zum Beispiel Köche und Änderungsschneidereien - aber eben auch Otto Normalverbraucher.
Dabei hat es der Scherenschleifer auch immer wieder mit Fehlkäufen zu tun. "Einmal kam eine Frau mit vier Scheren zu mir, von denen man zwei gleich wegschmeißen konnte. Es lohnt sich, in ein hochwertiges Produkt zu investieren. Billig ist auf lange Sicht teuer", betont Morsbach.
Tatsächlich tendierten viel dazu, sich lieber ein neues, preisgünstiges Messer aus einer Massenproduktion zu kaufen, als das alte, stumpfe Werkzeug zum Scherenschleifer zu bringen. "Ja, der Beruf wird wohl aussterben", vermutet der Augustdorfer.
An sich wäre er auch gerne über die Präsenz auf besonderen Märkten hinaus aktiv. Dass er auf den "grünen" Wochenmarkt in Detmold nicht passe, finde er schade, aber das sei nunmal nicht zu ändern. Bei der Andreasmesse und auf Kläschen werde er dieses Jahr aber in jedem Fall wieder dabei sein.