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Bad Salzuflen

Unwetter hinterlässt drastische Spuren in Bad Salzuflen

200 Jahre alter Ahorn im Schlosspark bricht auseinander

Bad Salzuflen. Knapp 200 Jahre hat der Spitzahorn auf dem kleinen Hügel vor dem Schloss Stietencron gethront. Das Unwetter am Sonntagabend aber hat das Naturdenkmal nicht überstanden.

Im weiten Umfeld liegen die Stämme und Äste auf dem Rasen vor dem Schötmaraner Schloss. Noch ist unklar, wie es weitergeht. Da es sich um ein Naturdenkmal handelt, hat die Stadt den Kreis informiert. Ein Sachverständiger soll den Ahorn jetzt untersuchen und entscheiden, ob der Baum noch zu retten ist. Viel Hoffnung aber gibt es nicht, seit Jahren ist der Baum von Pilzen befallen und wurde zuletzt 2011 stark beschnitten, um ihn am Leben zu erhalten. Vorerst wird der Ahorn abgesperrt, ebenso wie der Park. Dort sichtet die Stadt noch die übrigen Bäume, um Gefahrenstellen auszuschließen.

Fotostrecke: Unwetter in Bad Salzuflen

Doch nicht nur in Schötmar hinterließ das heftige Unwetter vom Sonntagabend Spuren. Vor allem die Ortsteile Lockhausen, Ahmsen, Werl-Aspe, Wüsten und die Innenstadt hatten mit sintflutartigem Regen, Hagel und Sturmböen bis Stärke 9 zu kämpfen. Laut Wetterdienst kamen über 17 Millimeter Regen innerhalb von einer Stunde pro Quadratmeter herunter. Die Folge: Zahlreiche Straßen und Keller wurden überflutet.

Besonders betroffen hat es die Geschäfte in der Bad Salzufler Innenstadt. Entlang der Steege lief das Wasser in fast alle Geschäfte. Noch gestern waren die Inhaber mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Die Commerzbank konnte nicht wie gewohnt öffnen, da die Elektronik beschädigt war. Dennoch hatten die Kaufleute Glück im Unglück – auch, weil sie schnell reagierten und sich innerhalb kurzer Zeit per Handy informierten.

Die Steege stand innerhalb von Minuten nach Beginn des Unwetters gegen 19.30 Uhr unter Wasser. Mit Sandsäcken versuchten Bewohner und Kaufleute, das Wasser vor den Häusern zu halten, schippten und feudelten das Nass zurück auf die überschwemmte Steege und halfen sich gegenseitig, um Schlimmeres zu verhindern. Etwa um 21 Uhr war der Spuk dann vorbei, blubberten die letzten Rinnsale in die Gullis.

Jetzt beschäftigt die Geschäftsinhaber vor allem die Frage, ob die Überschwemmung vermeidbar gewesen wäre. „Die Steege ist der niedrigste Punkt in der Innenstadt", sagt Birgit Quentmeier vom „Teeladen". Das Wasser fließe hier von Herforder Tor, Wenken-, Osterstraße und Millau-Promenade zusammen. Zudem seien im Zuge der Sanierung einige Schwellen zu den Läden abgebaut worden, so dass das Regenwasser jetzt ungehindert eindringen könne. „Auf der Bürgerversammlung", erinnert sich Katrin Aleksander-Jungilligens vom Kinderladen, „hat man uns gesagt, das Wasser fließe Richtung Salze ab. Das aber kann gar nicht funktionieren". Auch die Gullis und Regenrinnen vor den Läden halten die Geschäftsinhaber für zu klein dimensioniert.

Das allerdings sieht Thomas Meise, Fachdienstleiter Tiefbau, anders: „Für solch eine extreme Wetterlage kann man letztlich nicht vorbeugen." Die Steege sei ebenso wie das Schlipsteiner Tor aufgrund ihrer tiefen Lage hochwassergefährdet. „Die Gulli sind ausreichend dimensioniert, sie entsprechen allen Vorgaben, zudem haben wir weit mehr Abläufe installiert, als gesetzlich vorgegeben sind." Er ist überzeugt: Für dieses Wetter-Großereignis hätte es hier, wie auch in der übrigen Stadt, keine adäquate Vorsorge geben können.

Hinzu komme, dass die Salze Hochwasser führt. „Die Kanäle konnten nicht mehr richtig ablaufen. Da können wir leider nichts machen." Zudem hätte der Sturm die Gullis mit Blättern und Unrat verstopft. Eine unglückliche Ausnahme-Wettersituation, doch dafür könne man nicht die Neubaumaßnahme verantwortlich machen. Zumal Gefälle und auch die Hauseingänge im Wesentlichen gleich geblieben wären.

Information

Baum stürzt auf Auto mit Insassen

Zu über 70 Einsätzen rückte die Feuerwehr von Sonntagabend bis Montag aus. Alle verfügbaren Kräfte waren im Einsatz, um umgeknickte Bäume zu bergen, Keller und Straßen abzupumpen. Dabei verliefen die Unfälle glimpflich: Auf der Ostwestfalenstraße wurden drei Insassen von einem umgestürzten Baum in ihrem Fahrzeug eingeklemmt, an der Schießhofstraße knickte ein Baum auf einen Pkw, in dem sich noch ein Paar befand. Alle Personen blieben unverletzt. An den Fahrzeugen entstand Totalschaden. In Wüsten wurden Felder auf die Straße abgespült. Auch dort waren die Feuerwehrkräfte bis zum frühen Montagmorgen in Einsatz, um die Straße von den Schlammmassen zu befreien. Auch die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes waren im Dauereinsatz. Sie fuhren gestern die Straßen der Stadt ab, sicherten Gefahrenstellen und sammelten Äste ein. Ein Baumkletterer schnitt Äste ab, die die Sicherheit auf Straßen und Wegen gefährdeten.

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