Bad Salzuflen-Schötmar. „Singe, wem Gesang gegeben" lautet die erste Zeile eines Gedichtes, das Ludwig Uhland vor gut 200 Jahren geschrieben hat. Und Singen, davon ist Catherine Jolles fest überzeugt, kann eigentlich jeder. Er weiß es vielleicht nur nicht. Das soll das Projekt „Sing mit!" ändern, das sie gemeinsam mit dem Pianisten Matthias Kämper und dem Förderverein der städtischen Musikschule entwickelt hat.
„Das Angebot richtet sich vor allem an Menschen, die glauben, nicht singen zu können", bekräftigt Jolles in einem Pressegespräch im Schloss Schötmar. „Und daher steht vor allem die Lust am Singen in der Gruppe im Vordergrund." Damit jeder mitmachen kann, haben die beiden fürs erste Mal Lieder ausgewählt, die die meisten aus ihrer Jugend kennen: Nenas „99 Luftballons" sind dabei, „Hit the road, Jack" oder „Griechischer Wein" zum Beispiel. „Es können aber genau so gut die Fahrtenlieder aus dem Zeltlager sein, wie man sie aus der Mundorgel kennt", ergänzt Kämper.
Die Hemmschwelle für eine Teilnahme ist bewusst so niedrig wie möglich gehalten. Es gibt keinerlei Verpflichtungen – wer Lust zu Singen verspürt, kommt einfach zum angegebenen Termin in die Musikschule, und entscheidet frei, ob er oder sie das nächste Mal wieder dabei ist.
Inspiriert ist das neue Angebot von Musikschule und Förderverein zum einen von der recht erfolgreiche laufenden Singwerkstatt, die vor etwa zweieinhalb Jahren als „Chor 50+" startete und Sangesinteressierte außerhalb etablierter Chorstrukturen anlocken sollte, sowie dem „Rudelsingen", wo Menschen zu Hunderten zusammen kommen, um aus Spaß an der Freude Lieder zu singen. Im Foyer der Musikschule wird es eine Nummer kleiner zugehen, ohne Verstärkeranlage, mit Klavierbegleitung. „Und es wird nicht großartig geübt", sagt Catherine Jolles. „Wir singen einfach drauflos." Die Liedtexte werde ähnlich wie beim Karaoke per Beamer an die Wand geworfen. Angst vor falschen Tönen brauche niemand zu haben: „Wenn man in der Gruppe singt, fällt das kaum auf", so Jolles.
Das Ganze ist ein Experiment, und natürlich hoffen die Verantwortlichen, dass das Angebot auf Gegenliebe stößt: „Mehr als 50 Teilnehmer – das wäre schon schön", sagt Musikschulleiter Stephan Otters. Bislang ist Donnerstag, 10. November, 20 Uhr als Starttermin festgelegt – alles weitere soll sich zusammen mit den Teilnehmern entwickeln. Dauern soll das Ganze etwa zwei Stunden, mit einer Pause, in der der Förderverein für Getränke und Snacks sorgt. Bedarf für solch ein musikalisches Angebot sehen Jolles, Kämper und Otters durchaus: „Singen ist wieder gesellschaftsfähig geworden."