Bad Salzuflen. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee ist am Sonntagvormittag durch die Räume der Volkshochschule gezogen. Röstmeister Jürgen Rinne hat 13 Teilnehmer mit seinem Vortrag vom "Kaffeetrinker zum Kaffeekenner" gemacht. Dabei zeigte sich bereits ziemlich früh, dass Jürgen Rinne es bei seinem zweiten Exkurs an der VHS mit echten Liebhabern zu tun hatte.
"Ohne einen Kaffee am Morgen komme ich gar nicht in Schwung", gestand Regina Krems. Zusammen mit ihrem Mann Jo hat sie nach eigenen Angaben schon fünf bis sechs Versuche gestartet, um eine eigene Kaffeepflanze zu ziehen. "Erst machen sie einen kleinen Satz nach oben, und dann fallen irgendwann alle Blätter ab", so ihre traurige Bilanz.
Jürgen Rinne ist gelernter Jurist. Seit etwa sieben Jahren beschäftigt er sich professionell mit der Herstellung des beliebten Getränks. In Bad Salzuflen hat er 2012 in der Wenkenstraße eine Kleinrösterei samt Café eröffnet. Inzwischen ist die Produktion ins niedersächsische Rinteln umgezogen. Von dort aus startet er in alten Feuerwehrautos seine Reise über die Wochenmärkte in der Region. Mit im Gepäck: Feinste Sorten Kaffee aus aller Herren Länder. Den Import der mit rund 200 Euro je Kilogramm teuersten Kaffeebohnen der Welt, "Kopi Luwak", lehnt Jürgen Rinne nach eigenen Angaben strikt ab. Diese besonderen Bohnen bekommen in Indonesien durch den Verdauungsprozess bei Schleichkatzen einen ganz besonderen Geschmack. "Das ist zum Modegeschäft geworden und ist nicht gut für die Tiere", erklärt Rinne. Kaffee sollte seiner Meinung nach nicht zu Dumpingpreisen abgegeben werden. "Genusskaffee ist unter 25 Euro je Kilogramm nicht zu haben", betont der Barista.
Doch der Experte machte Regina Krems Mut. "Das ist auch gar nicht so einfach. Die Rahmenbedingungen müssen einfach passen", sagte Jürgen Rinne. Die Pflanze brauche sehr viel Pflege. Außerdem müssten die klimatischen Bedingungen stimmen. "Das Gießen der Pflanze ist schon eine Wissenschaft für sich", unterstrich Rinne.
Während bis vor zwei Jahren noch ein Großteil des in Deutschland getrunkenen Kaffees aus Brasilien kam, habe sich der Import gewandelt: Vietnam und seine Lieferung an Robusta-Bohnen seien gefragter denn je. "Rund 200 verschiedene Sorten gibt es auf dem Markt. Aber nur wenige spielen im Handel eine Rolle", hat Rinne beobachtet. Die Arabica-Bohne, mit dem vielfach der Handel werbe, werde von Robusta abgelöst.
"Das Preisdumping der Discounter ist extrem schlimm. Qualität spielt da keine Rolle mehr", bedauert der Barista und findet deutliche Worte gegen die großen Kaffeeimporteure: "Das, was die da verkaufen, ist absoluter Dreck. Mit wirklichem Kaffee hat das nichts mehr zu tun."
So strichen die Großkonzerne zunehmend die Formulierungen wie "Rostkaffee" aus dem Marketingvokabular, um ein minderes Produkt salonfähig zu bekommen. "Bei einem Päckchen Kaffee, das im Handel für 3,33 Euro je Kilo angeboten wird, und wovon 2,19 Euro Kaffeesteuer runtergehen, bleibt nichts mehr für die Produzenten", betont Jürgen Rinne. Ökologisch betrachtet sei das eine Katastrophe.
Um dem entgegenzuwirken, hat sich auch Sebastian Klatte vor einiger Zeit gegen den industriellen und sogenannten "Haushaltskaffee" entschieden. Er kauft neuerdings seinen Bedarf bei kleinen Röstereien ein. "Als Softwareentwickler ist es auch mal schnell ein halber Liter, der da durchgeht", sagt Klatte. Von dem Kaffeeseminar in der VHS habe er aus der Zeitung erfahren und mit seiner Freundin viele neue Einblicke bekommen. "Ich kaufe meinen Kaffee jetzt deutlich bewusster ein", nimmt er als ein Fazit des Kurses mit.
Die Zeit in den Pausen versüßte Jürgen Rinne den Teilnehmern mit handgerösteten Kaffees aus Kuba, Papua Neuguinea, Costa Rica und Guatemala. Allesamt wurden sie stilecht in der Stempelkanne zubereitet, um den Moment des passenden Genusses komplett selbst in der Hand zu haben.
Paula erklärt's: "77.000 Tassen Kaffee im Leben"
Sicher habt ihr bei euren Eltern schon gesehen, dass sie sich morgens zum Frühstück als erstes einen Kaffee machen. Viele Erwachsene brauchen den, um wach zu werden und in den Tag zu starten. Grund dafür ist das darin enthaltene Koffein, das - einfach gesagt - für eine gewisse Zeit die Müdigkeit aus dem Körper vertreibt.
Im Schnitt trinken Erwachsene rund 77.000 Tassen Kaffee in ihrem Leben. Um Kaffee trinken zu können, müssen zuvor Bohnen angebaut werden. Doch eigentlich sind es keine richtigen Bohnen, sondern Kaffee-Kirschen. Diese werden von Bäumen geerntet und getrocknet. Eine Maschine trennt dann das Fruchtfleisch und eine Schutzhaut ab, damit man an den Kern kommt.
Noch riecht oder schmeckt dieser Kern jedoch nicht nach Kaffee. Das kommt erst später in der Maschine, wo die Bohnen geröstet werden. Danach werden sie gemahlen und später mit heißem Wasser aufgebrüht. Nachdem man das nasse Pulver wieder weggefiltert hat, ist der Kaffee fertig. Aber Vorsicht: Er ist sehr heiß!