Bad Salzuflen. Vor Beginn der Sperrung der Salzufler Straße sind es rund 2900 Fahrzeuge gewesen, die pro Tag durch die Mozartstraße fuhren, aktuell schieben sich mitunter mehr als 5000 über die enge Fahrbahn. Das haben Messungen der Stadt ergeben. Dabei jagen einzelne Fahrer auch schon mal mit mehr als 80 Stundenkilometern durch die Tempo-30-Zone. Die Anwohner sind ziemlich sauer.
Der Verkehr zwischen Herford und Salzuflen sucht sich seit Herbst vergangenen Jahres seinen Weg durch die Mozartstraße. Grund dafür sind Bauarbeiten am Gröchteweg und auf der Salzufler Straße, die noch mindestens bis Oktober 2019 beziehungsweise bis Oktober 2021 dauern werden (die LZ berichtete). Seit Beginn der Bauarbeiten ist die logische Umleitung für viele Fahrer die Mozartstraße, die in der Siedlung Elkenbrede liegt.
Die Liste der Beschwerden der Bewohner der Siedlung ist lang. Detlev Will wohnt seit 16 Jahren in der Mozartstraße, wie er erzählt. „Um 7.15 Uhr morgens fahren hier manchmal 40-Tonner durch", sagt Will im Gespräch mit der LZ. Den weitaus größeren Teil stellen seiner Schilderung zufolge aber 4- bis 5-Tonner, die „hier rauf und runter fahren." Auch der normale Autoverkehr zerrt an den Nerven der Anwohner, wie Renate Ciesielski-Finke schildert. „Teilweise komme ich von der Händelstraße mit dem Auto nicht auf die Mozartstraße, weil die Leute denken, es handele sich dabei um eine Vorfahrtsstraße." Stefan Hagemann ergänzt: „An Rechts vor Links wird sich nicht gehalten. Es wird gehupt wie im Istanbuler Verkehr." Der Krach macht auch Jürgen Prater zu schaffen, der in der Mozartstraße wohnt: „Das Fenster aufzumachen, ist unmöglich." Für Udo Gröger stellt sich noch ein andere Frage: „Der Schwerlastverkehr macht mit den Hinterrädern die Straße kaputt. Müssen dann die Anwohner die Schäden zahlen? Das ist nicht zu akzeptieren." Die Bewohner fordern nun Verkehrskontrollen der Polizei und ein Durchfahrtsverbot für Lkw: Knapp 60 Lastkraftwagen sind während der aktuellen Messung über den Tag verteilt über die Fahrbahn gerollt.

Bei der Stadt sind die Probleme bekannt. „Beschwerden über zu schnelles Fahren und das Verkehrsaufkommen erhalten wir derzeit aus dem gesamten Siedlungsgebiet Elkenbrede", teilt Lars Wolfmeier vom Fachdienst Tiefbau auf LZ-Anfrage mit.
Der Anteil von Lkw am Gesamtverkehr macht Berechnungen der Stadt zufolge in der Mozartstraße zwar nur gut ein Prozent aus. Bei der Durchfahrt der Lkw könne es allerdings zum Rückstau kommen. „Insofern kann ein Lkw-Verbot hier ein wirksames Mittel sein, um unnötigen Lkw-Verkehr aus der Siedlung herauszuhalten", so Wolfmeier.
Ein Verbot ist seiner Ansicht nach aber nur zweckmäßig, wenn auch von Herforder Seite der Verkehr sinnvoll umgeleitet werde. Andernfalls müssten die Lkw auf dem Gröchteweg drehen – ein laut Wolfmeier nahezu aussichtsloses Unterfangen. Er will mit der Stadt Herford in den kommenden Tagen über das Thema sprechen. Ein Durchfahrtsverbot wird auch seitens der Salzufler Politik befürwortet.
Die aktuell im Schnitt gefahrene Geschwindigkeit in der Straße ist der Auswertung zufolge zu hoch. Laut Messung der Stadt fahren 85 Prozent der Fahrer in der Tempo-30-Zone zwischen 36 und 40 Stundenkilometer, 15 Prozent fahren schneller. Wolfmeier: „Dies ist allerdings in sehr vielen Tempo-30-Zonen der Fall und somit keine Besonderheit." Auch „unfallauffällig" sei der Bereich nicht.
Dennoch will die Verwaltung etwas unternehmen. „Es werden Dialogdisplays installiert, die die Verkehrsteilnehmer auf die Geschwindigkeiten aufmerksam machen sollen", so der Fachmann. Wolfmeier glaubt nicht, dass der Straßenbelag derzeit über die Maßen leide. Es sei nicht davon auszugehen, dass beitragspflichtige Sanierungsarbeiten nach Ende der Bauarbeiten folgen würden, wie einige Anwohner fürchten.
Messung
Die Stadt hat den Verkehr in der Mozartstraße jeweils für eine Woche gemessen und dabei den verkehrsstärksten Tag ausgewertet. Eine Messung vor Beginn der Vollsperrung der Salzufler Straße ergab ein Aufkommen von 2868 Fahrzeugen (15. Oktober 2018), nach Beginn der Arbeiten waren es zunächst 4867 Fahrzeuge (5. November 2018), aktuell sind es 5184 (15. Mai 2019).