Bund der Steuerzahler will Kosten für Toilettenanlage in Schötmar prüfen

Bad Salzuflen . 250.000 Euro für eine öffentliche Toilette – muss das ein? Überregionale Medien haben jetzt das neue stille Örtchen am Schötmaraner Schlosspark zum Thema gemacht. Die Frage, die gestellt wird: Sind hier Steuergelder nicht ganz korrekt eingesetzt worden?

Etwa 90 Prozent der Gelder für die Toilette stammen aus Fördermitteln des Landes. Bereitgestellt wurden sie für die &bdquo;Förderung von Quartieren mit besonderen Entwicklungsbedarf". Für die Aufwertung des Spielplatzes samt Toilette wurden 306.620 Euro an Fördermitteln beantragt, die sich auf 56.000 Euro für den Spielplatz, 235.620 Euro für das Toilettenhaus und 15.000 Euro für die Sanierung der alten Mauer verteilen.

Bernd Zimmermann, Technischer Beigeordneter der Stadt, hält die Kritik für ungerechtfertigt: &bdquo;Schließlich gehört auch die Toilette zum beschlossenen Konzept, den Schlosspark in Schötmar aufzuwerten." Im Zuge der Planungen sei auch überlegt worden, das ehemalige AWO-Gebäude und die dort vorhandenen Toiletten zu sanieren. &bdquo;Letztendlich haben wir uns aber für einen Neubau entschieden, weil uns dies langfristig sinnvoller erscheint", sagt Zimmermann.

Zum einen sei die Anlage durch die Bezahlfunktion vor Vandalismus geschützt, zum anderen spare man durch die Selbstreinigung Personalkosten. &bdquo;Und für eine selbstreinigende Anlage muss man eben eine solche Summe hinlegen", fügt Bernd Zimmermann an. Es sei auch keine &bdquo;Luxusvariante" entstanden – das Geld damit erst recht nicht &bdquo;unnötig" eingesetzt.

André Schröder vom Bürgerverein Schötmar ist der Ansicht, dass ein neues WC an Schlosspark und Spielplatz längst überfällig war. &bdquo;Das alte konnte man niemandem mehr zumuten." Ob die Kosten in der Höhe gerechtfertigt seien, könne er nicht beantworten. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass die zuständigen Stellen das geprüft haben."

Gut finde er, dass die Anlage selbstreinigend, stabil und barrierefrei sei. &bdquo;Vor Veranstaltungen im Schlosspark haben wir oft entsprechende Anfragen von Rollstuhlfahrern." Vom Bund der Steuerzahler NRW heißt es, man müsse das Thema noch recherchieren. &bdquo;Der Fall wirft Fragen auf", sagt Pressereferentin Andrea Defeld. Etwa, ob die Fördermittel zweckmäßig eingesetzt worden seien. &bdquo;Die Frage ist, hilft die Toilette dem Stadtteil, oder gibt es einen anderen Bedarf?"

Die Toilettenanlage ist Anfang Februar installiert worden. Sie verfügt über zwei Unisex-Kabinen, die mit Fliesen und Sanitäranlagen aus Edelstahl ausgestattet sind sowie einen Technikraum im hinteren Bereich.

Glosse: Hätten die Schötmaraner das mal vorher gewusst: Dass eine kleine aber feine Toilettenanlage ausreicht, um es bundesweit in die Schlagzeilen zu schaffen. Was hat sich der Bürgerverein in den vergangenen Jahren nicht abgerackert. Die Mitglieder haben wirklich alles versucht: ihre Dorffeste aufgewertet, neue Schausteller an Land gezogen, schmissige Bands auf die Bühnen gelockt, sind zig Kooperationen eingegangen, haben Blut und Wasser geschwitzt, um Schötmars Image aufzuwerten. Mensch, das wäre doch alles gar nicht nötig gewesen. Spätestens seit der bundesweiten Berichterstattung zum &bdquo;Luxus-Klo" hat der Ortsteil, von dem sonst vermutlich kaum einer jemals etwas gehört hätte, endlich die Aufmerksamkeit, die er sich immer gewünscht hat.

Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen. Einzelhändler: Macht euch bereit – Souvenirs rund um die Luxus-Toilette könnten der Kassenschlager schlechthin werden. Spätestens in einigen Tagen werden sich die Scharen an Steuer-Verschwendungs-Touristen die Begastraße hochschieben, um eines der heiß begehrten Selfies mit der Luxus-Klobrille zu schießen. Die Gradierwerke waren gestern – jetzt kommt der Schüssel-Tourismus! Und mal ganz ehrlich: Schlechte Presse ist doch auch irgendwie gute Werbung.

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